Monat: Oktober 2019

China Buch Blog – Gebrauchsanweisung für China

1.Buch Blog am 19.Oktober 2019

China bietet eine große Fülle an Literatur. In meiner Lieblingsbuchhandlung Wagner in Ingelheim habe ich seit dem Startschuss für eine weitere spannende Zeit im Ausland Literatur über China und über Shanghai gesucht. Es gibt die klassische Reiselektüre, die ich natürlich sofort gekauft habe aber auch Bücher über Land und Leute, Bücher über die 5000 Jahr alte Geschichte, Romane und Bildbände sowie Zeitschriften und Literatur für Kinder. Dazu werden wir täglich in der Presse mit ganz unterschiedlichen Themen, sei es politisch, wirtschaftlich und sozial über das Land informiert. Mein Bewusstsein für Land und Leute hat sich geschärft und so suche ich förmlich immer wieder nach tagesaktuellen Nachrichten. So entsteht ein immer intensiveres Bild über das Land und die Menschen.

Mit meinem China Buch Blog werde ich nun meine Sammlung an Chinabüchern vorstellen und euch teilhaben an der Literaturwelt über China. Vielleicht regt es auch zum Kauf an oder auch Ideen, anderen eine Freude zu machen. Ich zumindest verschenke sehr gerne Bücher.

Welche Kategorien werde ich beleuchten?

++ Reiseführer ++ Abenteuer & Reiseberichte ++ Romane ++ historische Romane ++ Fotobände ++ klassische Geschichte ++ Literatur für Kinder ++ Zeitschriften ++ Chinesische Kochbücher ++

Beginnen möchte mich mit dem ersten Buch, das ich gekauft habe:

Gebrauchsanweisung für China

von Kai Strittmatter

Über den Autor

Der Sinologe Kai Strittmatter ist mit Unterbrechungen von 1997 bis 2018 Korrespondenz für die Süddeutsche Zeitung in Peking gewesen. Er gilt als einer der besten China-Kenner in Deutschland. Mit seiner Auslandsreportage „Wolfskind“, das die Kulturrevolution ich China beleuchtet, wurde er mit dem Theodor -Wolff-Preis geehrt. Sein jüngste China Buch hat den Titel Die Neuerfindung der Diktatur – Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert. Zur Zeit ist er als Auslandskorrespondent der Süddeutschen Zeitung in Finnland.

Das Buch

Ich habe mich gleich in die Gebrauchsanweisung für China verliebt. Es hat mir abseits von Reiselektüre und Geschichte über das Land einen umfangreichen Überblick über das Leben in China und über das Volk gegeben. In ca. 50 unterschiedlichen langen Kapiteln lerne ich nicht nur bei jeder Überschrift gleich die chinesische Übersetzung sondern staune über die dazugehörigen chinesischen Schriftzeichen.

Durch die vielen Kapitel habe ich immer mal wieder ein Kapitel gelesen, auch mal zwischen Einkauf und Waschmaschine oder zwischen Schreibtisch und tollen Fotoaufträgen. Die Kapitel bauen nicht aufeinander auf, sondern geben ein Potpourri über Fakten, Land & Leute, eigene Erlebnisse, Geschichte, Kultur und Kuriosem wieder. Ich bin also dank des Buches recht gut vorbereitet nach China umgezogen.

So lerne ich:

