Schlagwort: Shanghai

Time to say GOODBYE

39. Blog am 6. Oktober 2022

Heute erschien in meiner lokalen Tageszeitung ein Artikel mit dem Titel: „Ausländer verlassen China“. Über eben diesen Artikel bin ich gestern schon aufmerksam gemacht worden. Er erschien in der WELT und ließ mich mit vielen Gedanken zurück. Der Artikel ist gut, denn er spiegelt genau wieder, was gerade mit den Expats in China passiert. Sie verlassen in Scharen das Land. Verständlich!

Ich habe im März Shanghai nach nur kurzer Wiederaufnahme meiner Expatzeit erneut verlassen. Es sollte nur für die Osterferien sein. Dann kam der wochenlange Shanghai-Lockdown, den wir aus der Ferne in Deutschland erlebt haben. Wir haben mit unseren Freunden in Shanghai gelitten. Mir war irgendwann klar, daß ich nicht mehr zurück nach China gehen werde. Die Gründe liegen auf der Hand. Freiheit!

Shanghai-Calling ist meine erste Blogseite geworden. Ich schreibe hier über das Leben als Expatfrau und Expatmutter seit 2019. Anfangs schrieb ich aus Deutschland und berichtete über die Vorbereitungen für das Expatleben 3.0, dann schrieb ich eine kurze Zeit aus Shanghai bis dann im Januar 2020 Corona in China ausbrach und ich aus Asien mit meiner Familie floh. Fast 700 Tage war ich nicht in Shanghai dank Corona, aber geschrieben habe ich weiter, da ich ja zurück wollte und dies auch im letzten September gemacht habe.
Da ich nun nicht mehr in China bin, werde ich meinen schönen Blog über das Leben im Ausland auch nicht mehr weiterführen. Es ist wie es ist. Eine Entscheidung.

Das Expatleben 3.0 haben wir uns als Familie vollkommen anders vorgestellt. Es sollte alles nicht sein und so blicke ich nach vorne, stehe auf und richte mein Krönchen. Ein Kraftakt.

Das Leben geht in der Heimat weiter, bei und mit Familie, Freunden und Bekannten und mit allem, was uns an der Heimat gefällt: die Freiheit, die Natur, der Sport, die Hobbies, die Traditionen und die Menschen. Freude.

Der Blog hat mir die letzten vier Jahre viel Spaß gemacht, ich habe viele unglaublich nette Menschen darüber kennengelernt und ich habe vielen Familien bei ihren ersten Expat Gehversuchen geholfen, habe sie beraten und auch mal Verzweiflungstränen übers Telefon getrocknet. Eine Bereicherung.

Shanghai ist eine pulsierende Stadt, ich habe die tanzenden Paare und Musikanten beobachtet, habe meine Fototouren, meinen Schneider, die Stoffmärkte, den Bund, die French Concession, meinen kleinen Arbeitsplatz im Baker & Spice, den Blick aus unserer Wohnung im 36. Stock, die Begegnungen mit anderen internationalen Familien, die tollen Restaurants und die vielen Fahrradtouren durch die nie schlafende Metropole am Yangtse genossen. Ab ins Erinnerungskästchen.

Allen Expats, die sich jetzt auf den Weg nach China machen, wünsche ich nur das Beste und ich bewundere den Mut und den Optimismus. Good Luck!

Einen Dank an meinen Mann, der mich nimmt, wie ich bin und an meine vier Kinder, die alle eine harte Zeit durchgemacht haben und auf die ich unglaublich stolz bin und die im Leben nicht mehr so viel schocken kann. Xié Xié!

Herzlichst,

Luise


Nach 591 Tagen wieder in meiner Wahlheimat

36. Bloggeitrag am 28. September 2021

Nach 591 Tagen schreibe ich einen Shanghai-Calling Blog wieder aus meiner Wahlheimat Shanghai. Ich sitze in meinen Lieblingscafé Baker & Spice in der Anfu Lu, nicht weit von unserem Apartment entfernt. Das Café ist beliebt bei Expats, denn hier im Stadtteil der ehemaligen French Concession leben viele Expats. An einem langen Tisch sitze ich, viele Laptops sind geöffnet und es herrscht Arbeitsatmosphäre. Das finde ich gut. Weit und breit sind aber keine Expats oder ausländische Gesichter zu sehen. Ein ungewohntes Bild. Ist es nur Zufall oder liegt es an der Pandemie? Ich bin unsicher.

