Schlagwort: Expatleben

Time to say GOODBYE

39. Blog am 6. Oktober 2022

Heute erschien in meiner lokalen Tageszeitung ein Artikel mit dem Titel: „Ausländer verlassen China“. Über eben diesen Artikel bin ich gestern schon aufmerksam gemacht worden. Er erschien in der WELT und ließ mich mit vielen Gedanken zurück. Der Artikel ist gut, denn er spiegelt genau wieder, was gerade mit den Expats in China passiert. Sie verlassen in Scharen das Land. Verständlich!

Ich habe im März Shanghai nach nur kurzer Wiederaufnahme meiner Expatzeit erneut verlassen. Es sollte nur für die Osterferien sein. Dann kam der wochenlange Shanghai-Lockdown, den wir aus der Ferne in Deutschland erlebt haben. Wir haben mit unseren Freunden in Shanghai gelitten. Mir war irgendwann klar, daß ich nicht mehr zurück nach China gehen werde. Die Gründe liegen auf der Hand. Freiheit!

Shanghai-Calling ist meine erste Blogseite geworden. Ich schreibe hier über das Leben als Expatfrau und Expatmutter seit 2019. Anfangs schrieb ich aus Deutschland und berichtete über die Vorbereitungen für das Expatleben 3.0, dann schrieb ich eine kurze Zeit aus Shanghai bis dann im Januar 2020 Corona in China ausbrach und ich aus Asien mit meiner Familie floh. Fast 700 Tage war ich nicht in Shanghai dank Corona, aber geschrieben habe ich weiter, da ich ja zurück wollte und dies auch im letzten September gemacht habe.
Da ich nun nicht mehr in China bin, werde ich meinen schönen Blog über das Leben im Ausland auch nicht mehr weiterführen. Es ist wie es ist. Eine Entscheidung.

Das Expatleben 3.0 haben wir uns als Familie vollkommen anders vorgestellt. Es sollte alles nicht sein und so blicke ich nach vorne, stehe auf und richte mein Krönchen. Ein Kraftakt.

Das Leben geht in der Heimat weiter, bei und mit Familie, Freunden und Bekannten und mit allem, was uns an der Heimat gefällt: die Freiheit, die Natur, der Sport, die Hobbies, die Traditionen und die Menschen. Freude.

Der Blog hat mir die letzten vier Jahre viel Spaß gemacht, ich habe viele unglaublich nette Menschen darüber kennengelernt und ich habe vielen Familien bei ihren ersten Expat Gehversuchen geholfen, habe sie beraten und auch mal Verzweiflungstränen übers Telefon getrocknet. Eine Bereicherung.

Shanghai ist eine pulsierende Stadt, ich habe die tanzenden Paare und Musikanten beobachtet, habe meine Fototouren, meinen Schneider, die Stoffmärkte, den Bund, die French Concession, meinen kleinen Arbeitsplatz im Baker & Spice, den Blick aus unserer Wohnung im 36. Stock, die Begegnungen mit anderen internationalen Familien, die tollen Restaurants und die vielen Fahrradtouren durch die nie schlafende Metropole am Yangtse genossen. Ab ins Erinnerungskästchen.

Allen Expats, die sich jetzt auf den Weg nach China machen, wünsche ich nur das Beste und ich bewundere den Mut und den Optimismus. Good Luck!

Einen Dank an meinen Mann, der mich nimmt, wie ich bin und an meine vier Kinder, die alle eine harte Zeit durchgemacht haben und auf die ich unglaublich stolz bin und die im Leben nicht mehr so viel schocken kann. Xié Xié!

Herzlichst,

Luise


Freiheit ist schon was schönes

The Bund Shanghai

38. Blog am 15. Februar 2022

Ich war noch nie in meinem Leben 3 Wochen eingesperrt. 2 Wochen in einem Hotel und eine Woche zu Haus. Kein Entkommen. Auch nicht mal eben kurz raus. Es ist eine Erfahrung, die man eigentlich nur macht, wenn Du etwas Schlimmes gemacht hast und das Recht spricht. Jedoch, wenn Du zur Zeit nach China möchtest, ist das die Pflicht, die du erfüllen musst, damit du wieder dort ankommst, wo du als Expat nun einmal gerade lebst.

Olympia in Peking

Zur Zeit bekommt die Welt etwas detaillierter die chinesische Gangart mit, denn es sind Olympische Spiele in Peking und der ein oder andere Athlet oder Funktionär muss sich unverzüglich in ein Quarantäne Hotel bewegen, wenn ein positiver Covid Befund vorliegt. Das ist kein Spaß, denn es ist kein Hotel mit gefüllter Minibar, täglich frischen Handtüchern oder gutem Essen und vor allem für die Sportler ausreichend Möglichkeiten, sich fit zu halten und das Hoffen, bald ins Olympische Geschehen doch noch eintreffen zu können.

Unsere Quarantäne im Hotel

Mein Mann und ich hatten das Glück, dass wir zusammen in ein Quarantäne-hotelzimmer für die 14 Tage gehen konnten. Eine kleine Suite. Alles schon ziemlich abgewohnt. Ein Sofa, zwei Sessel, eine Chaiselongue. Alle haben deutlich bessere Tage gehabt. Der Couchtisch klebt. Überall weiße Ränder vom Desinfektionsspray. Das Zimmer ist eher oberflächlich für den ersten guten Eindruck gesäubert worden. Die Schiebetür zwischen Wohnraum und Schlafzimmer klemmt. Ein Schreibtisch plus Stuhl. Ein Wasserkocher. 3 Dosen Chlortabletten für die Toilettenspülung, zu benutzen bei jedem Besuch des stillen Örtchens. 4 Rollen Klopapier. Ein Stück Seife. Je zwei große und kleine Handtücher. Mülltüten. 3 Pack Papiertaschentücher. Ein Kühlschrank – leer. Fenster können ein bisschen geöffnet werden – Frischluft ahoi. Ein Segen. Der Blick aus den Fenstern im 11. Stock ist trüb, eine große Straßenkreuzung, eine Hochstraße dazu und graue Hochhäuser auf der anderen Straße. Das Bett groß, weisse gebügelte Bettwäsche, die Matratzen laden nicht zum gemütliche Liegen ein, bretthart.

Realer Kontakte nach draussen

Für 2 Wochen waren wir dort eingesperrt, ein Entkommen nicht möglich, auch nicht mal eben über den langen Korridor sprinten, um mal die Beine aus einem Dauerschlafmodus zu bekommen. Jeden Tag für 14 Tage klopft es morgens und abends an der Tür. Ein weisser Marsmensch (genau so wie wir sie gerade bei den Olympiaübertragungen sehen) steht vor uns mit dem elektronischen Temperaturmesser. Volle Montur. Wir hechten schnell hin und strecken die Hand vor. Kommunikation eher wenig. Es ist vielleicht ein nîhâo – Hallo – und ein xièxie – Danke – . Wenn es ein netter Marsmensch ist, dann kommt ein bùkèqì hinterher – da nicht für. So schnell sie kommen sind sie auch wieder weg und klopfen an der nächsten Tür. Zusätzlich haben wir an Tag 4, Tag 7, Tag 11 und Tag 13 beim Marsmännchen an der Tür einen Coronatest gemacht. Nase und Rachen. Dabei haben wir genau aufgepasst, dass auf dem kleinen Röhrchen, wo die Teststäbchen reingesteckt wurden, auch tatsächlich unser Name drauf steht mit unserer Reisepassnummer. Morgens, mittags und abends gab es Essen, ein kleines Klopfen an der Tür signalisierte, auf dem kleinen Tischchen vor der Tür ist eine Plastiktüte mit zwei mal Essen. Zu geniessen war das Essen allerdings bis auf die Spaghetti nicht wirklich.