  • Die überlebenswichtige und identitätsgebende Visitenkarte wird von den Chinesen immer in beiden Händen haltend übergeben. Und ein kleine Verbeugung gehört dazu.
  • von den ca. 1,3 Milliarden Chinesen haben 95 Millionen den Familiennamen Wang und die Nachnamen Zhang und Li tragen weitere 185 Millionen Chinesen. Anmerkung: Li Yànnán heisst meine Chinesisch Lehrerin und sie ist sehr stolz auf ihren Familienname und der Familienname ihres Mann ist auch Li!
  • Die Chinesen haben den Kompass erfunden und Zheng He war ein großer Seefahrer, der sich auf viele Expeditionen begeben hat und war gleichzustellen mit Kolumbus. Anmerkung: Nur habe ich von Zheng He noch nie etwas gehört.
  • Mahjongg ist ein populäres chinesisches Brettspiel.
  • Das Karaokesingen ist sehr verbreitet und es gibt auch einen Karaoke Fernsehsender – KTV.
  • Chinesen leben in einem anderen Zeituniversum als Abendländer.
  • Seit 3000 Jahren wird in China mit Stäbchen gegessen, produziert werden davon jährlich unglaubliche 80 Milliarden.
  • Reis gehört besonders bei Restaurantbesuchen nicht unmittelbar auf den Tisch, er gilt als Sattmacher und wird erst am Ende einer Mahlzeit zu sich genommen.
  • Der meist grüne Tee {Cha} ist nach wie vor das Lebenselixier für die Chinesen und gilt als Treibstoff, um den Tag zu überstehen.
  • Beim Anstossen rufen die Chinesen „gan bei!“aus
  • 1980 hat die chinesische Regierung eine Essenrevolution ausgerufen: „Trinkt mehr Milch! Der Westen tut es auch.“
  • Die Chinesen essen aus gemeinsamen Schüsseln, die in der Mitte des Tisches stehen, daran hat die Seuche SARS vor gut 10 Jahren auch nichts verändert.
  • Der Panda {Xiang Mao} ist Chinas Nationalschatz. In freie Wildbahn leben heute nur noch rund 1600 Pandas.
  • Für Mao Zedong waren 1958 Fliegen, Mücken, Ratten und Spatzen die „Vier Übel der Natur“. Er rief zur Ausmerzung auf. Das Ökoystem kam aus dem Gleichgewicht.
  • Über 20.000 Jahre lebte der weiße Baiji Delfin im weit verzweigten Jangtze Fluss oder auch gelber Fluss genannt. Nun ist er durch den Eingriff Chinas in die Natur ausgestorben.
  • „Berg der roten Pagode“ {Hong ta shan} heisst eine berühmte Zigarettenmarke, bis 2003 der wertvollste Markenname Chinas
  • Mondfest im Herbst und Frühlingsfest im Januar/Februar, abhängig vom Mondkalender, sind die beiden wichtigsten Fest in China. Beim Mondfest werden kleine, gefüllte und grässlich schmeckende Kekse nicht größer als eine Handinnenfläche gegessen und bei Neujahrsfest werden einfache jiao zi hergestellt, ähnlich wie Ravioli.
  • In China gibt es ein Amt für geistige Zivilisation.
  • Illustrer Darwinismus existiert auf Chinas Straßen.
  • uvm.

Die Geheimtipps am Ende des Buches sind dann nochmal ein Orientierungsgeber im Straßenverkehr, Hinweise zum unauffälligen Eintauchen in die Gesellschaft samt Hinweis, die Kamera nicht zu vergessen und Ohrstöpsel.

Dies war ein kleiner Überblick über die verschiedenen Themen, die Kai Strittmacher in einem herzlichen Ton über China geschrieben hat. Mir hat das Lesen wirklich Lust gemacht auf ein Land mit so viel neuer und alter Kultur und mit so viel Gegensätzlichem. Ich kann diese Buch jedem, der eine Reise nach China macht und das Land im Vorfeld abseits von den klassischen Reisbüchern kennenlernen möchte, nur wärmstens empfehlen. Natürlich ist es auch ein wunderbarer Einstieg für alle Expats, sich auf Ihre Zeit im Land der untergehenden Sonne einstimmen möchten.

Übrigens: Der Buchumschlag ist wirklich gelungen, es scheint, dass auf eine Art Stoff gedruckt wurde. Ich habe es gerne in der Hand!

Vorschau

Die nächste Buchvorstellung wird ein Kochbuch sein.