Hinter mir liegt eine lange, durstige und steinige Strecke, die geprägt ist von Trennung, die durch die Pandemie ausgelöst wurde und die ich niemandem wünsche. Wir als sechsköpfige Familie haben uns da durchgekämpft und heute kann ich sagen, daß es allen gut geht.
Alle Kinder sind in Europa und sind happy dort, wo sie sind. Kinder happy, Eltern happy. So ist es doch.
Mein Mann und ich starten also in das Abenteuer, das da heisst: Gemeinsam zurück nach Shanghai. Nach fast 600 Tagen.
Gerne berichte ich nun, wie es so läuft, nach China einzureisen. Es ist ein langes hin und her bei den Behörden in Shanghai, wie unsere 14tägige Quarantäne aussehen soll. Schnell ist klar, dass wir eine komfortable Quarantäne gemeinsam in unserem Apartment nicht machen können. Das Hin und Her, ob es eine gemeinsame Quarantäne in einem Hotel werden kann, zehrt an den Kräften, normalerweise ist es nicht gestattet. Wir bekommen grünes Licht und landen in einer Suite eines alten Hotels, das von der chin. Regierung komplett zu einem Quarantänehotel umfunktioniert wurde.

Der Weg bis ins Hotel

Zur Zeit fliegt die Lufthansa 2 mal in der Woche nach Shanghai, mehr lässt die chin. Regierung nicht zu. Normalerweise fliegt Lufthansa jeden Tag von Frankfurt und von München nach Shanghai. So sind die Plätze im Flieger begehrt für diejenigen, die überhaupt ins Land dürfen. Wer kein gültiges Visum hat muss auf unbestimmte Zeit warten. Diese Hürde nehmen wir galant und sehr zeitig haben wir gebucht. Den weiteren Dokumentenaustausch, der erfragt und erforderlich ist, bekomme ich nur am Rande mit. Es sind unzählige Papierstücke erforderlich, auch wenn die Behörden in China diese alle schon mehrfach unbeglaubigt und beglaubigt, in Original oder in Kopie haben. Sicher ist sicher.
Am Frankfurter Flughafen gibt es ein zertifiziertes Labor für Covid Tests, die von der chin. Regierung akzeptiert ist. Dort lassen wir einen PCR Test und einen Antikörper Bluttest machen. Das Personal dort ist ausserordentlich freundlich und es reicht sogar für ein kleines persönliches Gespräch. Es menschelt, das tut gut und der leitende Arzt dort wünscht uns für unsere Quarantäne in China alles Gute. Nett, einfach nett.

Mit dem Erhalt unserer negativen Testergebnisse laden wir diese und alle anderen notwendigen Dokumente in in einer Art Einreise App hoch und hoffen, dass die Chinesische Botschaft in Frankfurt uns grünes Licht für unsere Einreise erteilen. Spannung bei meinem Mann, denn er weiß, wenn das nicht klappt, haben wir ein echtes Problem. Er hat Kollegen stranden sehen und der Flieger war weg. Ich bin entspannter, hoffe aber insgeheim, dass ich nirgends einen Zahlen- oder Buchstabendreher beim Ausfüllen der App gemacht habe. Warten und dann: Hurra! Es klappt – wir haben die Erlaubnis! Unsere Health Declaration ist akzeptiert. Wir klicken in der Chinesischen ALIPAY App den Healthcode an und füllen dort wieder weitere Daten und Dokumente hoch. Nun brauchen wir den Status Grün. Es klappt bei meinem Mann, er ist da sicher geübter im Ausfüllen. Bei mir klappt es nicht, ich werde nervös, bin genervt, dass ich mir meine Reisepassnummer immer noch nicht merken kann und bin froh, dass ich die nun ruhigere helfende Hand meines Mannes habe. Ich bin überrascht, dass ich nicht entspannt bleibe, aber ich habe Respekt vor dem ganzen System in der Ferne. Ein Aufatmen bei mir, denn auch mein Healthcode ist grün. Ich gehe meine Koffer packen und schaue, dass ich für die kommenden 14 Tage im Hotel genug Bücher habe und lade nochmal ein paar Filme runter. Zwei Koffer sind schnell neben dem Bordkoffer und meiner Handtasche voll. Nix wichtiges für die nächsten 3 Monate darf fehlen.