Virtueller Kontakt nach draussen

Eine liebe Person vor Ort hat uns zum Glück fast täglich mit tollen Carepaketen versorgt. Brot, Butter, Aufschnitt, Früchte, Müsli, Milch, Kekse. Sehr geschickt hat sie die Dinge verpackt, so ein bisschen Schmuggeln war von Nöten. Die Kaffeemaschine hat intensive Diskussionen beim Personal ausgelöst, aber die Verhandlungen liefen gut für uns und der Kaffee hat uns jeden morgen wach werden lassen.
Natürlich haben Freunde in Shanghai sich um uns gekümmert, immer wieder nette Nachrichten oder Anrufe und das Countdown zählen haben wir gemeinsam gefeiert.

Unsere Kinder haben uns sicherlich 50 mal angerufen, das war schön! Manche Gespräche mit Freunden waren für beide Seiten ein Augenöffner: „Ach so, ihr habt gar keine Minibar?“ … “ Nein“ … „Ihr bekommt wirklich keine neuen Handtücher in 14 Tagen und keine neue Bettwäsche? Da würde ich mich mal beschweren!“ … „Nein, das lassen wir lieber!“ … „Ach, ihr könnt nicht vor die Tür, hier in Deutschland machen das viele, zumindest nachts mal die beide vertreten!“ … “ Nein, hier sind überall Kameras und wir sind ja nicht zu hause!“ … „Könnt ihr nicht Zimmerservice ordern?“ … “ Nein, dies ist ein Quaranränehotel, es hat mit einem Hotel nichts zu tun!“

Germans stranded outside of SH

Das Pendant zu WhatsApp ist in China WeChat. Dies ist das zentrale Kommunikationsmedium, privat wie beruflich. Eine für deutschsprachige Expats lebensnotwendige Gruppe heisst: Germans stranded outside of SH. Hier sind während meiner 2 Wochen die Nachrichten im Sekundentakt gekommen. Die sowieso schon sehr wenigen Flüge aus Deutschland von Lufthansa und China Eastern drohten einer ums andere gestrichen zu werden. Die chinesische Flugaufsicht zählt die Menge an positiven Fällen, die eine Flugverbindung ins Land bringt, bei 5 akkumulierten Fälle wird diese Verbindung für 2 oder 4 Wochen gestrichen. Die Buchungen werden storniert, der Fluggast muss sich einen neuen Flug suchen. Da alle Flüge bis August sowieso schon hoffnungslos ausgebucht sind, stranden eben viele in Deutschland. Daher der Name dieser Gruppe. Schicksale und Verzweiflung gepaart mit Wut, Resignation und Hilflosigkeit lassen alle Gruppenmitglieder zusammenrücken. Alle versuchen zu helfen, zu trösten. Manch einer hat schon Flustornierungen zwei mal erlebt, das 3 Monatsvisum ist abgelaufen. Hier heisst es dann ein neues Visum zu beantragen und auf einen positiven Bescheid zu hoffen. Und ein Start in China verzögert sich auf unbestimmte Zeit.
Die Deutsche Außenhandelskammer organisiert seit Ausbruch der Pandemie immer wieder Charterflüge nach Qingdao für Mitarbeiter von den Firmen, die Mitglieder der AHK sind. Die Quarantänehotels dort sind sehr ordentlich und direkt am Meer. Wer Glück hat bekommt ein Zimmer mit Blick aufs Meer und mit kleiner Terrasse. Dort müssen dann alle zur Zeit 3 Wochen ausharren. Aber viel glücklicher sind diejenigen, die einen Platz in den Fliegern bekommen. Es scheinen ausserplanmässig weitere Flüge angeboten zu werden. Die Verzweiflung ist groß bei denen, die gestrandet sind, verständlicherweise.

In der WeChat Gruppe kursierten auch Informationen zu den einzelnen Quarantänehotels und so haben ich auch meinen Input gegeben zu Quarantänehotel 45 im Stadtteil Pudong.

Die 3. Quarantänewoche zu Hause

Der Abtransport vom Quarantänehotel in unser Apartment lief aus chinesischer Sicht total schief. Der Bus war nicht da. Für uns herrlich, denn wir konnten uns draussen auf dem hermetisch abgesperrten Vorplatz des Hotels bewegen. Für eine Stunde sind wir in großen Schleifen hin und her gelaufen, ich kam auf 8000 Schritte. Luxus. Klar, die hätte ich im Hotelzimmer auch laufen können, aber wenn nach 7 Schritten das Zimmer endet ist es eher ein mühsames Unterfangen.

Ein großer Reisebus, zwei Marsmännchen, mein Mann und ich samt Kameraüberwachung. Der Concierge in unserem Compound wusste, dass wir kommen, unsere Koffer wurden desinfiziert, der Aufzug vor uns sicher auch nach unserer Benutzung auch. Und wieder Marsmännchen. Unsere Apartmenttür hatte schon einen kleinen Bewegungssensor. Die gefühlten 2 Stunden draussen waren vorbei. Die Tür schnappte ins Schloss. Wir waren zu Hause, raus durften wir nicht, unser Müll wurde von Spezialkräften jeden Morgen abgeholt und in gelbe Sondermüllsäcke für die Verbrennungsanlage gestopft. Das war das einzige, was aus der Wohnung gelagen durfte. Ein unterzeichnetes Dokument meines Mannes für seine Firma durfte unsere vier Wände nicht verlassen. Ein Virus kann überall hocken.

Frische Handtücher, duftende Bettwäsche, weiche Matratze, voller Kühlschrank, eigenes Sofa, Terrasse, Willkommensgeschenke von Kollegen und jede Menge Blumen. In China kursiert der Glaube, dass Deutsche nur Bier trinken … ein Korb mit 40 unterschiedlichen Flaschen lächelte uns auch an. Nach 2 Wochen leberfreundliches Leben ein herrlicher Geschmack. Kühles Bier – ja, einfach lecker.

Freiheit ist ein großes Gut

Ja, ich kann sagen, dass die Freiheit und das unbeobachtete Bewegen doch ein sehr hohes Gut ist. Natürlich haben wir die 3 Wochen überstanden. Natürlich war es nicht immer schrecklich. Natürlich haben wir nach 4 Wochen intensiven Weihnachtsferien die Ruhe auch genossen. Natürlich ist es nicht schlimm, für einige Zeit eher von Müsli und Brot sich zu ernähren. Natürlich sind 10 Stunden Netflix am Stück möglich und anstrengend. Natürlich sterbe ich nicht, wenn das Handtuch nach 10 Tagen stinkt. Aber es ist dennoch eine mentale Belastung und eine emotionale Herausforderung. Ich ziehe meinen Hut vor meinem Mann, der nun schon die 5. Quarantäne überstanden hat. Und es wird für uns nicht die letzte gewesen sein. Immerhin leben unsere Kinder und Eltern und Geschwister und Freunde alle in Europa. Und dort müssen wir hin und wieder hin und wir vergessen auch immer wieder schnell, was unsere Flugtickets so kosten. Wir können froh sein, dass wir welche bekommen und dank nicht nur der Germans stranded in SH sind wir immer auf dem Laufenden, wie sich die Flugsituation nach China gestaltet. Die Hoffnung auf bessere Zeiten besteht, wann das allerdings sein wird, mag keiner wirklich prognostizieren.

Wie immer freue ich mich über Kommentare und wer einen Einblick in meinen Alltag in Shanghai haben möchte, der kann gerne SHANGHAI.CALLING auf Instagram folgen!