Zum Schluss noch einmal ein paar Fotos aus Shanghai, die ich bei meinem letzten Streifzug durch die French Concession gemacht habe

Als Expat sich in SHANGHAI zurecht finden

22. Blog am 8.10.2019

Zum Überleben in China braucht ein Expat ein Mobiltelefon mit einer chinesischen Nummer. Daran kommt man recht schnell und eingerichtet ist es auch in Kürze. Dann werden üblicherweise einige APPs heruntergeladen. Das Zauberwort in China heisst WeChat!

WeChat allgegenwärtig

Das Kommunikationsmittel ist WeChat und es ist ähnlich aufgebaut wie WhatsApp. Du meldest dich an und du hast dann ein Profil, mit dem du viel mehr machen kannst ans mit WhatsApp. Deine Mobilnummer ist notwendig, ist aber für andere nicht sichtbar. Im Vordergrund steht natürlich das Schreiben von Nachrichten wie bei WhatsApp auch. Whatsapp ist in China nicht bekannt und nur die Expats haben es und nutzen es mehrheitlich zur Kommunikation mit zu Hause.

Es gibt unendlich viele Gruppen, in die Du eingeladen werden kannst von demjenigen, der in dieser Gruppe drin ist. So wachsen Gruppen recht schnell, sobald klar ist, dass sie gut sind und du an viele Informationen leicht dran kommst. So war ich schnell in der Gruppe ‚Ratschen – Shanghai auf deutsch‘ und dort gibt es ein Schwarmwissen von 380 Deutschen. Meistens sind es die Frauen, die hier sehr aktiv sind. Ich bin eher stille Leserin, da ich ja noch neu bin und ich bekomme Infos zum tollsten Blumenmarkt oder auch Tips zu guten Deutschen Ärzten oder Hinweise für Veranstaltungen im Deutschen Club. Die Informationsflut ist hier atemberaubend.
Die nächsten Gruppen sind dann Elterngruppen der Britischen Schule, auf die unsere Zwillinge gehen. Das ist dann New Parents Group oder Year 8 Parents Group. Hier gibt es weiteren Informationswahn von Seiten der Schule, da musst du dich damit beschäftigen und das Wichtigste herauspicken. Das Schöne ist, dass Du ganz schnell neue Eltern kennengelernt. Da ich gerne Kontakte knöpfe, habe ich also kein Einsamkeitssyndrom. Wenn Du jedoch nicht aufpasst bist Du schnell in 20 Gruppen und dein Telefon hört gar nicht mehr auf zu brummen. Dann heisst es filtern und heimlich die Gruppe verlassen. Merkt keiner!

WeChat Pay – Zahlen mit Karte oder Bar ist nicht üblich!

We Chat hat auch eine Bezahlfunktion. Mit Wechat Pay kannst du alles kaufen, jeder Shop hat einen Wechat Pay QR Code. Diesen scannst du mit dem Mobiltelefon, klickst zwei mal und schwups ist der Kaffee oder das Abendessen oder der Einkauf bezahlt. Darüber hinaus gibt es auch Alipay als Bezahlfunktion. Das wird noch mehr benutzt und funktioniert auch mit Scannen von QR Codes. Bei beiden Zahlsystemen hinterlegst du eine Bankkarte und von dieser wird das Geld dann abgebucht. Oder du lädst Geld auf dein WeChat Profil oder Alipay Profil und bezahlst so.

Miniprogramme – einfach klasse!

Neben der Kategorie „Chat“ und der Liste Deiner „Kontakte“ findet man in „Entdecken“ bei WeChat noch weitere nützliche Dinge wie Miniprogramme. Das können kleine Lernprogramme für den Chinesisch Unterricht sein oder das Shoppingmodul von Aldi oder thmart, wo Expats shoppen können ohne die Sprachbarriere mit chinesischen Schriftzeichen überwinden zu müssen. Wieder bezahlst du mit WeChat Pay und schwups ist es erledigt.