Am Flughafen Frankfurt

Der Flughafen in Frankfurt ist am Abflugabend immer noch gespenstisch leer und das Einchecken dauert lange, denn nicht nur das Bodenpersonal beim Check in, sondern auch am Gate wollen Dokumente und vor allem den grünen Heathcode sehen. Keiner möchte Probleme mit den chin. Behörden haben. Es dauert alles lange, alle Passagiere sind geduldig. Der Flieger ist angeblich ausgebucht, jedoch um uns herum sind doch einige Plätze frei. Wir glauben, dass nicht alle die notwendigen Dokumente zusammentragen konnten und sie sind wohl am Flughafen gestrandet. Ich mache es mir in einem großen Sitz neben meinem Mann bequem, ziehe noch die Schuhe aus und falle ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln in einen komatischen Tiefschlaf. Nach 10 Stunden wache ich auf und bin längst im Himmel über China.

Am Flughafen Shanghai

Der Flughafen in Shanghai ist eigentlich immer voll oder übervoll, die internationalen Maschinen landen zeitgleich, so dass ein Gedränge herrscht, vor allem bei der Gepäckkontrolle. Es ist anders, es ist alles gespenstisch anders. Ich versuche nicht zu glotzen, sondern mich mit meinem Mann in die Schlange anzustellen, ein Dokument muss ausgefüllt werden, ich bin mir nicht sicher wofür, aber wir machen es wie alle anderen. Überall laufen Marsmännchen herum. sie sind im kompletter Schutzmontur, ein möglicher importierter Virus aus dem Ausland hat hier keine Chance. Wir haben den ersten Temperaturcheck und dann kommt der Scan mit dem grünen Healthcode. Wir fallen beide krachend durch.

Er hat gerade die 24 Stunden Gültigkeit verloren. Wir werden zur Seite geschoben, keiner spricht hier Englisch, mein Mann sagt: Schatz, nicht aufregen, wir müssen alles nochmal ausfüllen. Mir wird spontan echt heiss und ich tippe nervös meine Reisepassnummer, meine persönlichen Daten und lade Dokumente hoch. Es klappt wieder nicht und ich habe das Gefühl, dass ich hier gerade gerne mal weg möchte. Ich müsste eigentlich meine Reisepassnummer und meine Visanummer mittlerweile doch echt auswendig kennen, aber das Hirn streikt.

Der komische weiße Zettel in meiner Hand wird feucht. Plötzlich blinkt mich der grüne Healthcode an. Klasse. Es geht weiter durch den Parcours zur Passkontrolle. Der ausgefüllte Einreisezettel aus dem Flieger ist veraltet, wir müssen ihn nochmal ausfüllen. Augenrollen, aber nützt ja nix. Wieder Passnummer, wieder Visanummer, wieder nachschauen. Der Gesichtscheck klappt, ich bekomme den Einreisestempel China, Shanghai. Welcome back. Nach 577 Tagen. Hurra, ich küsse meinen Mann, setze aber schnell die FFP2 Maske wieder auf und folge ihm im weiteren Parcours. Laufen. Laufen. Brav sein. Wir landen beim PCR Test. Hals und Nase. Es tut weh. Die Wattestäbchen verschwinden tief in Mund und Nase.
Der Parcours führt uns zu den Koffern, alle da. Prima. Ab hier bekommen wir VIP Betreuung – ein Danke an das Team meines Mannes in Shanghai. Mr. Felix and wife werden schon erwartet. Panik steigt auf, denn unser Pass wird uns weggenommen, der weisse Zettel ist auch weg. Wir verstehen, dass wir das überlebenswichstigste Stück im Bus zum Quarantänehotel wiederbekommen werden. Ach, wird schon, denke ich. Ist ja VIP Betreuung. Den offiziellen Parcours verlassen wir und lernen einen schwedischen Geschäftsmann kenne, der auch VIP gebucht bekommen hat.

Wir drei landen in einem kleinen Bus, zwei Marsmännchen vorne. Zwischen uns eine dicke Folie zum Schutz vor Viren. Mit dem Schweden kommen wir sehr nett ins Gespräch, er hat die 14 Tage Quarantäne allein vor sich. Ich bin froh, dass ich gleich nicht allein weggesperrt werde.

Die Männer tauschen die WeChat Kontakte aus, wir vereinbaren, nach der Quarantäne ein Bier zusammen zu trinken. Positiv denken!

Das Quarantänehotel in Pudong

Es dauert nochmal eine lange Zeit bis wir im Wyndham Hotel durch den Lieferanteneingang einchecken. Hier empfängt uns ein freundliches weibliches Marsmännchen und sie fragt alles Wichtige nochmal ab und auch hier sind Passnummer und Visanummer von Nöten in einem weiteren digitalen Dokument. Wir geben fleissig alles wieder ein, auch wenn alle Daten längst bekannt sind. Frei nach dem Motto: Vertraue ist gut, Kontrolle ist besser.
Wie zu erwarten, kommt kein freundlicher Page und bringt unsere Koffer ins Zimmer, wir schnappen uns einen großen Lastenwagen, laden alle 6 Koffer drauf und folgen einem anderen Marsmännchen zum Aufzug und verabschieden uns vom Schweden. Der 33. Stock ist nun für 14 Tage unsere Bleibe, Zimmer 3301. Das Tischchen vor der Tür weist mich schon jetzt daraufhin, dass wir hier jetzt 3 mal am Tag das abgestellte Essen schnell ins Zimmer uns schnappen werden. Das Marsmännchen gibt uns noch eine Tüte mit Klorollen, eine Packung mit Chlortabletten und eine Rolle Mülltüten. Wahrscheinlich sagt er so was ähnliches wie alles Gute oder so, sein Chinesisch verstehen wir natürlich nicht. Er scheint zu lächeln.

Zimmer 3301

Nun sind wir also in unserem Zimmer, eine kleine Suite. Es ist in Ordnung. Wir richten uns irgendwie ein, jeder sucht sich eine kleine Ecke. Wir haben beide keinen Impuls, die Koffer auszupacken. Es soll ja nicht heimisch werden. Der Blick aus dem Panoramafenster ist cool.

Wir gucken auf den Huangpu, ein Fluss, der das Stadtzentrum teilt. Die Yangpu Bridge haben wir voll im Blick, wenn wir die Ecke von der Shanghai Skyline erhaschen wollen. Tolle Architektur und ich denke an die Golden Gate Bridge.

Aber mit Tor zur Freiheit hat das hier gerade nichts zu tun. In den kommenden 14 Tagen werden wir den Fluss lieben lernen, denn hier ist viel zu glotzen, Schiffe von links und rechts, Schlepper, die Gezeiten. Das Zählen der Schiffe macht Spaß. Ich denke an die Wimmelbücher für Kinder von Ali Mitgutsch, auf den Bildern war so viel zu entdecken und immer wieder was neues.
Es war herrlich, denn manchmal haben wir gemeinsam geglotzt und uns gefragt, ob der eine orangene Kran da unten gestern da auch schon war. Wir lachen. Wahrgenommen hatten wir nur den verrosteten braunen. Der Fluss hat uns viel Gesprächsstoff gegeben.

Und wenn alle Schiffe mal gerade uninteressant waren, habe ich die Anzahl der vorbeifahrenden Linienbusse gezählt. Es sind viele, sehr sehr viele. Irgendwie vermisse ich ein bisschen den Blick.

14 Tage stereotypes Abhocken

Das Essen war schrecklich. Egal ob Chinesisches Essen oder die Continental Food Variante. Im Koffer waren ein paar deutsche Leckereien wie Schokolade, Lakritze oder Salziges und am Duty Free habe ich mir Piccolo Champagner Flaschen gegönnt. Ein bisschen dekadent, aber es musste sein.

Zum Glück konnte die Assistentin von meinem Mann das ein oder andere Abgepackte uns schicken und zwischendrin – gut versteckt – waren ein paar Deutsche Gebräue in Dosen. Ein Highlight am Abend.
Jeden Tag wurde 2 mal unsere Temperatur gemessen, so um 9 Uhr und so um 15 Uhr. Dazu kamen 3 PCR Test an Tag 4, an Tag 7 und an Tag 13. Jedes Mal haben die Marsmännchen freundlich hello gesagt und unsere Temperatur war welly good.

Mein Mann hat natürlich gearbeitet, immer wieder lokale und internationale Telefonkonferenzen und Interviews mit potentiellen neuen Mitarbeitern geführt. Oft bin ich gar nicht drumrum gekommen, zuzuhören. Meine Einschätzungen zu Sympathie und Antipathie waren immer richtig. Ein 14 tägiges kostenloses Feedback von der Ehefrau eines CEO gibt es sicher auch selten.
Ich habe mehrheitlich mich mit meiner nun kommenden Zeit in Shanghai befasst, habe viele tolle Bücher und Zeitschriften gelesen, erstaunlich wenig Netflix angemacht.


Die Laune war bei uns beiden oft ok, aber manchmal auch einfach so dumpf. Da half bei mir nicht social media als Ablenkung, sondern Lesen, meine Internetseiten an einigen Stellen verbessern und Bewegung. Ich bin die werdende Queen am Hulahoop Himmel, sagt mein Mann!
Neue Kleidung täglich war so überflüssig wie Schuhe anzuiehen. Ein Pyjama reicht auch aus, aber eben nicht immer. Manchmal hatte ich das Lotterige satt und habe mich richtig ordentlich angezogen, Duft und einen schönen Lippenstift inbegriffen. Ich war quasi ready to go. Nur halt nicht sofort! Aber sich nett zurecht zu machen ist doch auch was schönes. Schatz, du siehst zauberhaft aus. Das ist doch ein schönes Kompliment in einer Zwangsquarantäne…

7 Tage Home Monitoring

Nach 14 Tagen wurden wir entlassen. Es waren wirklich 14 Tage auf die Stunde genau, denn am 2. September wurden wir um 15 Uhr am Flughafen von Shanghai-Pudong registrierst und am 16. September 15 Uhr endete somit die Quarantäne. Mit dem Auschecken waren wir um 14:53 Uhr fertig und wir haben am Hintereingang gestanden, an dem wir eben 14 Tage vorher ankamen. Please wait 7 minutes hörten wir. Korrekt ist korrekt. Unser Fahrer Neo hat uns freudestrahlend im Empfang genommen, das Einatmen von frischer, warmer, stickiger, leicht stinkender Luft war ein Genuß. 14 Tage ohne frische Luft, da nimmst du alles was kommt.


Organisieren können die Chinesen gut, denn Ogaa vom Health Monitoring Team unseres Stadtteils hatte schon mit meinem Mann, der Assistentin von ihm und mir eine WeChat Gruppe gebildet. Ab jetzt hat Ogaa uns überwacht. Jeden Tag haben wir zwei mal unsere Temperatur per Videodreh ihr übermittelt. Immer kam ein ok.
Da wir noch nicht genügend PCR Test über uns haben ergehen lassen, sind wir an Tag 16 und Tag 21 nach Einreise nochmal zum Testen ins Stadtteil Covid Pfüfzentrum einbeordert worden. Die Assistentin von Meinem Mann hat das alles wunderbar für uns organisiert. Ohne sie wäre es sicher ungleich komplizierter geworden. Auch diese negativen Testergebnisse haben wir in der WeChat Gruppe gepostet. Letzten Donnerstag kam dann von Ogaa: Sieben Tage kommunale Gesundheitsüberwachung ist vorbei. Wir drei danken ihr. Nun sind wir Frei!

14 + 7 Tage

14 Tage in ein Hotelzimmer eingesperrt zu werden ist eine meiner komischsten Erfahrung, die ich gemacht habt. Nicht raus zu dürfen, sich nicht frei bewegen zu können und 14 Tage Essen aus Plastikschalen, überwacht zu werden. Ätzend.
Diese 7 Tage Home Monitoring waren hingegen vollkommen in Ordnung. Wir haben uns frei bewegen können, mein Mann ist ins Büro gegangen und ich habe unsere Wahlheimat Shanghai viel radelnd wiederentdeckt und wir haben gutes Essen an ordentlich gedeckten Tischen mit Porzellan, Gläsern, Besteck und Servietten sehr genossen.
Die Zimmer unserer Söhne sind genau so, wie wir sie Ende Januar 2020 für die 8 Tage Ferien in Thailand verlassen habe. Die Schulbücher, Hefte und Stifte liegen bereit und die Fußballschuhe für das nächste Training sauber. Wer hätte damals gedacht, dass wir aus Thailand nach Deutschland vor einem Virus fliehen, der zu diesem Zeitpunkt in Europa noch keine Gefahr darstellte und unsere Söhne ihre Schule in Shanghai nie wieder besuchen werden? Niemand.

Das Leben geht weiter – für mich nun wieder in Shanghai und auch mein Blog Shanghai-Calling erwacht so langsam wieder zum Leben. Schaut vorbei in MEINEM SHANGHAI ABC oder gerne auch bei meinen Buchempfehlungen zu China.

Alles Luise

P.s.: Auf Instagram unter SHANGHAI.CALLING könnt ihr Shanghai und China in Bildern und kleinen Geschichten entdecken.

China Buch Blog – Schakale in Shanghai

3. China Buch Blog am 9.12.2019

Schakale in Shanghai
Genre: Krimi

von Qui Xialong

Über den Autor: Der in Shanghai geborene Übersetzer, Lyriker und Literaturkritiker Qui Xialong lebt seit 1988 in den USA. Die Vorfälle am Tiananmen Platz 1989 veranlassten ihn, nicht nach China zurück zu kehren. Er lehrt in St. Louis Chinesische Sprache und Literatur. Seine Romanfigur Oberinspektor Chen hat er bereits in 9 Romanen ermitteln lassen, der 10. Krimi erscheint im Februar 2020.

Erschienen: DTV Verlag, ISBN: 9783423217064, Original: Shanghai Redemption

Qui Xialong hat ähnlich wie Donna Leon mit ihrem Commissario Brunetti Oberinspektor Chen gestaltet, der die Kriminalfälle von Shanghais Straßen aufklären will.

Schakale in Shanghai ist das 8. Buch über den so sympathischen Oberinspektor Chen, der in diesem Fall um sein eigenes Leben bangen muss. Er wird seines Postens enthoben und angeblich befördert. Dies kann er nicht ganz glauben und vermutet, dass er Dinge nicht bearbeiten soll und auch keine Morde an vermeintlich ordentlichen Bürger aufklären soll. Dabei gerät er immer mehr in Schwierigkeiten und nur seine treuen Freunde versuchen, über ihre dunkeln Kanäle in dem Sumpf von Korruption, Misstrauen und ständiger Suche nach Vorteilsaneignung an irgendwelche nützlichen Informationen heranzukommen. Dabei begeben sie sich selbst in Gefahr. Puzzlestück um Puzzlestück setzt Chen zusammen und denkt am Ende das große Ding dann auf.

Für mich beginnt das Buch mit vielen unterschiedlichen Erzählsträngen, viele Namen fallen und Du bist verwirrt, ob es jetzt nun Chen oder Shen ist. Zum Ende wird es richtig spannend, da Wendungen sich ergeben, an die ich kleine Detektivin gar nicht gedacht habe.

Das Buch spielt in Shanghai und viele Namen, Straßenzüge und auch Orte sind mir geläufig. Ich beginne, im meinem Stadtpan zu stöbern, wo jetzt genau die U-Bahnstation in Pudong liegt. Pudong ist der Stadtteil, wo all die beeindruckenden Wolkenkratzer sich befindet.

Teile des Buches spielen in Suzhou, eine Stadt nicht weit von Shanghai entfernt. Dies ermutigt mich, doch bald endlich mal in diese wunderschöne Stadt zu fahren. Bekannt für Suzhou ist die Suzhou Oper und diese pittoreske Stadt.

Das Buch lädt auch ein, mehr über China und ihre Kultur zu ergründen, sei es das Leben der Ernai, das sind die Zweitfrauen, die sich der ein oder andere Chinese gönnt oder aber auch über den Neokonfizianismus zu lesen. Der Leser lernt, was ein Qipao ist und liest Gedichte aus der Chinesischen Tang-Dynastie oder der Qing-Dynastie. Ich lerne, dass am Quingming alle Angehörigen zu den Gräber der Verstorbenen fahren und einen Tag am Grab verbringen. Das ist ähnlich wie der Kult um den Dios de los Muertos in Mexiko. Bei und in Deutschland ist es Allerheiligen. Ich lerne das Tausendjährige Ei kennen.

Es gibt noch viele viele weitere Stellen im Buch, wo der Leser mehr eintauchen kann ich die Chinesische Kultur. Ich mag so etwas sehr.

Politisch ist dieses Buch natürlich auch. Wir Leser bekommen einen Eindruck davon wie Korruption, Hierarchie und Macht in China ausgespielt ohne Rücksicht auf menschliche Schicksale. Es scheint sehr realitätsnah zu sein, doch so recht glauben mag man es nicht. Ein Fünkchen Wahrheit steckt in jedem Buch.

Fazit

Ich kann das Buch für China, Shanghai und Krimi Begeisterte nur empfehlen, ein Krimi macht das Mächtespiel zwischen korrupten Kadern und geheimen Geschäften spannend und ein geschichtlicher Hintergrund lässt in dem ein oder anderen Buch nachschlagen oder ich befrage das Internet. Lesenswert.

Wer noch mehr China und Shanghai Literatur sucht, der kann hier den Link zum ersten und zweiten China Buch Blog anklicken.

1. China Buch Blog: Gebrauchsanweisung für China

2. China Buch Blog: Kochbuch – Shanghai Straßenküche von Julia Dattel und Nicole Keller

Das Expatleben ruft – zum dritten mal!

Mein erster Blog am 12. September 2018

Seit gestern ist es nun offiziell. Ich werde mich mit meiner Familie in 2019 noch einmal auf ein großes Abenteuer stürzen. Nach 5 Jahren in Italien und 3 Jahren in Mexiko werde ich mich mit meinem Mann und mindestens 2 meiner vier Kinder gen Osten aufmachen und China für die nächsten 3-4 Jahre unser Zuhause nennen. Ich ziehe in die Weltmetropole Schanghai und finde es wahnsinnig spannend. Es ist ein Land voller Gegensätze und ein Land voller spannender Orte, die es zu entdecken und zu bereisen gilt. Es wird definitiv anders sein als das 26.000 Einwohner zählende Ingelheim am Rhein, das im wunderschönen Rheinhessen liegt mit Weinbergen, Winzern und altem Fachwerkhaus, mit kleinen Weinschänken, schönen Fahrradwegen und Kerbfesten in jedem Dorf. Dies habe ich die letzen 10 Jahre erlebt und genossen, habe unsere Kinder groß gezogen und habe sie zur Selbständigkeit ermutigt, habe ihnen die Welt gezeigt und ihnen immer empfohlen, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Der Tellerrand ist nun erstmal weit weg, der Weg aus der Comfortzone muss gewagt werden, aber ich bin mir sicher, es ist ein toller Weg und es ist eine Bereicherung fürs Leben.

Wahrscheinlich werde ich dann meiner Leidenschaft – der Golffotografie – erstmal nicht so wirklich nachgehen können, aber ich werde sicher andere neue Möglichkeiten für mich entdecken. Ein eigener Bildband über das Leben in Schanghai? Einen eigenen Blog? Ein Erfahrungsbericht schreiben und dabei das Leben der 1,4 Milliarden Chinesen mit meiner Kamera einfangen? Oder nochmal an eine Universität gehen? Nochmal etwas neues lernen? Mit 46 ist das nicht zu spät, um seinen Wissenhorizont zu erweitern  und die Neugierde für anderes zu stillen? Ja, so kann es sein!

Ich habe in den Jahren eine recht ordentliche Fotoausrüstung mir angeschafft, ich werde alles mitnehmen und sehe mich schon mit Fototasche durch das pulsierende Schanghai schlendern und den Finger nicht vom Auslöser nehmen.

Ich entdecke täglich neues – Fotoausstellungen, Fotomuseen, Fotokünstler – alles werde ich entdecken. Und das schöne dabei ist, dass Schanghai eine sichere Stadt ist und ich keine Angst um mich haben muss, wenn ich eben auch mal allein auf Entdeckungsreise in der Stadt gehe. Das wäre in Mexiko-City nun wirklich nicht möglich gewesen.

Annehmlichkeiten musst Du auch einfach nutzen und so wird mein Mann einen Chauffeur bekommen, der natürlich auch für mich und die Kinder da sein wird. Sofern ich mich mit ihm verständigen kann, werde ich ihn zu Touren mitnehmen.