Luise

Nach 591 Tagen wieder in meiner Wahlheimat

36. Bloggeitrag am 28. September 2021

Nach 591 Tagen schreibe ich einen Shanghai-Calling Blog wieder aus meiner Wahlheimat Shanghai. Ich sitze in meinen Lieblingscafé Baker & Spice in der Anfu Lu, nicht weit von unserem Apartment entfernt. Das Café ist beliebt bei Expats, denn hier im Stadtteil der ehemaligen French Concession leben viele Expats. An einem langen Tisch sitze ich, viele Laptops sind geöffnet und es herrscht Arbeitsatmosphäre. Das finde ich gut. Weit und breit sind aber keine Expats oder ausländische Gesichter zu sehen. Ein ungewohntes Bild. Ist es nur Zufall oder liegt es an der Pandemie? Ich bin unsicher.

Hinter mir liegt eine lange, durstige und steinige Strecke, die geprägt ist von Trennung, die durch die Pandemie ausgelöst wurde und die ich niemandem wünsche. Wir als sechsköpfige Familie haben uns da durchgekämpft und heute kann ich sagen, daß es allen gut geht.
Alle Kinder sind in Europa und sind happy dort, wo sie sind. Kinder happy, Eltern happy. So ist es doch.
Mein Mann und ich starten also in das Abenteuer, das da heisst: Gemeinsam zurück nach Shanghai. Nach fast 600 Tagen.
Gerne berichte ich nun, wie es so läuft, nach China einzureisen. Es ist ein langes hin und her bei den Behörden in Shanghai, wie unsere 14tägige Quarantäne aussehen soll. Schnell ist klar, dass wir eine komfortable Quarantäne gemeinsam in unserem Apartment nicht machen können. Das Hin und Her, ob es eine gemeinsame Quarantäne in einem Hotel werden kann, zehrt an den Kräften, normalerweise ist es nicht gestattet. Wir bekommen grünes Licht und landen in einer Suite eines alten Hotels, das von der chin. Regierung komplett zu einem Quarantänehotel umfunktioniert wurde.

Der Weg bis ins Hotel

Zur Zeit fliegt die Lufthansa 2 mal in der Woche nach Shanghai, mehr lässt die chin. Regierung nicht zu. Normalerweise fliegt Lufthansa jeden Tag von Frankfurt und von München nach Shanghai. So sind die Plätze im Flieger begehrt für diejenigen, die überhaupt ins Land dürfen. Wer kein gültiges Visum hat muss auf unbestimmte Zeit warten. Diese Hürde nehmen wir galant und sehr zeitig haben wir gebucht. Den weiteren Dokumentenaustausch, der erfragt und erforderlich ist, bekomme ich nur am Rande mit. Es sind unzählige Papierstücke erforderlich, auch wenn die Behörden in China diese alle schon mehrfach unbeglaubigt und beglaubigt, in Original oder in Kopie haben. Sicher ist sicher.
Am Frankfurter Flughafen gibt es ein zertifiziertes Labor für Covid Tests, die von der chin. Regierung akzeptiert ist. Dort lassen wir einen PCR Test und einen Antikörper Bluttest machen. Das Personal dort ist ausserordentlich freundlich und es reicht sogar für ein kleines persönliches Gespräch. Es menschelt, das tut gut und der leitende Arzt dort wünscht uns für unsere Quarantäne in China alles Gute. Nett, einfach nett.

Mit dem Erhalt unserer negativen Testergebnisse laden wir diese und alle anderen notwendigen Dokumente in in einer Art Einreise App hoch und hoffen, dass die Chinesische Botschaft in Frankfurt uns grünes Licht für unsere Einreise erteilen. Spannung bei meinem Mann, denn er weiß, wenn das nicht klappt, haben wir ein echtes Problem. Er hat Kollegen stranden sehen und der Flieger war weg. Ich bin entspannter, hoffe aber insgeheim, dass ich nirgends einen Zahlen- oder Buchstabendreher beim Ausfüllen der App gemacht habe. Warten und dann: Hurra! Es klappt – wir haben die Erlaubnis! Unsere Health Declaration ist akzeptiert. Wir klicken in der Chinesischen ALIPAY App den Healthcode an und füllen dort wieder weitere Daten und Dokumente hoch. Nun brauchen wir den Status Grün. Es klappt bei meinem Mann, er ist da sicher geübter im Ausfüllen. Bei mir klappt es nicht, ich werde nervös, bin genervt, dass ich mir meine Reisepassnummer immer noch nicht merken kann und bin froh, dass ich die nun ruhigere helfende Hand meines Mannes habe. Ich bin überrascht, dass ich nicht entspannt bleibe, aber ich habe Respekt vor dem ganzen System in der Ferne. Ein Aufatmen bei mir, denn auch mein Healthcode ist grün. Ich gehe meine Koffer packen und schaue, dass ich für die kommenden 14 Tage im Hotel genug Bücher habe und lade nochmal ein paar Filme runter. Zwei Koffer sind schnell neben dem Bordkoffer und meiner Handtasche voll. Nix wichtiges für die nächsten 3 Monate darf fehlen.

Am Flughafen Frankfurt

Der Flughafen in Frankfurt ist am Abflugabend immer noch gespenstisch leer und das Einchecken dauert lange, denn nicht nur das Bodenpersonal beim Check in, sondern auch am Gate wollen Dokumente und vor allem den grünen Heathcode sehen. Keiner möchte Probleme mit den chin. Behörden haben. Es dauert alles lange, alle Passagiere sind geduldig. Der Flieger ist angeblich ausgebucht, jedoch um uns herum sind doch einige Plätze frei. Wir glauben, dass nicht alle die notwendigen Dokumente zusammentragen konnten und sie sind wohl am Flughafen gestrandet. Ich mache es mir in einem großen Sitz neben meinem Mann bequem, ziehe noch die Schuhe aus und falle ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln in einen komatischen Tiefschlaf. Nach 10 Stunden wache ich auf und bin längst im Himmel über China.

Am Flughafen Shanghai

Der Flughafen in Shanghai ist eigentlich immer voll oder übervoll, die internationalen Maschinen landen zeitgleich, so dass ein Gedränge herrscht, vor allem bei der Gepäckkontrolle. Es ist anders, es ist alles gespenstisch anders. Ich versuche nicht zu glotzen, sondern mich mit meinem Mann in die Schlange anzustellen, ein Dokument muss ausgefüllt werden, ich bin mir nicht sicher wofür, aber wir machen es wie alle anderen. Überall laufen Marsmännchen herum. sie sind im kompletter Schutzmontur, ein möglicher importierter Virus aus dem Ausland hat hier keine Chance. Wir haben den ersten Temperaturcheck und dann kommt der Scan mit dem grünen Healthcode. Wir fallen beide krachend durch.

Er hat gerade die 24 Stunden Gültigkeit verloren. Wir werden zur Seite geschoben, keiner spricht hier Englisch, mein Mann sagt: Schatz, nicht aufregen, wir müssen alles nochmal ausfüllen. Mir wird spontan echt heiss und ich tippe nervös meine Reisepassnummer, meine persönlichen Daten und lade Dokumente hoch. Es klappt wieder nicht und ich habe das Gefühl, dass ich hier gerade gerne mal weg möchte. Ich müsste eigentlich meine Reisepassnummer und meine Visanummer mittlerweile doch echt auswendig kennen, aber das Hirn streikt.

Der komische weiße Zettel in meiner Hand wird feucht. Plötzlich blinkt mich der grüne Healthcode an. Klasse. Es geht weiter durch den Parcours zur Passkontrolle. Der ausgefüllte Einreisezettel aus dem Flieger ist veraltet, wir müssen ihn nochmal ausfüllen. Augenrollen, aber nützt ja nix. Wieder Passnummer, wieder Visanummer, wieder nachschauen. Der Gesichtscheck klappt, ich bekomme den Einreisestempel China, Shanghai. Welcome back. Nach 577 Tagen. Hurra, ich küsse meinen Mann, setze aber schnell die FFP2 Maske wieder auf und folge ihm im weiteren Parcours. Laufen. Laufen. Brav sein. Wir landen beim PCR Test. Hals und Nase. Es tut weh. Die Wattestäbchen verschwinden tief in Mund und Nase.
Der Parcours führt uns zu den Koffern, alle da. Prima. Ab hier bekommen wir VIP Betreuung – ein Danke an das Team meines Mannes in Shanghai. Mr. Felix and wife werden schon erwartet. Panik steigt auf, denn unser Pass wird uns weggenommen, der weisse Zettel ist auch weg. Wir verstehen, dass wir das überlebenswichstigste Stück im Bus zum Quarantänehotel wiederbekommen werden. Ach, wird schon, denke ich. Ist ja VIP Betreuung. Den offiziellen Parcours verlassen wir und lernen einen schwedischen Geschäftsmann kenne, der auch VIP gebucht bekommen hat.

Wir drei landen in einem kleinen Bus, zwei Marsmännchen vorne. Zwischen uns eine dicke Folie zum Schutz vor Viren. Mit dem Schweden kommen wir sehr nett ins Gespräch, er hat die 14 Tage Quarantäne allein vor sich. Ich bin froh, dass ich gleich nicht allein weggesperrt werde.

Die Männer tauschen die WeChat Kontakte aus, wir vereinbaren, nach der Quarantäne ein Bier zusammen zu trinken. Positiv denken!

Das Quarantänehotel in Pudong

Es dauert nochmal eine lange Zeit bis wir im Wyndham Hotel durch den Lieferanteneingang einchecken. Hier empfängt uns ein freundliches weibliches Marsmännchen und sie fragt alles Wichtige nochmal ab und auch hier sind Passnummer und Visanummer von Nöten in einem weiteren digitalen Dokument. Wir geben fleissig alles wieder ein, auch wenn alle Daten längst bekannt sind. Frei nach dem Motto: Vertraue ist gut, Kontrolle ist besser.
Wie zu erwarten, kommt kein freundlicher Page und bringt unsere Koffer ins Zimmer, wir schnappen uns einen großen Lastenwagen, laden alle 6 Koffer drauf und folgen einem anderen Marsmännchen zum Aufzug und verabschieden uns vom Schweden. Der 33. Stock ist nun für 14 Tage unsere Bleibe, Zimmer 3301. Das Tischchen vor der Tür weist mich schon jetzt daraufhin, dass wir hier jetzt 3 mal am Tag das abgestellte Essen schnell ins Zimmer uns schnappen werden. Das Marsmännchen gibt uns noch eine Tüte mit Klorollen, eine Packung mit Chlortabletten und eine Rolle Mülltüten. Wahrscheinlich sagt er so was ähnliches wie alles Gute oder so, sein Chinesisch verstehen wir natürlich nicht. Er scheint zu lächeln.

Zimmer 3301

Nun sind wir also in unserem Zimmer, eine kleine Suite. Es ist in Ordnung. Wir richten uns irgendwie ein, jeder sucht sich eine kleine Ecke. Wir haben beide keinen Impuls, die Koffer auszupacken. Es soll ja nicht heimisch werden. Der Blick aus dem Panoramafenster ist cool.

Wir gucken auf den Huangpu, ein Fluss, der das Stadtzentrum teilt. Die Yangpu Bridge haben wir voll im Blick, wenn wir die Ecke von der Shanghai Skyline erhaschen wollen. Tolle Architektur und ich denke an die Golden Gate Bridge.

Aber mit Tor zur Freiheit hat das hier gerade nichts zu tun. In den kommenden 14 Tagen werden wir den Fluss lieben lernen, denn hier ist viel zu glotzen, Schiffe von links und rechts, Schlepper, die Gezeiten. Das Zählen der Schiffe macht Spaß. Ich denke an die Wimmelbücher für Kinder von Ali Mitgutsch, auf den Bildern war so viel zu entdecken und immer wieder was neues.
Es war herrlich, denn manchmal haben wir gemeinsam geglotzt und uns gefragt, ob der eine orangene Kran da unten gestern da auch schon war. Wir lachen. Wahrgenommen hatten wir nur den verrosteten braunen. Der Fluss hat uns viel Gesprächsstoff gegeben.

Und wenn alle Schiffe mal gerade uninteressant waren, habe ich die Anzahl der vorbeifahrenden Linienbusse gezählt. Es sind viele, sehr sehr viele. Irgendwie vermisse ich ein bisschen den Blick.

14 Tage stereotypes Abhocken

Das Essen war schrecklich. Egal ob Chinesisches Essen oder die Continental Food Variante. Im Koffer waren ein paar deutsche Leckereien wie Schokolade, Lakritze oder Salziges und am Duty Free habe ich mir Piccolo Champagner Flaschen gegönnt. Ein bisschen dekadent, aber es musste sein.

Zum Glück konnte die Assistentin von meinem Mann das ein oder andere Abgepackte uns schicken und zwischendrin – gut versteckt – waren ein paar Deutsche Gebräue in Dosen. Ein Highlight am Abend.
Jeden Tag wurde 2 mal unsere Temperatur gemessen, so um 9 Uhr und so um 15 Uhr. Dazu kamen 3 PCR Test an Tag 4, an Tag 7 und an Tag 13. Jedes Mal haben die Marsmännchen freundlich hello gesagt und unsere Temperatur war welly good.

Mein Mann hat natürlich gearbeitet, immer wieder lokale und internationale Telefonkonferenzen und Interviews mit potentiellen neuen Mitarbeitern geführt. Oft bin ich gar nicht drumrum gekommen, zuzuhören. Meine Einschätzungen zu Sympathie und Antipathie waren immer richtig. Ein 14 tägiges kostenloses Feedback von der Ehefrau eines CEO gibt es sicher auch selten.
Ich habe mehrheitlich mich mit meiner nun kommenden Zeit in Shanghai befasst, habe viele tolle Bücher und Zeitschriften gelesen, erstaunlich wenig Netflix angemacht.


Die Laune war bei uns beiden oft ok, aber manchmal auch einfach so dumpf. Da half bei mir nicht social media als Ablenkung, sondern Lesen, meine Internetseiten an einigen Stellen verbessern und Bewegung. Ich bin die werdende Queen am Hulahoop Himmel, sagt mein Mann!
Neue Kleidung täglich war so überflüssig wie Schuhe anzuiehen. Ein Pyjama reicht auch aus, aber eben nicht immer. Manchmal hatte ich das Lotterige satt und habe mich richtig ordentlich angezogen, Duft und einen schönen Lippenstift inbegriffen. Ich war quasi ready to go. Nur halt nicht sofort! Aber sich nett zurecht zu machen ist doch auch was schönes. Schatz, du siehst zauberhaft aus. Das ist doch ein schönes Kompliment in einer Zwangsquarantäne…

7 Tage Home Monitoring

Nach 14 Tagen wurden wir entlassen. Es waren wirklich 14 Tage auf die Stunde genau, denn am 2. September wurden wir um 15 Uhr am Flughafen von Shanghai-Pudong registrierst und am 16. September 15 Uhr endete somit die Quarantäne. Mit dem Auschecken waren wir um 14:53 Uhr fertig und wir haben am Hintereingang gestanden, an dem wir eben 14 Tage vorher ankamen. Please wait 7 minutes hörten wir. Korrekt ist korrekt. Unser Fahrer Neo hat uns freudestrahlend im Empfang genommen, das Einatmen von frischer, warmer, stickiger, leicht stinkender Luft war ein Genuß. 14 Tage ohne frische Luft, da nimmst du alles was kommt.


Organisieren können die Chinesen gut, denn Ogaa vom Health Monitoring Team unseres Stadtteils hatte schon mit meinem Mann, der Assistentin von ihm und mir eine WeChat Gruppe gebildet. Ab jetzt hat Ogaa uns überwacht. Jeden Tag haben wir zwei mal unsere Temperatur per Videodreh ihr übermittelt. Immer kam ein ok.
Da wir noch nicht genügend PCR Test über uns haben ergehen lassen, sind wir an Tag 16 und Tag 21 nach Einreise nochmal zum Testen ins Stadtteil Covid Pfüfzentrum einbeordert worden. Die Assistentin von Meinem Mann hat das alles wunderbar für uns organisiert. Ohne sie wäre es sicher ungleich komplizierter geworden. Auch diese negativen Testergebnisse haben wir in der WeChat Gruppe gepostet. Letzten Donnerstag kam dann von Ogaa: Sieben Tage kommunale Gesundheitsüberwachung ist vorbei. Wir drei danken ihr. Nun sind wir Frei!

14 + 7 Tage

14 Tage in ein Hotelzimmer eingesperrt zu werden ist eine meiner komischsten Erfahrung, die ich gemacht habt. Nicht raus zu dürfen, sich nicht frei bewegen zu können und 14 Tage Essen aus Plastikschalen, überwacht zu werden. Ätzend.
Diese 7 Tage Home Monitoring waren hingegen vollkommen in Ordnung. Wir haben uns frei bewegen können, mein Mann ist ins Büro gegangen und ich habe unsere Wahlheimat Shanghai viel radelnd wiederentdeckt und wir haben gutes Essen an ordentlich gedeckten Tischen mit Porzellan, Gläsern, Besteck und Servietten sehr genossen.
Die Zimmer unserer Söhne sind genau so, wie wir sie Ende Januar 2020 für die 8 Tage Ferien in Thailand verlassen habe. Die Schulbücher, Hefte und Stifte liegen bereit und die Fußballschuhe für das nächste Training sauber. Wer hätte damals gedacht, dass wir aus Thailand nach Deutschland vor einem Virus fliehen, der zu diesem Zeitpunkt in Europa noch keine Gefahr darstellte und unsere Söhne ihre Schule in Shanghai nie wieder besuchen werden? Niemand.

Das Leben geht weiter – für mich nun wieder in Shanghai und auch mein Blog Shanghai-Calling erwacht so langsam wieder zum Leben. Schaut vorbei in MEINEM SHANGHAI ABC oder gerne auch bei meinen Buchempfehlungen zu China.

Alles Luise

P.s.: Auf Instagram unter SHANGHAI.CALLING könnt ihr Shanghai und China in Bildern und kleinen Geschichten entdecken.

Alles ist anders

sehenswürdigkeiten_weltweit

32. Blog am 9. November 2020

10 Monate bin ich nun nicht mehr in Shanghai. Ich habe das Leben dort plötzlich verlassen mit dem Gedanken bald wieder dort zu sein. Wir hatten uns das Jahr anders vorgestellt. Ich wollte nur kurz vor Corona in China fliehen und wenn sich alles beruhigt wieder zurück in unser Expatleben in China. Zurück in unsere Expatstadt – Shanghai. Zurück mit den Kindern in die britische Schule. Zurück zu meiner Chinesischlehrerin. Zurück in eine pulsierende Stadt. Zurück in ein Land, dass ich mit meinem Mann entdecken wollte. Zurück nach Asien, das ich nur wenig kenne. Die Reiselust war da und viele Pläne waren bereits geschmiedet.

Alles ist anders

Ich bin nun immer noch in Deutschland, mein Mann im fernen Shanghai und meine beiden jüngeren Kinder auf einer anderen Schule in Europa bei ihren Geschwistern. 18 Jahre war ich nun Schulmutter und mitreisende Expatehefrau. Zur Zeit bin ich keine mitreisende Expatehefrau und werde wohl keine Schulmutter mehr werden. Keine Schulbrote mehr machen und keine Vokabeln mehr abfragen und keine Schulbücher im Buchladen mehr bestellen. Diese Zeit ist rum. Das ist nicht so leicht zu akzeptieren. Aber Corona hat das Leben auf den Kopf gestellt. Alle müssen sich an die neue Situation gewöhnen und das Beste draus machen. Unsere Kinder profitieren von unserer Erziehung – Selbständigkeit muss erlernt werden.

Mein Mann wuppt das Arbeitsleben in China allein ohne Familie. Mal geht er seinem Arbeitsleben ohne Murren und mit viel Elan und Erfolg nach. Mal vermisst er die Familie und das schöne Beisammensein und das gemeinsame Leben im Ausland. Mal muss er mich unterstützen, mal muss ich ihm gut zureden. Es ist ein Nehmen und Geben. Das Miteinander, auch wenn 9000 km dazwischen sind, bekommt eine ganz neue Bedeutung. Höhen und Tiefen aus der Ferne erkennen und darauf reagieren. Eine Gratwanderung.

Einige Expatfamilien betreue ich. Mütter haben mich kontaktiert, da sie meinen Blog entdeckt haben. Sie haben Frage. Grundsätzliche Fragen ob eine Entsendung jetzt nach Shanghai Sinn macht. Sie haben praktische Fragen. Sie haben Bedürfnis einfach mal mit jemandem zu telefonieren, der schon in Shanghai lebt oder der schon Auslandserfahrung hatt Ich teile gerne mein Wissen und meine Gedanken und hoffe, immer ein bisschen geholfen zu haben. Ich stelle Verbindungen her zu anderen Schulmüttern, eben solche Verbindungen, die eine Relocation Agentur nicht so unbedingt hat und die eine deutsche Personalbateilung nicht aufgebaut hat. Es tut gut, wenn ich helfen kann.

Fernweh

Das Fernweh packt mich hier im Hunsrück. Ich habe entschieden, die Stellung hier in Deutschland bis zum Ende des Jahres zu halten, denn wir wissen alle nicht so genau, was uns die Pandemie plötzlich noch so alles beschert. Nah bei den Kinder zu sein steht deutlich vor einer Rückkehr nach Shanghai. So tickt das Mutterherz und die Sorge, dass es ihnen gut geht ist von hier aus gefühlt weniger intensiv als aus einer Entfernung von 9000 Kilometern. Rational nicht klar. Aber was ist schon rational in dieser Zeit.

Um der Lage mal zu entfliehen und den Gedanken Ruhe zu geben, habe ich mir ein 1000 Teile Puzzle gekauft. Eine herrliche Entspannung und ein herrliches Eintauchen in das Suchen nach dem einen kleinen Puzzlestück. Ich hätte auch die Asterix und Obelix Puzzle der Kinder nehmen können, aber dieses hat mich begeistert. Ich bin mit dem Puzzle nämlich auf Reise gegangen. Es sind 48 unterschiedliche Sehenswürdigkeiten in der Welt verstreut. Einige sind Weltkulturerbe, einige von Stararchitekten gebaut, einige verfallen. Viele von ihnen habe ich bereist. Viele habe ich schändlicherweise noch nie life gesehen. Viele werde ich sicherlich nie bereisen, weil es schlicht weg zu gefährlich ist, dorthin zu fahren. Einige kannte ich nicht und ich habe recherchiert. Es ist doch erstaunlich, was die Suchmaschinen mit 3 Stichwörtern so alles ausspucken. Und zum Glück habe ich einen schlauen Mann, der plötzlich Gefallen daran findet, mal über anderes als Job und Corona nachzudenken in seiner Quarantäne in Shanghai.

Ich grübel schon darüber, was ich von den vielen Sehenswürdigkeiten so schnell wie möglich bereisen möchte, wenn der ganze Coronaspuk endlich vorbei ist. Ist es die Oper von Sydney? Ist es der Merlion in Singapur? Ist es der Mount Rushmore in den USA? Ist es die Hagia Sofia in Istanbul? Sind es die Pyramiden von Gizeh? Oder will ich mit meiner Familie einfach nach New York und die Freihheitsstatue von der Staten Island Ferry aus bestaunen? JA, nach Freiheit ist es mir und nach einer großen Reise mit meiner Familie. Eine Reise mit meinen vier tollen Kindern, die durch Corona ein noch engeres und verlässlicheres Team geworden sind als sie vorher eh schon waren. Eine Reise mit meinem Mann, der die Familie mit aller Kraft unterstützt wo es notwendig ist – aus der Ferne, aus unserer eigentlichen Heimat, aus Shanghai.

Ich wünsche Dir als Leser, Dir als Leserin, dass Du auch auf Reise gehst mit einem kleinen Koffer in der Hand und der Lust, Neues zu entdecken. Mach einfach mal die Tür zu und lass das Jetzt zu Hause!

Tut gut!

Mein erstes Interview über das Expatleben

Interview

31. Blog am 16. Juli 2020

Zwei Monate ist nun mein letzter Blogbeitrag her. Time flies. Zu schreiben hätte ich viel, aber die Muße und die Kraft fehlt, einen schönen Beitrag zu schreiben. Vielleicht habe ich mir auch in den letzten Wochen die Zeit nicht nehmen wollen, um über meine Situation zu berichten. Es ist und bleibt eine wirklich schwierige Zeit für mich und für meine Familie.

Ein paar Fakten

Ein paar Fakten gebe ich Euch dennoch bevor ich über etwas Schönes berichte.

  • wir sind alle gesund !
  • ich bin immer noch in Deutschland
  • China hat die Grenzen immer noch geschlossen
  • mein Visum ist ungültig
  • ein Zurück ist in weite Ferne gerückt
  • mein Mann ist 9000 km von mir weg – ein Wiedersehen ungewiss
  • für unsere Söhne ist das Abenteuer Shanghai beendet – sie bleiben in Europa.
  • China wird zunehmend kompliziert.
  • Ab September bin ich allein.
  • Shanghai is calling … aber ich komme nicht hin.

Aber nun das Schöne:

Vor einigen Wochen habe ich über die WELTFRAUEN Facebook Gruppe Stephanie Cook kennengelernt. Sie ist auch eine Expatfrau und lebt mit ihrem britischen Mann und zwei Töchtern in den USA. Stephanie schreibt nicht nur über das Expatleben, sondern hat vor einiger Zeit eine Podcast Serie begonnen. Sie interviewt Expats über ihr Leben in der Ferne aber auch über das Zurückkommen in die Heimat.

Stephanie hat mich um ein Interview gebeten. Neugierig habe ich zugesagt! Das Interview lief locker flockig über Zoom und wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt.

Stephanie beeindruckt mich. Ich war sehr gerne ihre Interviewpartnerin und wenn die Zeit für ein Podcast nicht begrenzt wäre, würden wir sicherlich immer noch quatschen.

Hier geht es zum Podcast:

Stephanie Cook von Transcontinental Overload

Ja, es ist lang, aber Expatgeschichten sind auch nicht mal eben erzählt.

Auf ihrer Webseite www.transcontinentaloverload.com könnt ihr noch viele weitere Podcasts hören. Seit Kurzem hat sie auch eine Deutsche Ecke.

Für heute soll es das von mir sein.

Manchmal wünsche ich mir einen Reset Knopf und ich würde ihn zurückdatieren auf den 1. Februar 2020 – den Tag, an dem ich aus Thailand nach Deutschland vor dem Coronavirus geflohen bin und ich damals nicht in den kühnsten Träumen damit gerechnet habe, dass ich am 17. Juli 2020 immer noch in Deutschland hänge. Ich wäre viel lieber zurück nach Shanghai geflogen mit Mann und den Söhnen und wir würden das Expatleben in China in vollen Zügen leben und uns über den Besuch der beiden großen Kinder freuen.

Bleibt gesund!

Luise

Falls ihr meinem Blog folgen wollt dann meldet euch gleich an. Ich würde mich freuen.

Das Umzugsjahr ist rum – BE ALWAYS HAPPY!

25. Blog am 9. Januar 2019

Liebe Shanghai-Calling Blog Fans und alle anderen, die es werden wollen!

Ein wellenreiches Jahr ist hinter mir und ich habe lange nicht mehr so viel über mich und über das Leben und über Freundschaft und über Heimat gelernt.

Ich hoffe sehr, daß ihr alle gut ins neue Jahr gekommen seid und mit Elan an das neue Jahr herangeht – ob mit oder ohne gute Vorsätze, ob mit oder ohne Änderungswünschen, ob mit oder ohne Hüftspeck nach den Feiertagen oder einfach gut erholt und mit vielen guten Gedanken.

Weihnachtspost

Auch aus Shanghai habe ich meine Tradition fortgeführt und für Familie, Freunde und Bekannte eine Weihnachtskarte gestaltet. Ds Titelbild des Blogs zeigt in abgeänderter Form das Weihnachtsfoto. Anders war, dass ich zum ersten mal einen Text gedruckt habe und wir damit vermeidet haben, unzählige Male das gleiche zu schreiben, da ja alle wissen möchten, wie es uns geht.

Der Text war folgender:

Shanghai ist seit 6 Monaten unser zu Hause. Heimat ist Deutschland und wird es immer bleiben. China ist wirklich riesig und Shanghai eine pulsierende, vielfältige Weltstadt. Wir sind eingetaucht in das Shanghaier Leben mit den unzähligen kleinen, lokalen Geschäften und den schillernden Luxusgeschäften, mit emsigen, einfachen Händlern und großen Limousinen, Luxus und spartanischem leben. Wir sind mitten drin und staunen über die Bandbreite der Lebenswege. Wir lernen die Welt neu kennen, erweitern täglich unseren Horizont, lernen eine neue Sprache und versuchen die Kultur zu ergründen. Wir tauchen ein in die Sitten, gebräuche und Gepflogenheiten Whinas. Wir sind im Alltag endlich angekommen und doch ist kein Tag wie der letzte. Die großen und kleinen Geschwister vermissen sich gegenseitig und wir natürlich die Großen, die sehr selbständig ihren weg in Schottland gehen. Große Bewunderung. Den Zwillingen gefällt die Britische Schule und sie sind wieder fröhliche Schüler. Freunde sind gefunden und die Nachmittage mit vielen Aktivitäten gefüllt. Happy kids – happy parents. Wir vermissen die Heimat und doch würden wir den Sprung nach China immer wieder machen. Wir vermissen die Freunde und wissen, dass wir sie alle früher oder später wiedersehen. China feiert kein Weihnachten, der Kommerz drum rum jedoch allgegenwärtig. Weihnachten anders. So feiern wir in Tansania den heiligen Abend, um das turbulente Jahr auch komplett anders zu beenden. 

Auf ganz unterschiedliche Passagen sind die Empfänger eingegangen, das war schön. Alle gemeinsam zeigen sie Bewunderung für das was wir als Familie tun. Dafür bin ich unendlich dankbar und das gibt Kraft. Geäusserte Bewunderung trifft der Mensch ja nicht so häufig an, da die meisten sich doch in ihrem Hamsterrad bewegen und die Zeit für solch vermeintlich Banales oftmals fehlt. Schade, oder nicht?

Ich blicke in ein neues Jahrzehnt. Das letzte war geprägt von 5 Jahren Ausland und vier Geburten unsere Kinder, von Elternglück und Erziehung, von Kindergarten und Schule, von beruflicher Veränderung und Selbständigkeit und von wenig Selbstbestimmung. Letztere habe ich gerne abgegeben habe.
Das Neue Jahrzehnt wird definitiv anders sein und ich freue mich auf mehr Selbstbestimmung, da die intensive Kinderbetreuung ein Ende hat. Meine berufliche Selbständigkeit ruht in Shanghai, jedoch sind die Wege so vielfältig, dass sie nur zu ergründen sind und Neues zu planen oder in anderer Form weiter zu führen. Meine Leidenschaft der Fotografie werde ich wieder einen höheren Stellenwert zuordnen und sicherlich mehr Zeit zum Schreiben finden. Und dies alles im Rahmen vom Expatdasein in einem anderen Land und einer anderen Kultur.

BE ALWAYS HAPPY

Auf unserer Tansania Reise über Weihnachten habe ich eine Hotelmanagerin kennengelernt. Sie hat mich mit ihrer Freundlichkeit und mit ihrer Art beeindruckt. Beim Abschied nach nur einer Nacht in ihrem Paradies gab sie mir mit auf den Weg: „Mrs. Gutsche, don´t forget: Be always happy!“ Dies hat sie aus tiefster Seele mit einer unglaublichen Überzeugung gesagt. Ich werde diesen Moment wohl erstmal nicht vergessen! Dieses Motto nehmen ich nun für das neue Jahrzehnt mit. Habt ihr auch ein Motto? Dann lasst es mich wissen.

Shanghai ruft – China ruft

Shanghai-calling – meine Liste für die ersten kulturellen Walks stehen auf meiner Liste und Shanghai rüstet sich für Chinese New Year, das am 24. Januar gefeiert wird. Das neue Jahr nach dem Mondkalender beginnt für die Chinesen am 25.Januar. Danach wird eine Woche gefeiert und 1,4 Milliarden Chinesen reisen durch ihr Land. Es beginnt das Jahr der Ratte. Mehr dazu in einem nächsten Blog.

Lasst es Euch gut gehen und … Don´t forget: Be always happy!

Luise


Verpasse keinen meiner Blogbeiträge, melde Dich an:

ANMELDUNG BLOG
Loading

Hier meine letzten Blogbeiträge:


Interview bei Expatmamas – Im Ausland zu Hause

21.Blog am 30.9.2019

Heute poste ich ein Interview, das ich mit großer Freude meiner Expatfreundin und Gründerin von Expatmamas-Im Ausland zu Hause gegeben habe. Getroffen haben wir uns auf einem interkulturellen Talk über China in Stuttgart vor meiner Abreise nach China! Das war sehr bereichernd und wir standen uns mal real gegenüber. Stuttgart und Ingelheim war bisher nicht weit voneinander entfernt. Nun bin ich seit August 9000 km gen Osten umgezogen und Jonna 7500 km gen Westen. Weiter weg kann man kaum voneinander leben. Wir haben 12 Stunden Zeitunterschied. Internet macht alles möglich und so ist das Interview auch entstanden!

Die Internetseite von Jonna hat gerade ein vollkommen neues Gesicht bekommen, bin total beeindruckt, dass sie das neben dem Umzug auch noch hinbekommen hat. Das inspiriert und lässt mich hoffen, dass ich meine im Kopf geschriebenen Blogs auch zu Papier bringen werde!

Viel Spaß bei Lesen!

https://www.expatmamas.de/neu-in-shanghai/

Hier noch ein paar neue Eindrücke von Shanghai:

P.S.: Bald beginne ich, Bücher über China und Shanghai vorzustellen … freut euch drauf, es ist ein Potpourri von allen Genres. Reiselektüre, Biografie, klassische Geschichtsliteratur, Romane, historische Romane, Bildbände, Reiseberichte, Kinderbücher, Magazine … freut Euch drauf!

Die Übergangszeit vom Status Quo ins Expatleben ist gar nicht so einfach

Mein 14. Blog am 4.Februar 2019 

Die Mailandzeit

 Der Start in unser erstes Expatleben vor 20 Jahren gestaltete sich rückblickend als sehr einfach. Das Angebot kam, mein Mann und ich überlegten als junges Ehepaar ohne Kinder, ob wir das Abenteuer Bella Italia machen wollen. Die Entscheidung war einfach. Mailand, die Stadt der Mode, der tollen Restaurants, dem weltberühmten Teatro della Scala und dem “Bella Vita“ lockten uns sehr und wir sahen die Chance, unser Leben abseits der Eltern und Schwiegereltern selbst zu gestalten. Diese Chance ergriffen wir. Ohne Kinder haben wir unsere Zweisamkeit in vollen Zügen genossen. Am Ende des Monats war kein Geld mehr da, wir nagten immer mal am Ersparten, waren aber mit wenig auch zufrieden und freuten uns umso mehr auf den nächsten Restaurantbesuch in der ersten Woche des neuen Monats. Wir hatten kein umfangreiches Eigentum, keine vielschichtigen Verpflichtungen, sondern genossen das Leben. Wir kauften ein BMW Cabriolet und flitzen wie selbstverständlich an den Wochenenden an die Riviera oder in die Berge. Es war einfach nur schön. Diese Jahre als Expats mit Kontakten zu vielen anderen Expats hat uns geprägt. Ich war in der Professional-Women-Association of Milan und traf viele andere Expatfrauen. Hier traf ich Julie, meine Gynäkologin, die meine Schwangerschaft begleitete, hier traf ich Wendy, die mir Kleider aus toskanischer Wildseide schneiderte und hier traf ich die Texanerin Debbie, die einen Schotten in einer verwunschenen toskanischen Burg heiratete und viele andere interessante Frauen aus allen Herren Länder. Hier bekam ich Kontakte und plötzlich war ich auch in der italienischen Arbeitswelt verankert – als Relocation Agentin. Die Jahre vergingen, wir wurden Eltern und 2003 endete die Expatzeit. 

Die Mexikozeit

Zwei Jahre in der Heimat waren schön. Mein Mann bekam verrückte Angebote für entlegene Länder, unter anderem Argentinien. Das sollte dann nichts werden und plötzlich stand Mexiko City auf dem Plan. Viel wusste ich nicht über das Land, das gebe ich zu. Auch hier kam das Angebot, wir überlegten als Eltern von einem 2 jährigen Autoverrückten Blondschopf und einer 5 Monate alten zuckersüßen Tochter, ob wir dieses Abenteuer auf uns nehmen. Ja! Expatleben 2.0! Ein Abenteuer, eine Herausforderung mit zwei kleinen Kindern. Ein bisschen Erfahrung brachten wir ja mit und eine tolle Relocation Agentur half uns bei allen Unwägbarkeiten. Beim Look and See Trip entdeckten wir diese pulsierende Stadt mit den bunten Märkten, mit dem tollen Essen, mit der Kulturgeschichte und mit Diego Rivera und Frida Kahlo. Die Eingewöhnungszeit gestaltete sich als unkompliziert. Die Kinder waren noch so klein, dass die Kinder glücklich machen zu müssen nicht auf dem Programm stand, sondern eher wie mein Mann und ich das Beste für uns zusammenbauen konnten. Wir tauchten ein in das mexikanische Leben und waren schnell Mitglied im Deutschen Sportclub und die Kinder, dann 3 und 1 Jahr, kamen in eine Krippe und in den Deutschen Kindergarten. In der evangelischen Gemeinde lernten wir flott andere Familien kennen und über die Deutsche Botschaft und das German Center weitere. Wir landeten sanft, denn meine beste Freundin hatte eine Freundin, die dort schon länger lebte und uns so herzlich empfangen hat, dass ich überwältigt und gerührt war. Es entstand eine tolle Freundschaft. 

Auch hier war der ganze Prozess des Umziehens und des Einlebens recht leicht auch wenn ich immer mal wieder meine Zweifel bekam und ich einfach nur nach Hause wollte. Mexiko haben wir in unser Herz geschlossen. Hier sind unsere Zwillinge auf die Welt gekommen. Die Jahre vergingen und plötzlich ging es zurück in die Heimat pünktlich zur Einschulung vom ältesten Sohn. 

Die Chinazeit – sie kommt in großen Schritten auf uns zu

Ich habe immer gesagt, dass 8 Jahre als Familie für eine Firma im Ausland zu leben einfach genug ist und ich in meiner Heimat alt werden möchte und hier ohne weitere Unterbrechungen mein Leben gestalten, formen und geniessen möchte. Diese Rechnung ist nicht ganz aufgegangen, auch wenn ich mich vor ungefähr 2 Jahren einmal erfolgreich gewehrt habe. Im März letzten Jahres kam mein Mann dann wieder mit der Info nach Hause, dass seine Firma ihn für eine Auslandsentsendung in Betracht zieht. Mein Mann dachte, die Antwort von mir zu kennen, wollte trotzdem aber nochmal nachfragen, um ein definitives nein zu hören, um dann seinem Arbeitgeber eine Absage mitzuteilen, denn wir machen alles zusammen und Option Fernehe gibt es bei uns nicht. Jedoch erwischte er mich am rechten Tag zum rechten Zeitpunkt. Ich hatte meine Meinung geändert. Warum? Irgendwie hat sich seit der ersten Absage so viel in der engen und erweiterten Familie verändert, dass ich selber vielleicht nach einer Veränderung im Unterbewusstsein Ausschau gehalten hatte. 

Nun stecken wir mitten in den Vorbereitungen für einen erneuten Umzug, diesmal ins ferne Asien, das gemietete Haus geben wir auf, eine große Wohnung haben wir gekauft, die jedoch erst in der Entstehung ist, unser Wochenendhaus braucht eine Betreuung, unser Hund braucht eine neue Bleibe, denn er ist zu alt. Nach 10 Jahren in Deutschland mit vier Kindern hat sich eine Menge Hab und Gut angesammelt, dies muss dezimiert werden.

Unser ältester Sohn ist bereits im Internat in Schottland und bleibt dort, unsere Tochter zieht es auch dort hin und unsere Zwillinge kommen mit uns nach Shanghai. Das Gefüge bricht irgendwie auseinander. Es ist merklich komplizierter geworden, denn mein Mann und ich klären feinfühlig, was für unsre Kinder das Beste ist. Wir haben gemeinsam entschieden, aber für jedes Kind ist klar, dass immer Änderungen möglich sind, sei es für die Zwillinge eine deutsche Schule oder für unsere Tochter doch Shanghai. 

Die To-Do Listen sind merklich länger geworden im Vergleich zu unserem Start in das erste Expatleben in Italien, vor 20 Jahren hatten wir auch noch keine 4 Kinder und noch kein Haus, noch kein umfangreiches Hab und Gut, keinen Hund und noch nicht einen Berg an Akten, die stetig auf den neuesten Stand gebracht werden müssen. 

Es ist spannend und aufregend zugleich, anstrengend und fordernd und in diesem Gefüge darf natürlich auch die Ehe nicht darunter leiden, dass wir nur noch organisatorische Gespräche führen. 

Ich gehe nach dem Prinzip Step-by-Step. 10 Dinge kannst Du nicht gleichzeitig erledigen oder anschubsen. Ein bis zwei am Tag und die dann aber richtig. Mir hilft da ungemein ein Wochenplan zu erstellen, so ein bisschen Bullet Journal. Das macht auch noch Spaß. Am Ende der Woche schaue ich dann, was erledigt ist, was ich nicht geschafft haben und was ich wann weiterführen muss.  Und immer wieder treffen ich bewusst Freunde und suche Auszeiten. Das Schöne ist, es macht die Übergangszeit bis zum Abflug bunt und herzlich, erinnerungsreich und immer wieder bereichernd. 

Bis nächste Woche! 

Loslassen und Neuorientieren – das ist Expatleben

Mein 13. Blog am 28.1.2019 

Ins Ausland zu gehen bedeutet neben dem Verlassen meiner gewohnten vier Wände auch eine Verschiebung meiner Interessen und auch meiner Priorisierung der Dinge, die ich tue, für die ich brenne und für die ich viel Zeit in den letzten Jahren  mit viel Freude aufgebracht habe. Die Verschiebungen sind signifikant. Es liegt daran, dass ich den Fokus anders setzen muss, weil die Zeit einfach für alles nicht vorhanden ist und die Kraft für alles fehlt.  

Read More

Das Expatleben ruft – zum dritten mal!

Mein erster Blog am 12. September 2018

Seit gestern ist es nun offiziell. Ich werde mich mit meiner Familie in 2019 noch einmal auf ein großes Abenteuer stürzen. Nach 5 Jahren in Italien und 3 Jahren in Mexiko werde ich mich mit meinem Mann und mindestens 2 meiner vier Kinder gen Osten aufmachen und China für die nächsten 3-4 Jahre unser Zuhause nennen. Ich ziehe in die Weltmetropole Schanghai und finde es wahnsinnig spannend. Es ist ein Land voller Gegensätze und ein Land voller spannender Orte, die es zu entdecken und zu bereisen gilt. Es wird definitiv anders sein als das 26.000 Einwohner zählende Ingelheim am Rhein, das im wunderschönen Rheinhessen liegt mit Weinbergen, Winzern und altem Fachwerkhaus, mit kleinen Weinschänken, schönen Fahrradwegen und Kerbfesten in jedem Dorf. Dies habe ich die letzen 10 Jahre erlebt und genossen, habe unsere Kinder groß gezogen und habe sie zur Selbständigkeit ermutigt, habe ihnen die Welt gezeigt und ihnen immer empfohlen, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Der Tellerrand ist nun erstmal weit weg, der Weg aus der Comfortzone muss gewagt werden, aber ich bin mir sicher, es ist ein toller Weg und es ist eine Bereicherung fürs Leben.

Wahrscheinlich werde ich dann meiner Leidenschaft – der Golffotografie – erstmal nicht so wirklich nachgehen können, aber ich werde sicher andere neue Möglichkeiten für mich entdecken. Ein eigener Bildband über das Leben in Schanghai? Einen eigenen Blog? Ein Erfahrungsbericht schreiben und dabei das Leben der 1,4 Milliarden Chinesen mit meiner Kamera einfangen? Oder nochmal an eine Universität gehen? Nochmal etwas neues lernen? Mit 46 ist das nicht zu spät, um seinen Wissenhorizont zu erweitern  und die Neugierde für anderes zu stillen? Ja, so kann es sein!

Ich habe in den Jahren eine recht ordentliche Fotoausrüstung mir angeschafft, ich werde alles mitnehmen und sehe mich schon mit Fototasche durch das pulsierende Schanghai schlendern und den Finger nicht vom Auslöser nehmen.

Ich entdecke täglich neues – Fotoausstellungen, Fotomuseen, Fotokünstler – alles werde ich entdecken. Und das schöne dabei ist, dass Schanghai eine sichere Stadt ist und ich keine Angst um mich haben muss, wenn ich eben auch mal allein auf Entdeckungsreise in der Stadt gehe. Das wäre in Mexiko-City nun wirklich nicht möglich gewesen.

Annehmlichkeiten musst Du auch einfach nutzen und so wird mein Mann einen Chauffeur bekommen, der natürlich auch für mich und die Kinder da sein wird. Sofern ich mich mit ihm verständigen kann, werde ich ihn zu Touren mitnehmen.