Momente – Fotos posten

Dann finde ich in der in der Kategorie auch den Button Momente, wo ich Fotos posten kann mit ein paar Worten dazu. Meine Kontakte können ein Herzchen hinterlassen oder es kommentieren. Ich mag die Fotos anderer gerne anschauen, da entdecke ich z.B. von Newbie Nicole aus Frankfurt, dass das Museum of Illusions toll ist. Und schwups bin ich da dann gleich letzten Sonntag mit meinem 3 Männern hin.

Der direkte Austausch tut gut!

All diese wunderbaren Funktionen von WeChat helfen mir und den anderen Expats sich schnell zurecht zu finden. Aber das Mobiltelefon mal zur Seite legen und einen direkten Austausch bei Kaffee und co. zu haben, ist natürlich unersetzbar und auch überaus hilfreich. Die alten Hasen helfen den neuen und so werde ich sicher irgendwann Neuankömmlingen helfen. Die Bereitschaft ist bei den Expats enorm, denn jeder weiß, daß der Anfang in einer neuen Stadt, in einem neuen Land sehr anstrengend ist. Die Begeisterung für die Stadt ist überall spürbar und ich lebe hier ein wirklich anders Leben.

Zeitschriften als Infomedium

Die Restaurantwelt ist beeindruckend, gute internationale Küche spricht sich bei Expats schnell rum und so findest du auch dort Expatzeitschriften wie That´s. Hierin lese ich gerne, trenne auch mal gute Artikel raus und entdecke Infos über eine Ausstellung oder ein Musical. Und auch hier finde ich einen QR-Code auf den Seiten, den ich dann scanne und schwups habe ich noch mehr Infos und schwups ist die Eintrittskarte für eine tolle Fotoausstellung mit WeChat Pay bezahlt. Herrlich unkompliziert.

Drahtesel und 30 Millionenstadt – kein Widerspruch!

Ich wohne mit meiner Familie mitten in Shanghai und das Zurechtfinden in den Straßen dauert natürlich ein bisschen. Da wir kein Auto hier fahren dürfen, sitze ich hinten und lasse mich von Neo hin- und herfahren. Welch Luxus! Das hat zur Folge, dass meine Orientierung nicht besser wird. Schwups – da heisst es Umdenken und ein Fahrrad muss her. Eine kluge Entscheidung, denn in kürzester Zeit habe ich meinen Kietz im Griff und kann mich ohne Handynavigation zurecht finden. Es macht dazu auch noch irre viel Spaß und ich fühle mich gleich viel mehr als Shanghaianerin. Die kleinen Einkäufe legte ich wie alle anderen in das kleine Körbchen vorne am Lenkrad. Und auch meine drei Männer haben sich ein Fahrrad zugelegt und zu viert erkunden wir am Wochenende gemeinsam die Großstadt. Ja, es ist möglich, durch die Straßen mit dem Fahrrad zu fahren, jedoch ist Achtsamkeit geboten, denn Auto fahren können die Chinesen nicht und beim Moped fahren gibt es keine Regeln – alles geht kreuz und quer und für mich als gut erzogene Deutsche bestückt mit Werten wie Rücksichtnahme anderen gegenüber komme ich hier nicht weit.

Das Leben im Ausland ist spannend, nichts für Ungeduldige. Leider gehöre ich zu dieser Spezies, so dass die ersten Wochen nicht gerade unanstrengend waren. Wenn dann WeChat nicht läuft und du nicht weisst, wie Du bezahlen sollst und auch die ganzen chinesischen Schriftzeichen nicht lesen kannst. Puh, da habe ich mich abends auf meinem Mann gefreut, wir haben einen schönen Wein geöffnet, einen Burger online bestellt und ich habe ihm mit erhobener Stimme erklärt, daß ich total obermässig mega genervt bin. Nach dem zweiten Glas Wein relativiert sich der Blick auf den Tag. Schwups – Du freust dich auf den neuen Tag auf Deinem Drahtesel und deiner Kamera und wirst einen neuen Versuch starten, mit WeChat oder Alipay beim Bäcker Brot zu kaufen!

Noch ein paar Eindrücke von der Stadt: