Kategorie: Alle

Wie lange bleibe ich noch in Deutschland?

Alte Mühle im Hunsrück

29. Blog am 16. April 2020

Seit 10 Wochen bin ich nun in Deutschland. Ich bin dem aufkommenden Coronavirus damals mit meinem Mann und unseren Zwillingen aus dem Weg gegangen. Das sollte für 2 – 3 Wochen sein. Nun sind es 10 geworden. Ein Ende scheint nicht so richtig in Sicht zu sein.

Situation in Shanghai

Das Leben in Shanghai kommt seit 2 Wochen stetig zurück, die Geschäften und Märkte öffnen wieder, die Menschen kommen aus ihren Häusern raus. Vorsichtig lockern sich die Einschränkungen, denn es gibt im Land keine Neuinfektionen mehr. Diese kommen alle aus dem Ausland entweder von Chinesen, die endlich zurück in ihr Land wollen oder von Ausländern, die in China leben und arbeiten. Geschäftsreisende gibt es zur Zeit nicht, so dass sich die Gruppe der Einschlepper auf diese zwei Gruppen mehr oder weniger beschränkt. Dies hat zu drastischen Maßnahmen seitens der Regierung in Peking geführt. Die Grenzen wurden geschlossen. Nur noch Chinesen und Diplomaten können ins Land.

Eine Rückkehr der Ausländer an ihren Arbeitsplatz in China ist nun erstmal verhindert. Darunter leidet auch mein Mann gerade, der über Ostern einfach mal aus China raus musste, ein zwei wöchige Quarantäne in Kauf nehmen wollte, um dann wieder an seinem Arbeitsplatz sitzen zu können.

Nun ist sein Arbeitsplatz im Hunsrück im Gästezimmer. Er schaut ins Grüne, er schaut auf einen alten Pferdeschuppen und er wird mit Kaffee und Familie versorgt.

Glück

Ich habe Glück. Wir haben Glück. 2008 sind wir nach 3 Jahren Mexiko nach Deutschland zurückgekommen und mein Mann und ich wollten für uns und unsere damals noch sehr kleinen Kinder einen Ort haben, wo wir am Wochenende mal hin können. Wir fanden im Hunsrück unser Refugium und kauften es. Es sollte auch für den Fall dienen, wenn wir nochmal ins Ausland geschickt werden, dass wir in Deutschland für die Ferien eine Bleibe haben und wir nicht nur bei den Schwiegereltern auf der Bettkante sitzen oder wir uns eine Ferienwohnung mieten müssen. Wir haben gut daran getan, so intensiv zu suchen und haben eine wunderschöne alte Mühle von 1870 gefunden, die komplett abgelegen vom Dorf in einem Tal liegt und von wo aus wir auf ein Hirschgatter schauen. Die Hirsche fürchten uns nicht mehr vor uns. Natur pur.

In den letzten 10 Jahren haben wir unsere Mühle stetig umgebaut und verschönert und jede Ecke der Mühle so gestaltet, dass wir als Familie es wirklich schön haben und wir aber auch genügend Gästebetten für Family and Friends haben. Der Mühlenbachlauf plätschert. Die Kinder haben sich in den letzten Jahren immer darum gekümmert, dass er schön aussieht und gut fließt oder mal mit Staudämmen zum Halten gebracht wurde. Ein kleines schwedisches Saunahäusschen haben wir mittlerweile auch im Garten.

Mühle als Zufluchtsort

Dass ich hier einmal 10 Wochen am Stück wohnen würde und die Mühle als Zufluchtsort für mich und jetzt für die ganze Familie dient, daran hätte ich nun wirklich nie gedacht. Als ob der liebe Gott eine Eingebung hatte, dass wir tatsächlich irgendwann mal einen Ort brauchen, wo wir in Deutschland unter kommen, wenn wir gerade auf Auslandsentsendung sind und gerade die Welt Kopf steht. Unser Haus in Ingelheim haben wir aufgegeben, da ist gerade nichts zum Wohnen für nun 6 Personen.

Wir führen nun alle ein Expatleben im eigenen Land, das ist so absurd wie es sich anhört. Das alltägliche gewohnte Hab und Gut ist entweder in China oder in einem Containerlager irgendwo zwischen Mainz und Mannheim. Meine Lieblingskleidung ist in China und den kleinen Teil von Materiellem Hab und Gut, das ich zum Leben in der Ferne haben wollte, ist nun auch in China und nicht greifbar.

Was mir wichtig ist

Das Einzige, was mir wichtig war für mein Dasein hier, war mein Mac, den mein Mann mir nun nach 8 Wochen mitgebracht hat. Dazu kam noch meine Lieblingskette – ein Cylonsaphir in Gold eingefasst an einer goldenen Kette. Ich trage sie seit 19 Jahren täglich und habe sie für den Thailandurlaub in China gelassen, weil ich sie nicht verlieren wollte. Da ich von dem Thailandurlaub nicht zurück nach China flog, sondern direkt nach Deutschland, war die Kette in meinem Asienfluchtkoffer nicht dabei.

Ich habe gemerkt, dass das ganze Materielle nicht wirklich für Glück oder Unglück wichtig ist, dass es nicht entscheidet über einen emotional guten oder schlechten Tag, dass es zwar ein schönes Geschmücke ist, aber in der Krise hilft die schwarze, braune, grüne, beige, rote oder blaue Handtasche nicht.

Was hilft in der Ausnahmesituation?

Familie und Freunde – das sind diejenigen, die helfen, denen Du hilfst und mit denen Du dich austauschst. Besonders schön war dabei mein morgendliches Ritual – Kaffeepott im Bett und mit meiner Freundin in Mainz das Leben per WhatsApp ordnen, den Tag planen, mal ausheulen unser Dasein als Vierfachmütter beleuchten und in den Tag mit Projekten oder eben auch mal keinem Projekten starten.
Gerade haben wir das morgendliche Kaffeepott Ritual unterbrochen, das ist mal so, es kommt wieder.

Ich trinke nach wie vor meinen Pott Kaffee, mal mit meinem Mann im Bett, mal ohne. Mehrheitlich ohne, denn er ist gegen 7 Uhr schon häufig in Telefonkonferenzen mit China. Ich lese meine Lieblingszeitschrift, jeden Tag ein Artikel und ich ziehe das Wesentliche daraus. Meditation – ich habe eine tolle App gefunden! Umgang mit Wut – oh ja, ich kann wütend sein. Ungeduld – wie komme ich davon weg? Ich mag gerade solche Themen, Reflektion und Selbsterkenntnis. Ich ziehe aber auch kreative Ideen aus meiner Zeitschrift, das beflügelt meine Fotografie. Vielleicht kennt ja jemand die Zeitschrift FLOW. Ich bin gerade ein Fan.

Tägliche Rituale – Struktur

Es ist also ein tägliches Ritual, was in dieser Zeit der emotionalen Achterbahnfahrt hilft. Ich versuche Struktur in den Tag zubringen, das hilft. Besonders hilft mir mein Schreibkurs, den ich seit 2 Wochen mache. Jeden Tag um 10 Uhr logge ich mich in ein Live ein. Da lernen ich und bekomme Prompts – Schreibaufgaben für den nächsten. Ein Potpourri an Teilnehmerinnen, alle unterschiedlich, alle lustig und schreibbegeistert. Das macht Spaß.
Und jeden Tag um 11 Uhr logge ich mich in ein live Interview von Adobe Deutschland ein und höre erfolgreichen Kreativen zu. Manche Interviews interessieren mich brennend, manche passen nicht zu meinen Interessen. Um 12 Uhr ist dann der Input rum und ich bin erstmal gesättigt.

Die Fotografie hilft mir auch. Zum Glück hatte ich meine Leica von Anfang an bei mir. Jedoch habe ich in den ersten Wochen gar kein Zugang zum Fotografieren bekommen. Was sollte ich auch für Motive im Grau in Grau finden? Erst seit kurzer Zeit merke ich wieder, dass auch hier die Kräfte zurück kommen und ich meine www.luisegutsche.de Seite aufpeppe und mir meinen Wunsch erfülle, endlich einen kleinen Online-Shop zu eröffnen. Bald ist es soweit, ich werde berichten.

Die lieben Kinder

Für meine Zwillingssöhne waren die letzten Wochen auch nicht leicht, von der Britischen Schule und den Freuden in Shanghai getrennt zu sein, plötzlich wieder in Deutschland zu hocken und onlineschooling ohne Material machen zu müssen. Wir haben sie kurzerhand in die gleiche Schule wie die beiden Großen in Schottland schicken können. Sie haben dort einen geregelten Schulalltag mit sozialen Anschluss und viel Sport gehabt. Sie waren mehr als happy.

Mittlerweile sind die Schulen in Großbritannien auch geschlossen und heute sollte eigentlich der Summer Term beginnen. Nun beginnt hier im Hunsrück für alle Kinder der Summer Term mit Onlineschooling. Die Zwillinge werden das Schuljahr mit der Schottischen Schule beenden, anders ist es organisatorisch nicht zu meistern.

In unserer kleine Mühle sind nun Bierbänke und Gartentische verteilt, damit jeder einen eigenen Arbeitsplatz hat. Es wird sicherlich einiges an Disziplin von jedem abverlangt werden, dass in Ruhe gearbeitet werden kann, um nach erledigten Aufgaben raus zu gehen, eine Runde Fussball zu spielen oder doch noch mal Holz zu hacken.

Schulmutter und Schulpapa

Nun bin ich wieder vollkommen Schulmutter, schmeisse sie morgens aus den Federn, bekoche sie und helfe ihnen wenn möglich bei Aufgaben. Das Einzige, was ich nicht mehr vorbereiten muss sind die lästigen Butterbrotboxen für die Schule.
Sicherlich wird mein Mann auch mal Mittagessen kochen, das macht ihm Spaß und geht zwischen den Telefonaten sicherlich immer mal wieder.

Ich freue mich auf die fleissige Home Office und Home Schooling Zeit. Dann sind die Tage wieder mehr strukturiert und wir werden ein richtiges Wochenende haben mit langem Ausschlafen und ausgiebigem Brunch.

China ist fern

China scheint für mich ferner denn je zu sein und Deutschland die erste Wahl in der momentanen Corona Krise. Nicht leicht zu akzeptieren, denn ich vermisse die Möglichkeit, die Kultur und das Land mehr und mehr zu entdecken.

All denen, die in ähnlicher Situation sind mit Home Schooling wünsche ich gute Nerven und liebe Kinder, gutes WLAN und immer den Gedanken, dass es eine vorübergehende Situation ist.

Bleibt gesund! Luise

P.s.: Die alte Frida bewacht Haus und Hof

China Buch Blog – IM GARTEN VON OMA APO – Ein Kinderbuch

Im Garten von Oma Apo

5. China Buch Blog am 21.März 2020


Im Garten von Oma Apo


Von
Wei Tang
Autorin und Illustratorin

Wei Tang, eine chinesische Autorin und Illustratorin wurde 1986 in Chengdu geboren. Heute lebt sie in Dalian, eine Stadt im Golf von Bahai im Norden Chinas. An der Universität von Xihua in Chengdu hat sie Animation studiert.
Im Garten von Oma Apo ist im Baobab Books Verlag erschienen. Es ist ihr erstes Buch, das sie ihrer Oma gewidmet hat.


über den Verlag

Baobab Books ist ein gemeinnütziger Verein in Basel. Es ist eine Fachstelle zur Förderung der kulturellen Vielfalt von Kinder- und Jugendliteratur. Dabei steht der Fokus des Vereins auf der Verbreitung von Kultur aus unterschiedlichen Ländern.

Ich bin vom Buchverlag gebeten worden, dieses Buch in meinem Shanghai-Calling.de Blog vorzustellen. Darüber freue ich mich sehr und danke dem Verlag.


Das Kinderbuch

Das Bilderbuch ist eine wahre Homage an die Großmutter von Wei Tang. Gerade in der jetzigen Zeit, wo Familie und das soziale Miteinander in der Coronakrise wieder mehr in den Fokus gerät, passt das Buch genau in meine Stimmung und sicher in die vieler anderer.

Oma Apo

Oma Apo ist eine alte Dame, die nur auf dem Markt geht, um Gemüsereste für ihre Hühner und Ente aufzusammeln. Die Tiere leben nicht in einem Hof, nein, sie leben auf dem Dach ihres Hauses, wo Oma Apo mit sehr viel Liebe nach ihrer Pensionierung einen wunderbaren Gemüsegarten angelegt hat. Hier liebt sie es zu sein, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen und zuzuhören. Es ist ihre Leidenschaft.

Offenherzigkeit

Oma Apo ist offenherzig und großzügig, denn Sie verteilt mit Liebe und Herz die Ernte an ihre Nachbarin Frau Wang und an den Nachbarn Herrn Zhang. Auch bedenkt sie den Pförtner Herrn Jiang.

Oma Apo teilt ihre Ernte mit den Nachbarn

Omas sind Mittelpunkt der Familie

Oma Apo hat eine große Familie, sie ist der Mittelpunkt und sie bekocht die Großfamilie und versorgt ihre Kinder und Enkelkinder mit gesundem Gemüse für zu Hause.

Zufriedenheit

Oma Apo ist mit dem was sie macht zufrieden, sie hat eine Aufgabe, auch als Rentnerin. Sie liebt ihre Arbeit und liebt die Pflanzen und die Natur und die Tiere und ihre Nachbarschaft und natürlich die Familie.

Zufrieden nach ihrem Tagwerk

Sozialkritisch

Das Leben in China läuft immer noch sehr nach diesem Schema ab. Die Alten sind für die Jungen da, aber auch die Jungen für die Alten. Auch die Nachbarschaft und das gute Miteinander steht bei den Chinesen im Vordergrund. Sicherlich ist es in den ländlichen Gebieten noch stärker ausgeprägt als in den Großstädten.

Was ich so besonders an diesem Buch finde

Die Autorin Wei Tang berichtet aus dem wahren Leben. Ich kann mich somit so richtig gut in das Handeln, in die Freude, in das Tun von Oma Apo versetzten, wie sie liebevoll ihren Gemüsegarten herrichtet, die Tiere versorgt und überlege mir, wo es wohl in der Großstadt Shanghai noch solche Oasen gibt. Ein wirklich schönes Buch.

Darüber hinaus gefallen mir die Illustrationen des Buches gut, sie sind kindlich gestaltet und die Farben sind einfach harmonisch schön.

Empfehlung

Ich kann das Kinderbuch Im Garten von Oma Apo sehr empfehlen und würde mich freuen, wenn Du als Leser den kleinen Buchverein mit dem Kauf eines Buches unterstützt.


Quelle:
Baobab Books
gebundene Ausgabe, Größe ca. 25 x 25 cm
ISBN-13: 978 – 3 – 905804 – 99 – 7
Preis: 16,50 €


Anmerkung:
Gerade jetzt, wo das Leben für so viele Menschen Kopf steht, ist Lesen eine wunderbare Möglichkeit, aus dem Hier und Jetzt zu entfliehen. Das gilt für Groß und Klein in gleichem Maße. Das Leben ist für mich seit Ende Januar aus den Fugen geraten, ich leben zur Zeit nicht in Shanghai, sondern bin mittlerweile mit meinen vier Kindern im schönen Hunsrück. alle haben keine Schule. Wir ertragen die Ausgangsbeschränkungen und die Restriktionen, die es mit sich bringen. Das Lesen tut gut!

Luise!


meine letzten Artikel:


Expatleben – Im Schatten des Coronaviruses

27. Blog am 31. Januar 2020

Eigentlich … ja eigentlich wollten ich ein etwas ruhigeres Jahr 2020 haben und mich nicht mit einem Coronavirus herumschlagen. 
Eigentlich … ja eigentlich wollte ich mit meinem Mann und meinen beiden Söhnen in den Chinese New Year Ferien Bangkok und Kho Samui in Ruhe entdecken, danach eine Woche Ferien in Shanghai machen und mit den Jungs und deren Freunden tolle Ausflüge erleben. 
Eigentlich … ja eigentlich wollte ich mich nicht um Schutzmasken und Desinfektionssprays kümmern. 
Eigentlich … ja eigentlich wollte ich mich nicht um das schwache Immunsystem meines Sohnes sorgen und zu Boots in Bangkok rennen und hochdosiert Vitamin C und Zink hamstermässig kaufen.
Eigentlich … ja eigentlich wollte ich mich um meine Fotobücher in Shanghai kümmern.
Eigentlich … ja eigentlich wollte ich nach Chinese New Year mit meiner Mandarin Lehrerin Nadia in die Kunst der chinesischen Schriftzeichen eintauchen. 
Eigentlich … ja eigentlich dachte ich, dass mein Mann in unseren 8 Tagen Urlaub mal ein bisschen zur Ruhe kommt von der vielen Arbeit und mal das Handy und den PC und das IPad zur Seite legt. 

Realität …

Der Status quo ist nun vollkommen anders. Wir sind auf einer tollen Insel in einer wunderschönen Villa und organisieren das Zurückkommen nach Deutschland.  

Kompliziert ist es insofern als daß wir nur Koffer mit Sommersachen dabei haben, was ich Aber nicht total schrecklich finde. Komplizierter ist, dass ich keinerlei Schlüssel und kein deutsches Portmonee dabei habe. Auch der Führerschein ist in Shanghai. Alles ist gut und sicher dort verstaut. 

Wer hätte denn gedacht, dass die Ereignisse um den Coronavirus sich so dermaßen überschlagen, dass wir nicht zurück nach Shanghai fliegen, sondern direkt heim? Ich nicht und mein eher risikoaverser Mann nun wirklich auch nicht. 

Krisenmanagement für 5000 Mitarbeiter und Hilfslieferungen

Ich bin einiges gewohnt und habe durch meine langen Jahre im Ausland meine Belastungsmöglichkeiten ausgetestet, aber das hier ist mal wieder eine neue Dimension. Es geht hier nämlich nicht nur um uns, um meine Gesundheit, die meiner Kinder und die meines Mannes. 

Mein Mann muss sich um die Gesundheit von 5000 Mitarbeitern in China kümmern, daß sie sicher sind dort wo sie sich befinden, daß sie aufgeklärt sind, daß die Produktion weiter geht und daß die Produkte auch ausgeliefert werden. Bei einem Pharmaunternehmen von großer Wichtigkeit, denn es geht um Medikamente und Impfstoffe für Mensch und Tier. So folge ich einer Krisenmanagement Konferenzschaltung nach der anderen. Und wenn das Telefon nicht klingelt, dann sitzt mein Mann am Pc. Ich klage nicht, denn es geht nicht um Umsatz, Profit, Strategie oder Produktlaunches! Es geht um die Mitarbeiter und um die Versorgung der Kunden mit notwendigen Medikamenten. Und es geht um die richtige Kommunikation mit dem Firmensitz. Und es geht um Hilfeleistungen in der betroffenen Region um die Millionenstadt Wuhan herum. Immerhin sind 40 Millionen Chinesen eingeschlossen, kein rein, kein raus, vom Prinzip nur Verkehr von Hilfslieferungen und Ärzten. Spenden in Form von Masken gehen auf den Weg und auch ein Hustensaft sowie Geldspenden sollen schnellstmöglich in der Region ankommen. Alles gilt zu organisieren und immer wieder Unklarheiten zu beseitigen. 

Vorbereitungen für Deutschland 

Ich in meinem eher kleineren Kreis kümmere mich darum, dass die Zwillinge versorgt sind, dass sie bei Laune gehalten werden und ich die Ankunft in Deutschland so unkompliziert wie möglich gestalte. Freunde sind hilfsbereit und so ist der Ersatzautoschlüssel schon gefunden, eine neue EC Karte beantragt und für Sonntag ist unser Kühlschrank gefüllt und die Heizung in unserem Haus im Grünen eingeschaltet. 

Dennoch werden wir uns erstmal von den Freunden fern halten, es besteht eine gewissen Unruhe, ob wir nicht doch vielleicht den Virus in uns haben und er nur noch nicht ausgebrochen ist. Wir werden die 14 Tage Inkubationszeit, die eigentlich nur für Rückkehrer aus der Krisenregion gilt, einhalten und erst in der nächsten Woche Freunde treffen, oder eben Mundschutz tragen.  Wir wollen niemanden verunsichern. Unsicherheit ist schon genug da. 

Schule der Kinder

Ich gehe gedanklich diverse Szenarien durch, was mit den Zwillingen passiert, wenn wir erst einmal nicht mehr nach China fliegen können, weil keine Fluggesellschaft mehr Städte in China anfliegen will und sie nicht dort in die Schule gehen können. Die Lufthansa hat die Flüge von und nach China gestern eingestellt und auch British Airways fliegt vorerst nicht mehr. Natürlich könnten wir über andere Länder zurück fliegen, aber gesichert ist dies nicht, denn auch andere Fluggesellschaften könnten ihren Flugbetrieb vorübergehend einstellen. 

Die Britische Schule in Shanghai wird ab dem 10.2. den Kindern online Aufgaben zuschicken, damit der Schulbetrieb ein wenig weiter geht. Stoff der 8. Klasse ist jetzt weder für mich noch für meinem Mann kritisch – da kann ich helfen und lerne vielleicht dabei noch etwas dazu. Langfristig ist dies aber sicher keine Lösung, denn was mache ich den Rest des Tages mit den Kinder? Wir sind in keinem Fussballclub mehr angemeldet, noch kann ich Musikunterricht mal eben buchen. So werden es lange Tage, an denen ich das Handy der Kinder sicher manchmal verfluchen werde und vielleicht es auch mal für ganz hilfreich sehe, wenn ich Ruhe für anderes haben möchte.

Die Grundfrage, die sich aber für mich und sicher für viele andere Expatfamilien, die mittlerweile in Deutschland mit oder ohne Kinder sind, stellt ist folgende: 

Will ich überhaupt so schnell nach China zurück, wenn die Schule am 18.2. wieder losgehen sollte und die Lage immer noch nicht überschaubar ist? Tue ich das mir und meinen Kindern an?  Was ist dann mit der Schulpflicht? Ob die alte Deutsche Schule die beiden so einfach für eine gewisse Zeit aufnimmt? Wollen das die Jungs? Oder schicke ich sie zur Schule der Geschwister in Schottland, wo sie zumindest die Lerninhalte des Britischen Schulsystems mehr oder weniger unterrichtet bekommen könnten? 

entscheidend: das Bauchgefühl

Unke ich nun zu sehr rum? Ich denke, jeder muss auf sein Bauchgefühl hören, Pflicht und Notwendigkeit abwägen, Konsequenzen und Alternativen. Sicher ist, dass einer meiner Söhne schon immer ein angeschlagenes Immunsystem hat und ich ihn in keinster Weise in irgendeine noch so kleine Gefahr bringen will. Dies ist sicher für alle, ob Mutter oder Frau, ob Vater oder Mann, nachvollziehbar. 

Es geht immer wieder um Safety First und um eine Entscheidung, die nicht nur wir als Eltern für richtig empfinden und unseren Kinder so auch vermitteln, sondern auch um das Wohlbefinden der Großeltern und Geschwister meines Mannes und von mir. Sorge haben um jemanden ist kein guter Begleiter im Leben. 

Es kommt die Zeit, in der wir zurückblicken und hoffentlich sagen können: Schatz, wir haben alles richtig gemacht! Und das wünsche ich allen anderen Expatfamilien auch, die irgendwo in China sind oder in die Heimat geflogen sind.

Bleibt gesund! 

Luise 

P.S.:

Einige Informationsquellen, die ich als seriös erachte und die ich täglich nach Updates aufrufen: 

Frankfurter Allgemeine Zeitung: www.faz.net
Süddeutsche Zeitung www.sueddeutsche.de
Weltgesundheitsorganisation www.who.int
Deutsche Botschaft Peking, China (https://china.diplo.de)

Nützlich und auch erledigt: 
Elektronische Registrierung von Deutschen im Ausland https://elefand.diplo.de

Chinesen feiern ihr Neujahrsfest

26. Blog am 23. Januar 2019

Letzte Woche hatte ich wieder Mandarin Unterricht bei Nadia. Wahrscheinlich hätte ich mit einer anderen, weniger lustigen und fröhlichen Lehrerin schon aufgegeben, Chinesisch zu lernen. Ich müsste fleissig sein und wie in alten Zeiten mit Vokabelkarten da sitzen und ein Wort nach dem anderen in mein Hirn bekommen. Dazu fehlt leider ein bisschen die Motivation und die Lust. Aber dank Nadia mache ich es ein bisschen, doch meine Lernerfolge bleiben vorerst klein. Jedoch ist es keine verschwendete Zeit und auch kein verpulvertes Geld, denn Nadia erzählt mir viel über ihr Land, die Kultur und Bräuche und über das tägliche Leben. Sie hilft mir bei Onlinebestellungen und zeigt mir immer wieder neue APPs, die zum Überleben hier wichtig sind. Bei den APPs komme ich dann sehr schnell an meine Grenzen, denn die wichtigen Shopping APPs sind natürlich mit chinesischen Schriftzeichen. Also merke ich, dass ich das Lernen nicht komplett aufgeben sollte. Nach Chinese New Year beginne ich, die chinesische Schrift zu lernen. Bisher lerne ich Chinesisch mit dem PinYin Schriftbild, die offizielle Romanisierung des Hochchinesisch. Ich bekomme dann ein Malbuch und kann stundenlang die Schriftzeichen nachmalen und lernen. Ein bisschen wie in der ersten Klasse, wo ich die ersten Buchstaben in Schreibschrift Zeile um Zeile nachmalen sollte und das alles ganz schön anstrengend war.

Shanghai ist in diesen Tagen schon leergefegt, die meisten Märkte haben schon geschlossen und auch die Onlineportale können nichts mehr ausliefern, denn alle Boten sind schon in Ferienstimmung und arbeiten nicht mehr. Die heiligste Woche in China beginnt. 1,4 Milliarden Chinesen werden am Freitag das chinesische Neujahrsfest starten lassen. Das ist ähnlich wie bei uns der heiligen Abend. Die Familien treffen sich und alle feiern zusammen. Am 25. Januar beginnt dann für die Chinesen das Neujahr. Dieser Tag des Neujahrsfestes ändert sich immer wieder, da er nach dem Mondkalender berechnet wird und nicht wie bei uns der Neujahr immer am 1.1. eines Jahres ist. In 2021 ist das Neujahrsfest beispielsweise am 12. Februar.

Der chinesische Zodiac

Der chinesischen Mondkalender bewegt sich in einem zwölf Jahres Rythmus, Mittelpunkt ist ein Zodiac, ein Tierkreiszeichen, das 12 unterschiedliche Tier beinhaltet. Es sind: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Jedem Jahr ist einen Tier aus dem Tierkreiszeichen zugeordnet, alle 12 Jahre beginnt der Zyklus von neuem. In diesem Jahr endet der Zyklus mit dem Schwein und ein neuer Zyklus mit dem Jahr der Ratte beginnt. Die Ratte wird in China auch gerne als Maus dargestellt, so dass es immer wieder zu Konfusionen kommt. Ich spreche hier mal weiter über die Maus, denn auf den Plakaten,Grußkarten und auf den unzähligen Dekorationen ähnelt das Tier mehr einer Maus als einer Ratte.

Was beginnt im Jahr 2020?

Das neue Jahr wird für die Chinesen das Jahr der Maus. Überliefert ist, dass die Maus viel Weisheit besitzt, geistetesgegenwärtig, einfallsreich und vielseitig ist. Überliefert ist auch, dass die weibliche Maus hübsch, klug, liebenswürdig ist und einen schnellen Verstand gepaart mit begabten Händen hat.

Ich rechne nun einmal …. wenn 2020 das Jahr der Maus ist, so waren es auch die Jahre 2008, 1996, 1984 und natürlich auch das Jahr 1972. Ich bin ein 72er Kind und einige der oben aufgeführten Attribute stimmen durchaus mit meinem Charakter überein, andere weniger. Wer mich persönlich kennt, der darf sich jetzt einmal Gedanken über mich machen, die anderen glauben einfach alles was da steht! Danke schon einmal!

2020 ist mein Jahr!

Meine Lehrerin Nadia hat nun voller Begeisterung mit mir herausgefunden, dass das kommenden Jahr „mein“ Jahr ist. Dazu gibt es nun Einiges für mich zu beachten. Die Tradition sagt, dass ich mich am Neujahrstag komplett in Rot kleiden sollte, von der Unterwäsche bis zur Mütze. Dies soll den Mitmenschen zeigen, dass das Jahr der Maus mein Jahr ist. Besonders die rote Unterwäsche sollte vom Ehepartner oder zumindest von jemandem aus der Familie gekauft werden. Der gute Wille war da, die Realisierung gescheitert, obwohl wir uns viel Mühe gegeben haben. Da wir auf Reisen sind, werde ich im Geiste mich rot kleiden und mir bewusst machen, dass nun mein Jahr beginnt.

Traditionen

Es gibt viel Traditionen die um den Neujahrstag gelten. Nach altem Brauch, soll man Türen und Fenster öffen, damit das Glück ins Haus kommt kann. Währenddessen sollte ein Licht brennen, damit das Glück auch den Weg zu Dir finden und damit die bösen Geister vom hellen Licht abgeschreckt werden und sich Dir nicht nähern. Außerdem sollte die gute Hausfrau den Boden am Neujahrstag nicht kehren, damit sie das Glück nicht wieder aus dem Haus pfegt. Und es soll süsses Essen geben, um das neue Jahr zu süßen. Auch sollen neue Hausschuhe im alten Jahr gekauft werden, um diese dann am Neujahrstag zu tragen, damit altes Gerede und Gerüchte unter den alten Schuhen kleben bleiben und du unbeschwert ins neue Jahr laufen kannst.
Wie auch in Deutschland wird zum Neujahrsfest die Wohnung geschmückt. Da sind rote Lampions, wie wir sie aus den Chinarestaurants in Deutschland kennen. Es werden rote Papierbänder aufgehängt, auf denen mit schwarzer Schrift allerlei gute Wünsche draufgemalt werden. Diese werden dann um einen Türrahmen gehangen. Dabei ist die Farbe Rot das Wichtigste. Rot steht für Glück, Freude und Wohlstand.
Jede Region und jede Familie hat so ihre Traditionen, jedoch ist das Zusammensein in der Familie am Abend vor dem Neujahr sehr wichtig. Geschenke werden wenig überreicht, dafür rote Umschläge mit goldenen Schriftzeichen, sogenannte hóngbāo, die auch wieder gute Wünsche beinhalten wie Glück, Freude und Wohlstand. Im Umschlag ist Geld. Die Beträge sind meist beträchtlich.
Auch der Neujahrstag ist heilig und so werden die Verwandten und engen Freunde besucht und weitere rote Umschläge verteilt.

Grußformeln

Viele Chinesen hier in Shanghai wünschen uns mit „Happy Chinese New Year“ alles Gute. Die eigentliche Grußformel lautet allerdings auf Mandarin: xīn nián kuàilè. Das ist übersetzt „Frohes und glückliches neues Jahr“. Aber auch gōnghè xīnxi, übersetzt „Glückwunsch für neues Glück und Segen im neuen Jahr“ hören wir viel. Im Büro hört mein Mann auch gōngxi fācái, das mit „Glückwunsch für Erfolg und Wohlstand“ übersetzt wird. All dies sagen sie aus tiefster Seele und Überzeugung.

Feuerwerk

Leider ist das Zünden von Feuerwerk von höchster Stelle in den meisten Städten untersagt. Das ist für die Chinesen, die das Feuerwerkeln erfunden haben, ein herber Schlag. Aber jeder wird sich daran halten, denn ein Verstoß könnte wahrscheinlich eine ordentliche Strafe nach sich ziehen.

xīn nián kuàilè

Versucht es einmal auszusprechen und euch zu merken und auch morgen noch zu wissen. Dann seid ihr gut! Ich verlasse nun erstmal für eine Woche mit der Familie das Land des Smogs und des Coronaviruses, entdecke eine neue Großstadt in Asien und teste ein wunderschönes Hotel am Meer.

Luise

Das Umzugsjahr ist rum – BE ALWAYS HAPPY!

25. Blog am 9. Januar 2019

Liebe Shanghai-Calling Blog Fans und alle anderen, die es werden wollen!

Ein wellenreiches Jahr ist hinter mir und ich habe lange nicht mehr so viel über mich und über das Leben und über Freundschaft und über Heimat gelernt.

Ich hoffe sehr, daß ihr alle gut ins neue Jahr gekommen seid und mit Elan an das neue Jahr herangeht – ob mit oder ohne gute Vorsätze, ob mit oder ohne Änderungswünschen, ob mit oder ohne Hüftspeck nach den Feiertagen oder einfach gut erholt und mit vielen guten Gedanken.

Weihnachtspost

Auch aus Shanghai habe ich meine Tradition fortgeführt und für Familie, Freunde und Bekannte eine Weihnachtskarte gestaltet. Ds Titelbild des Blogs zeigt in abgeänderter Form das Weihnachtsfoto. Anders war, dass ich zum ersten mal einen Text gedruckt habe und wir damit vermeidet haben, unzählige Male das gleiche zu schreiben, da ja alle wissen möchten, wie es uns geht.

Der Text war folgender:

Shanghai ist seit 6 Monaten unser zu Hause. Heimat ist Deutschland und wird es immer bleiben. China ist wirklich riesig und Shanghai eine pulsierende, vielfältige Weltstadt. Wir sind eingetaucht in das Shanghaier Leben mit den unzähligen kleinen, lokalen Geschäften und den schillernden Luxusgeschäften, mit emsigen, einfachen Händlern und großen Limousinen, Luxus und spartanischem leben. Wir sind mitten drin und staunen über die Bandbreite der Lebenswege. Wir lernen die Welt neu kennen, erweitern täglich unseren Horizont, lernen eine neue Sprache und versuchen die Kultur zu ergründen. Wir tauchen ein in die Sitten, gebräuche und Gepflogenheiten Whinas. Wir sind im Alltag endlich angekommen und doch ist kein Tag wie der letzte. Die großen und kleinen Geschwister vermissen sich gegenseitig und wir natürlich die Großen, die sehr selbständig ihren weg in Schottland gehen. Große Bewunderung. Den Zwillingen gefällt die Britische Schule und sie sind wieder fröhliche Schüler. Freunde sind gefunden und die Nachmittage mit vielen Aktivitäten gefüllt. Happy kids – happy parents. Wir vermissen die Heimat und doch würden wir den Sprung nach China immer wieder machen. Wir vermissen die Freunde und wissen, dass wir sie alle früher oder später wiedersehen. China feiert kein Weihnachten, der Kommerz drum rum jedoch allgegenwärtig. Weihnachten anders. So feiern wir in Tansania den heiligen Abend, um das turbulente Jahr auch komplett anders zu beenden. 

Auf ganz unterschiedliche Passagen sind die Empfänger eingegangen, das war schön. Alle gemeinsam zeigen sie Bewunderung für das was wir als Familie tun. Dafür bin ich unendlich dankbar und das gibt Kraft. Geäusserte Bewunderung trifft der Mensch ja nicht so häufig an, da die meisten sich doch in ihrem Hamsterrad bewegen und die Zeit für solch vermeintlich Banales oftmals fehlt. Schade, oder nicht?

Ich blicke in ein neues Jahrzehnt. Das letzte war geprägt von 5 Jahren Ausland und vier Geburten unsere Kinder, von Elternglück und Erziehung, von Kindergarten und Schule, von beruflicher Veränderung und Selbständigkeit und von wenig Selbstbestimmung. Letztere habe ich gerne abgegeben habe.
Das Neue Jahrzehnt wird definitiv anders sein und ich freue mich auf mehr Selbstbestimmung, da die intensive Kinderbetreuung ein Ende hat. Meine berufliche Selbständigkeit ruht in Shanghai, jedoch sind die Wege so vielfältig, dass sie nur zu ergründen sind und Neues zu planen oder in anderer Form weiter zu führen. Meine Leidenschaft der Fotografie werde ich wieder einen höheren Stellenwert zuordnen und sicherlich mehr Zeit zum Schreiben finden. Und dies alles im Rahmen vom Expatdasein in einem anderen Land und einer anderen Kultur.

BE ALWAYS HAPPY

Auf unserer Tansania Reise über Weihnachten habe ich eine Hotelmanagerin kennengelernt. Sie hat mich mit ihrer Freundlichkeit und mit ihrer Art beeindruckt. Beim Abschied nach nur einer Nacht in ihrem Paradies gab sie mir mit auf den Weg: „Mrs. Gutsche, don´t forget: Be always happy!“ Dies hat sie aus tiefster Seele mit einer unglaublichen Überzeugung gesagt. Ich werde diesen Moment wohl erstmal nicht vergessen! Dieses Motto nehmen ich nun für das neue Jahrzehnt mit. Habt ihr auch ein Motto? Dann lasst es mich wissen.

Shanghai ruft – China ruft

Shanghai-calling – meine Liste für die ersten kulturellen Walks stehen auf meiner Liste und Shanghai rüstet sich für Chinese New Year, das am 24. Januar gefeiert wird. Das neue Jahr nach dem Mondkalender beginnt für die Chinesen am 25.Januar. Danach wird eine Woche gefeiert und 1,4 Milliarden Chinesen reisen durch ihr Land. Es beginnt das Jahr der Ratte. Mehr dazu in einem nächsten Blog.

Lasst es Euch gut gehen und … Don´t forget: Be always happy!

Luise


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Hier meine letzten Blogbeiträge:


China Buch Blog – Schakale in Shanghai

3. China Buch Blog am 9.12.2019

Schakale in Shanghai
Genre: Krimi

von Qui Xialong

Über den Autor: Der in Shanghai geborene Übersetzer, Lyriker und Literaturkritiker Qui Xialong lebt seit 1988 in den USA. Die Vorfälle am Tiananmen Platz 1989 veranlassten ihn, nicht nach China zurück zu kehren. Er lehrt in St. Louis Chinesische Sprache und Literatur. Seine Romanfigur Oberinspektor Chen hat er bereits in 9 Romanen ermitteln lassen, der 10. Krimi erscheint im Februar 2020.

Erschienen: DTV Verlag, ISBN: 9783423217064, Original: Shanghai Redemption

Qui Xialong hat ähnlich wie Donna Leon mit ihrem Commissario Brunetti Oberinspektor Chen gestaltet, der die Kriminalfälle von Shanghais Straßen aufklären will.

Schakale in Shanghai ist das 8. Buch über den so sympathischen Oberinspektor Chen, der in diesem Fall um sein eigenes Leben bangen muss. Er wird seines Postens enthoben und angeblich befördert. Dies kann er nicht ganz glauben und vermutet, dass er Dinge nicht bearbeiten soll und auch keine Morde an vermeintlich ordentlichen Bürger aufklären soll. Dabei gerät er immer mehr in Schwierigkeiten und nur seine treuen Freunde versuchen, über ihre dunkeln Kanäle in dem Sumpf von Korruption, Misstrauen und ständiger Suche nach Vorteilsaneignung an irgendwelche nützlichen Informationen heranzukommen. Dabei begeben sie sich selbst in Gefahr. Puzzlestück um Puzzlestück setzt Chen zusammen und denkt am Ende das große Ding dann auf.

Für mich beginnt das Buch mit vielen unterschiedlichen Erzählsträngen, viele Namen fallen und Du bist verwirrt, ob es jetzt nun Chen oder Shen ist. Zum Ende wird es richtig spannend, da Wendungen sich ergeben, an die ich kleine Detektivin gar nicht gedacht habe.

Das Buch spielt in Shanghai und viele Namen, Straßenzüge und auch Orte sind mir geläufig. Ich beginne, im meinem Stadtpan zu stöbern, wo jetzt genau die U-Bahnstation in Pudong liegt. Pudong ist der Stadtteil, wo all die beeindruckenden Wolkenkratzer sich befindet.

Teile des Buches spielen in Suzhou, eine Stadt nicht weit von Shanghai entfernt. Dies ermutigt mich, doch bald endlich mal in diese wunderschöne Stadt zu fahren. Bekannt für Suzhou ist die Suzhou Oper und diese pittoreske Stadt.

Das Buch lädt auch ein, mehr über China und ihre Kultur zu ergründen, sei es das Leben der Ernai, das sind die Zweitfrauen, die sich der ein oder andere Chinese gönnt oder aber auch über den Neokonfizianismus zu lesen. Der Leser lernt, was ein Qipao ist und liest Gedichte aus der Chinesischen Tang-Dynastie oder der Qing-Dynastie. Ich lerne, dass am Quingming alle Angehörigen zu den Gräber der Verstorbenen fahren und einen Tag am Grab verbringen. Das ist ähnlich wie der Kult um den Dios de los Muertos in Mexiko. Bei und in Deutschland ist es Allerheiligen. Ich lerne das Tausendjährige Ei kennen.

Es gibt noch viele viele weitere Stellen im Buch, wo der Leser mehr eintauchen kann ich die Chinesische Kultur. Ich mag so etwas sehr.

Politisch ist dieses Buch natürlich auch. Wir Leser bekommen einen Eindruck davon wie Korruption, Hierarchie und Macht in China ausgespielt ohne Rücksicht auf menschliche Schicksale. Es scheint sehr realitätsnah zu sein, doch so recht glauben mag man es nicht. Ein Fünkchen Wahrheit steckt in jedem Buch.

Fazit

Ich kann das Buch für China, Shanghai und Krimi Begeisterte nur empfehlen, ein Krimi macht das Mächtespiel zwischen korrupten Kadern und geheimen Geschäften spannend und ein geschichtlicher Hintergrund lässt in dem ein oder anderen Buch nachschlagen oder ich befrage das Internet. Lesenswert.

Wer noch mehr China und Shanghai Literatur sucht, der kann hier den Link zum ersten und zweiten China Buch Blog anklicken.

1. China Buch Blog: Gebrauchsanweisung für China

2. China Buch Blog: Kochbuch – Shanghai Straßenküche von Julia Dattel und Nicole Keller

4 Monate als Expat in einem neuen Land – eine Zusammenfassung

24. Blog am 30. November 2019

Seit 30. Juli bin ich nun zum dritten mal Expatfrau und Expatmutter. Das sind schon vier Monate und die Zeit scheint wie im Flug vergangen zu sein. Fragen schwirren durch den Kopf. Das bleibt nicht aus und so versuche ich dies mal aufs Papier zu bringen. Das hilft ungemein, seinen eigenen Status Quo mal zu formulieren.

Shanghai ist eine besondere Stadt und ich habe mich mit der 26 Millionen Megacity angefreundet. Die Stadt ist groß und die Entfernungen riesig. Der Tag muss gut geplant sein, sonst kann es sein, dass ich im Verkehr stecken bleibe und viel Zeit im Auto verplempere. Die Restaurantwelt ist bunt und vielfältig. Durch Kulturwalks lerne ich die besonderen Ecken der Stadt kennen und die Kunst- und Kulturwelt ist unbegrenzt. Gerade habe ich eine tolle Ausstellung im Shanghai Center of Photography vom deutschen Fotografen Martin Schoeller besucht, eine Inspiration.

Hier kann ich meinen Interessen gut nachkommen, meiner eigentlichen Arbeit nicht. Fotografisch bietet die Stadt viel, jedoch mit einem richtig guten Fotoprojekt konnte ich noch nicht starten. Das kommt noch – im neuen Jahr. Ich bin froh, das Schreiben für mich wiederentdeckt zu haben.

Ankommen ist nicht leicht

Nach 4 Monaten kann ich sagen, dass ich noch nicht richtig angekommen bin, ich gebe mir Mühe. Aus Erfahrung weiß ich, das es Zeit braucht, ich gebe mir noch weitere 6 Monate, dann schaue ich mal wieder nach den Status Quo. Der Alltag wird immer leichter, jedoch bin ich immer noch auf der Suche nach guter Milch und leckerer Joghurt. Die Marmelade und Schokolade wird im Koffer importiert. Der Kühlschrank füllt sich dank Epermarket, ein Onlinesupermarkt für Expats, recht schnell. Die Preise sind gepfeffert, ein Liter Milch kann bis zu 5 € kosten!

Der gute Drahtesel …

Ich versuche so viel wie möglich mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Der Weg zum Mandarin Kurs kenne ich mittlerweile auswendig und die kreuzenden Straßen habe ich bald drauf. Die kleinen Wege ‚um und bei‘ sind auch vertraut, jedoch sind neue Adresse manchmal einfach nicht zu finden, da die Straßen mit so vielen Stichstraßen so lang sind und ich das System mit Hausnummern noch nicht ganz verstanden habe! Zum Glück haben wir einen Fahrer, der mich dann zu den Orten bringt. Viele sind auch einfach zu weit weg, um mal eben mit dem Fahrrad dort hin zu fahren.

Der eiskalte Expatpool

Nach 4 Monaten ist mir wieder bewusst, dass ein Herausbrechen aus der schönen Compfortzone Heimat anstrengend ist, wenn Du alles Gewohnte und alles alltägliche hinter dir lässt und in den eiskalten Expatpool geschmissen wirst. Zum Glück haben wir schon zwei mal das Expatleben in Italien und Mexiko gestartet und mir war klar, was auf mich zukommt. Hier ist es auch eine Chance, aus dem Gewohnten und Alltäglich mal herauszubrechen und alles zu hinterfragen. Auch nicht schlecht!

Wohnen im 36. Stock

Unsere Wohnung befindet sich im 36. Stock. Es ist wie Kino, es gibt immer was zu glotzen und die Stadt von oben zu sehen. Wir haben mit dem Schweden die Wohnung ganz schön eingerichtet, erstmal eine guten Grundausstattung. Mit dieser sind wir nach wie vor happy, eine zweite Verschönerungsrunde kommt nach Weihnachten, dann werde ich sicher schöne Teppiche und Chinesische Möbel mit den Schweden mischen. So langsam kenne ich tolle Geschäfte, wo ich dies tun kann dank dem Schwarmwissen so vieler internationaler Chatgruppen, zu denen ich schnell eingeladen wurde. Gemütlich ist sie dennoch, gemütlicher kann sie werden.

Kinder first

Als Mutter habe ich meine Wünsche erstmal hinten angestellt. Wichtiger sind die Kinder, die ja ohne ein Mitspracherecht nach Shanghai mitgegangen sind. Die Wahl der Britischen Schule war für uns die Beste, dennoch bucht man die ‚Katze im Sack‘. Eine Gratwanderung. Nach vier Monaten sind unsere Zwillinge zufriedene Schüler, die gerne in die Schule früh morgens gehen. Sie haben gute Noten und es scheint, dass das Englisch sprechen ihnen keine großen Schwierigkeiten mehr bereitet. Sozialen Anschluss haben beide auch gefunden, ein Segen. Beider Freunde habe ich gern um mich herum und ich versuche, sie so häufig wie möglich zu uns einzuladen und dann gibt es Pfannekuchenschlacht und deutsche Bratwürstchen.

Heimat – Familie – Freunde

Wer seine Heimat liebt, vermisst sie nach einer Zeit. Ja, ich vermisse den Hunsrücker Wald, die Ingelheimer Weinberge, meinen Hund, das Schnitzel, die Fleischwurst, die Haribo Lakritzschnecken und eine richtig gute Apfelsaftschorle.
Und -Ja- ich vermisse die engen Freunde und die Familie, die zwar auch nicht vor Ort in Ingelheim leben, aber ich konnte sie immer anrufen wenn ich das Bedürfnis hatte und ich konnte zu ihnen fahren. Das geht von Shanghai mit einer anderen Zeitzone und 8000 km Entfernung nicht. Im Ausland wird das Bewusstsein dafür sensibilisiert, wie wichtig im Leben die Familie und die Freunde sind.

Mandarin – ein noch gespaltenes Verhältnis

Ich habe durch unsere Auslandsjahre bereits Italienisch und Spanisch gelernt, das hat eigentlich gut geklappt und ich habe mich nach 4 Monaten einigermassen verständigen können. Mit Mandarin verhält es sich anders. Ich habe den Zugang zur Sprache noch nicht gefunden und ich bin weit weg davon, im Café ohne Schwierigkeiten, etwas zu bestellen. Es ist ein großer Zeitaufwand, die Aussprache zu können und die Vokabeln zu bimsen. Dazu bin ich noch nicht bereit und so darf ich mich auch nicht wundern, dass es trotz einfacher Grammatik bisher kümmerlich ist. Kann es auch am fortgeschrittenen Alter liegen?!? Darüber denke ich jetzt mal nicht weiter nach …
Aber, dank meiner Lehrerin Nadia gebe ich nicht auf!

Kulinarik und Gemütlichkeit

Die Restaurantwelt ist in Shanghai riesig groß, ein Eldorado fast. Wir haben zwei wahnsinnig gute Franzosen entdeckt, einen tollen Italiener um die Ecke und den besten Mexikaner ausserhalb Mexikos. Das chinesische Essen ist nicht so unbedingt unser Ding, aber auch hier gibt es viele gute, aber es ist nicht immer unsere erste Wahl beim Ausgehen mit den Kindern. Das Ändert sich vielleicht auch mit der Zeit.
Nach ein paar Wochen habe ich ein Lieblingsplatz ausserhalb der Wohnung gefunden. Bei unserem Bäcker Baker & Spice in der Anfu Lu habe ich einen großen Refektoriumstisch entdeckt. Links und rechts sind lange Sitzbänke. Daran sitzen mehrheitlich Expats und arbeiten, im Hintergrund immer nette Musik und ein emsiges Treiben. Hier kann ich wunderbar für ein paar Stunden sitzen und schreiben, lesen und über ein erstes Fotoprojekt nachdenken. Hier komme ich besser zur Ruhe als im Apartment, wo doch immer Ablenkung droht!

Expat-Loch nach 4 Monaten?

Carolin Billiter von Culture2go.art hat in ihrem letzten Blogbeitrag über das Expatloch geschrieben, das nach 3 Monaten und auch nach 7 Monaten auftreten kann. Bin ich nun in einem Expatloch? Nein, ich bin es nicht. Ich würde es anders beschreiben. Nach 3-4 Monaten stellt sich eine Vertrautheit zu Land und Leuten ein. Die erste Zeit des Erschöpftseins und des intensiven Lernens ist vorüber. Endlich! Jetzt beginnt die Zeit, die Dinge auf ‚Seite zwei‘ anzupacken und noch ein bisschen mehr aus der Compfortzone zu kommen.

Ehe im Ausland

Ich habe in einem meiner ersten Blogbeiträgen über die Ehemodelle geschrieben.
Die Expatehe ist eine besondere Ehe und sie ist ein fragiles Stück. Ehe im Ausland ist ein Hören von Zwischentönen und ein gemeinsamens Ziehen an einem dicken, rutschigen Tau. Beim Abrutschen muss mein Mann mich auffangen. Er hat mehr Kraft, das Tau zu greifen, manchmal kommt er vom Kompass ab, weil er in die falsche Richtig steuert. Da springe ich mit Leidenschaft herbei und entfalte Supermom Kräfte. So sind wir ein Team, wir gleichen uns aus, sorgen uns umeinander. Es klappt gut. Selbstverständlich ist dies alles nicht!

All in all …

Ja, ich würde immer wieder ins Ausland mit meinem Mann gehen gehen, das Leben in der Ferne ist kein Leichtes, ich habe nur zwei von vier Kindern um mich, mein Leben ist anders, ein Golfplatz weit weg, Kunden weit weg, aber ich bin vollkommen davon überzeugt, wenn wir unser eingeschlagenen Weg so bedächtig weitergehen, dann werden wir ein Leben lang von dieser Zeit zehren und unsere Kinder werden zu Weltkindern, die sich mit den Kulturen der Welt anfreunden und dennoch immer wieder gerne nach Ingelheim kommen, wo sie ihre Kindheit verbracht haben.

Einen schönen ersten Advent Euch allen in allen Teilen der Welt und in der Heimat.

Luise

China Buch Blog – Shanghai Straßenküchen

2. China Buch Blog am 9. November 2019

Ehemann: Luise, mein Bruder, Dein Schwager fragt, wann denn endlich dein zweiter China Buch Blog kommt?
Luise zu Schwager: Hier ist er, mein Lieber !!

Shanghai Straßenküchen
Menschen, Ihre Geschichten und Rezepte

von Julia Dautel und Nicole Keller

Über die Autorinnen:

Julia Dattel hat viele Jahre in Shanghai gelebt. Die Sinologin und Germanistin hat mit Begeisterung die Gassen und Hinterhöfe erkundet und hat den Geschichten der Menschen zugehört und viele Straßengerichte dabei probiert.
Nicole Keller hat als Fotografin die Liebe zu Shanghai vor vielen Jahren entdeckt und als Grafikdesignerin das Buchlayout und die Fotos gemacht.

Das Kochbuch ist einfach nur schön! Ich blättere immer wieder gerne herum und erfreue mich an den tollen Fotos, an dem gelungen Layout und einfach an der Idee, dieses Kochbuchs der Shanghaier Straßenküche zu gestalten.

Wie ist das Kochbuch aufgebaut?

Die Autorinnen stellen 17 unterschiedliche Straßenküchen vor. Auf ihren kulinarischen Streifzügen, so stelle ich es mir bildlich vor, haben sie die Köche kennengelernt, haben mit ihnen zusammengesessen und ihre Lebensgeschichte erfahren. Diese Lebensgeschichten beschreiben die beiden sehr herzlich und direkt. Ich erfahre den Namen, das Alter, die Herkunft, die Lage der Garküche und die Art der Küche. Ich kenne nun Xu Hui, 21 aus Nahui, kenne Herr Zhu und Frau Wu aus Henan, beide 25, lerne Huang Heqiang, 25, aus Anhui kennen, lerne Han Yibula, 25, aus Qinghai, Wang Qing, 22, aus Henan, Du Mangan, 38 aus Anhui, Zhang Shuyou, 33 aus Heilongjiang, Ji Renwei, 41, aus Zhejiang, Kai Rolin, 27 aus Shanghai, Ma Ali, 18, aus Yili/Xinjiang, Chen Shunyu, 38, aus Fujian, Shi Zhaokai, 27, aus Jiangsu, Zhang Lin, 23, aus Jiangxi, Shan Zhenghong, 46 aus Jiangsu, Zou Hui, 34 aus Anhui, Peng Langhui, 19, aus Jiangxi. Nu ein Straßenverkäufer bleibt unbekannt.

Ma Ali, der jüngste Koch des Kochbuches kommt aus Yili, das in der autonomen Region Xinjiang im Westen Chinas liegt und 4300km von Shanghai entfernt ist. Er arbeitet 12 Stunden am Tag und bietet mit seiner Familie Uigurische Alltagsküche an, die sehr beliebt ist.


Nun schwindeln mir die Namen und die Orte und mir wird bewusst, dass ich schnell eine Karte von China brauche, um die Orte zu finden. Nein, ich brauche keine eigene Karte! Ganz hinten im Buch finde ich eine kleine Karte und dort entdecke ich die mir teilweise noch vollkommen unbekannten Regionen Chinas. Mir wird klar, dass ich mich mit dem Land und deren Regionen und Kulturen näher auseinandersetzen muss. Bücher habe ich zum Glück genug hier liegen. Außerdem kann ich meine tolle Madarinlehrerin Nadja fragen. Nun aber zurück zum Kochbuch!
Hinter jedem Koch und seiner Garküche verstecken sich dann viele leckere Rezepte.

Orientierungshilfe, wo die Straßenküchen ihren Ursprung haben und auch, wo die Straßenküchen ungefähr in Shanghai zu finden sind.

Die Straßenküchen

Straßenküche gibt es den ganze Tag. So haben die Garküchen auch unterschiedliche Speisen im Angebot. Ich finde typisches Shanghaier Straßenfrühstück, Süsskartoffeln, Nudeln, Jiaozi (bei uns bekannt als Dumpings), frisierter Stinketofu (der Tofu stinkt wirklich), süß und salzig gefüllte Fladen. Shanghaier Hausmannskost „Jiachangcai“, Lammrippchen vom Grill, Kuchen und Kekse, Uigurische Alltagsküche, Teigfladen und viele mehr.

Ein fröhlich dreinblickender Mitarbeiter von der geschäftstüchtigen Malan Du zeigt stolz seine Jaozi. Die Rezepte sind leicht auch mit Kindern zu machen.

Die Rezepte

Die Rezepte sind alle so aufgebaut, dass die Zutaten in Deutschland auch gefunden werden können. Es gibt ja zum Glück auch viele Asia-China-Supermärkte oder das Besorgen gelingt auf den unzähligen Onlineplattformen, die mit schneller Lieferung, ganz nach asiatischer Art, werben.
Mit Lisa, meiner Ayi im Haushalt, habe ich das einfache Rezept von Du Manlan ausprobiert. Es sind Jiaozi, bei uns mehr bekannt unter dem Namen Dumpings. Sie sind zu vergleichen mit Ravioli oder Maultaschen. Jiaozi werden eigentlich traditionell zum Chinesischen Neujahr gegessen, mittlerweile jedoch das ganze Jahr über. Das Rezept ist köstlich und ich weiss nun, dass es viel Übung erfordert, die Teigtaschen zu füllen und gut zu schliessen. Sowohl Fleisch ans auch vegetarische Gerichte sind zu finden, jedoch keine Fischgerichte.
Besonders die Fotos zu den Rezepten sind super schön und es lädt einfach zum Kochen und Ausprobieren ein. Gelungen ist auch, dass nicht nur das Gericht in Deutsch zu lesen ist, sonder auch in Chinesisch. Es ist zwar super schwierig Namen wie Ganbiansijidou, Luobosibing, Gongbaojiding auszusprechen, aber es gehört dazu. Die drei Gerichte sind übrigens trocken gebratene grüne Bohnen, Rettichpuffer und Huhn mit imperialer Vergangenheit.

Nachschlagen, Aussprechen lernen und nach dem leidenschaftlichen Kochen gleich die Chinesischen Schriftzeichen – Hanzì – nachzeichen! – Ist doch super!

Gibt es die Straßengarküchen heute noch?

Diese Frage ist für mich natürlich interessant, da ich in Shanghai lebe. Ganz allgemein sind die Garküchen in den letzen 10 Jahren immer mehr von dem Straßen verschwunden, besonders die fliegenden Stände sind nach eine Anordnung der Stadtoberen untersagt worden. Einige Adressen in dem Kochbuch sind auch leider so ungenau, dass ich sie nicht finden werde, denn die Straßen sind ja hier meist sehr lang. Vielleicht sind die Straßenverkäufer auch weitergezogen oder haben einen anderen Job gefunden. Das Buch ist immerhin 10 Jahre alt und in diesen 10 Jahren hat sich Shanghai sehr verändert und wird es in den nächsten Jahren auch immer noch. Alte traditionelle Straßenzüge verschwinden, die Bewohner müssen raus und bekommen, wenn es gut geht, eine Ersatzwohnung irgendwo anders gestellt. Der Wandel in Shanghai ist superschnell und für uns Expats kaum vorstellbar.

Fazit

Wer nicht nur chinesische Rezepte sucht, sondern auch abseits dessen die Köche und Küche aus China und Shanghai kennenlernen mag, der sollte sich das Buch zulegen. Ich habe mich in das Buch verliebt und danke meiner alten Freundin Vera, die mir das Buch zum Abschied aus Deutschland geschenkt hat. Ein Volltreffer!

Luise

P.S.: Im nächsten China Buchblog stelle ich einen Shanghai Krimi vor.

P.P.S.: Falls Du meinem Blog folgen magst, würde ich mich freuen. Oben rechts am Anfang des Blogs findest Du das Formular.

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Hier der Link zu meinem 1. China Buch Blog:

Als Expatkind sich in Shanghai zurecht finden

Titelfoto 24. Blog

23. Blog am 4. November 2019

Seit fast 3 Monaten sind wir nun wieder eine Expatfamilie, die 9000 km von der Heimat entfernt wohnt. Zwei unserer Kinder sind in Europa geblieben und gehen auf eine Boarding Schule im Norden Schottlands. Der Älteste geht dort schon im dritten Jahr zur Schule und unsere Tochter seit 3 Monaten. Beide fühlen sich dort sehe wohl. Beide sind keine Kinder mehr, sondern Jugendliche oder vielleicht schon junge Erwachsene. Sie gehen ihren Weg nun meist alleine weiter. Sie kennen den Weg, denn wir sind mit ihnen diesen Weg 15 Jahre gemeinsam gegangen. Auf diesem Weg begegnet ihnen Selbständigkeit, Verantwortung, Familienbande, soziale Fürsorge, Engagement für andere, Sport und die Neugierde für Neues, was nicht in der Comfortzone zu finden ist. Das ist nicht immer leicht für die Kinder und für uns als Eltern. Sie sind aber am perfekten Ort, um diese „OCE – out of classroom education“ in einer internationalen Umgebung zu lernen. Ich gebe zu, dass ich auch gerne noch einmal 15 wäre und diese Erfahrung gerne gemacht hätte. Es war eine andere Zeit und ich habe mein Großwerden in meiner kleineren Welt genossen.

Third Culture Kids – TCK

Unsere 12 jähringen Zwillingssöhne Johann und Philipp sind mit uns nach Shanghai gekommen. Sie werden nun als Third Culture Kids – TCK – tituliert. Warum heisst es nun third culture Kids? Die beiden haben 11 Jahre ihres Lebens in ihrem Heimatland gelebt, in Deutschland als Deutsche mit ihrem deutschen Eltern. Dies ist die sogenannte First Culture. Nun leben die beiden in einem Land, das sie nicht kennen und vollkommen neu für sie ist. Das ist die Second Culture. Beide wachsen jetzt in einer Mischung aus beiden Kulturen auf, jedne, die wir ihnen als Eltern vorleben und die sie gewohnt sind und jene auf die sie nun treffen. Und eben jene Mischung ist nun die Third Culture. Es gibt viel Literatur über das Dasein der Third Culture Kids, ein sicherlich nicht einfaches Thema.

Sorge um das Einleben der Kinder

Mit dem Moment der Entsendung meines Mannes nach China haben wir Eltern uns Gedanken darüber gemacht, wie wir den „Kleinen“ das Einleben in einer vollkommen anderen Kultur und einer anderen Schule erleichtern können. Die Wahl der Schule fiel auf die British International School of Shanghai.
Zwei Gedanken kamen mir. Lernen über die Kultur und mehr Vertrauen finden in der englischen Sprache. Einen ganzen Tag lang haben sich die Kinder auf die Chinesische Kultur vorbereitet. Das ist nicht viel, aber ein paar Gepflogenheiten, Informationen über Land und Leute und vor allem wie Kinder dort groß werden haben sie gelernt. Das Leben der Kinder in China ist geprägt von Lernen, Lernen und nochmals Lernen. Das „Spielen am Nachmittag mit den Schulkameraden“ kam hier nicht vor. Dies zeigt sich nun tatsächlich hier im Alltag.
Noch wichtiger empfanden wir Eltern das sicherere Umgehen mit Englisch, denn es war uns klar, dass dies ihre Alltagssprache werden würde. Eine Englischlehrerin kam einmal in der Woche und hat mit ihnen das Englisch-Sprechen geübt. Das fällt in deutschen Schulen vollkommen hinten runter, vielleicht weil die Klassen zu groß sind und der einzelnen Schüler zu wenig Möglichkeit hat das Erlernte mal auszusprechen oder weil der Fokus zu sehr auf die Grammatik gesetzt wird. Ich weiss es nicht. Rückblickend war das die beste Investition! Die beiden kamen hier in der Britischen Schule an und haben einfach den Mund aufgemacht und gesprochen, wie ihnen der Schnabel gerade nach war. Holprig manchmal, zum lachen komisch und nach 3 Monaten wechseln sie zwischen den Sprachen ohne jede Mühe.

Mitspracherecht? – Fehlanzeige!

Dein Zuhause zu verlassen ist schon für uns als Erwachsene nicht leicht. Viele Familien wagen erst gar nicht den Schritt, sondern lehnen eine Entsendung ins Ausland ab, weil sie viele gute Gründe für sich finden, um es nicht zu tun. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Kinder haben keine Wahl, sie haben kein wirkliches Mitspracherecht, auch wenn wir ihnen es suggeriert haben. Sie folgen den Eltern und müssen sich mit der Entscheidung, dass sie nun wegziehen, dass sie nun Deutschland verlassen, dass sie nun kein Fussball mehr bei TUS Wackerheim mehr spielen können, dass sie den besten Freund Marc verabschieden müssen, abfinden. Das war nicht leicht und ist es auch nach 3 Monaten nicht. So war für mich als Mutter die Herausforderung extrem groß, dass die beiden sich hier gut einleben.

Wahl der Schule – ein Glücksgriff!

Gute ankommen, sich schnell wohlfühlen, Freunde finden – das sind sicher 3 wichtige Punkte. Da die Kinder den ganzen Tag in der Schule sind, war der Dreh- und Angelpunkt für die beiden ihre Schule. Die Entscheidung für eine Britische Schule war lange gefällt, jedoch kommen natürlich immer Gedanken, ob die beiden es schaffen würden. Beide sind verteufelt vom lieben Gott mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche. So hatten wir in Kasse 5 und 6 auch sehr damit zu kämpfen und haben alles versucht, Tränen liefen dennoch und die Kooperation von Lehrern, das Bestmögliche für die beiden zu finden, blieb immer wieder aus und bei uns Eltern entstand ungläubiges Staunen.

Die britische Schule ist sicherlich fokussiert auf ausländische Kinder, auf die third culture kids. Dennoch kommen auch viel Chinesische Kinder auf die Schule, wobei hier ein Elternteil ausländisch sein muss. Die Schule ist voller unterschiedlicher Nationalitäten und der Anfang war geprägt von freundlichen Lehrern, guter Organisation und überall helfenden Händen. Schuluniform war auch schnell gekauft und eine Identifikation mit der Schule dadurch sehr schnell gegeben. Dies hätte ich nicht gedacht. Aussehen wie alle und nicht erst abwägen müssen, was cool ist und was an Klamotte bei den neuen Klassenkameraden ankommt. Nein, alle haben eine graue Hose an und alle ein weißes Hemd und alle schwarze Socken und alle schwarzen Schuhe und alle eine Schulkrawatte. Keine Ausnahme! Nicht auffallen durch uncoole Klamotten – wie super ist das bitte!!

Jeden Morgen ist Abfahrt mit dem Schulbus um 7:24 Uhr. Keine Ausnahme. Rückkehr 16:30 Uhr oder 17:30 Uhr, abhängig von den ECAs. ECAs sind Extra Curriculum Activities, die sich die Kinder aus einer lange Liste aussuchen können. Die Wahl fiel auf Fussball, Leichtathletik beim Olympiasieger, Chinesischer Kochkurs, Junior Enterprise. So sind die Tage gefüllt, lang, anstrengend und danach sind noch Hausaufgaben. Eine Herausforderung.

Warum machen die Kinder das mit?

Die Schule schafft es, mit kleine Dingen meine Kinder für die Schule zu begeistern. Sie arbeiten mit kleinen iPads, sie bekommen die Hausaufgaben per email, die Eltern auch. Sie bearbeiten Aufgaben auf dem iPad, es gibt extra Übungen mit direkter Kontrolle. Die Schule hat ein Belohnungssystem, für gute Mitarbeit gibt es einen Aufkleber, für gute Hausaufgaben gibt es Aufkleber, die werden gesammelt im Hausaufgabenheft. Die Fürsorge für die Kinder ist da und auch die LRS der Kinder wurde mit in ihren Lehrplan mit aufgenommen, extra Zeit bei Test ist keine Schwierigkeit. Und auch der Umgang unter den Kinder ist nett, auch wenn es manchmal raffig zu geht, der Ton ist an der Schule wichtig! Die Schule hat eine eigene Schul-App, eine Erleichterung für alle und bietet ein enorme Transparenz.

Meine Kinder hatten Schulpaten, die sich in den erstem Wochen um die beiden gekümmert haben. Bei Philipp ist daraus auch eine tolle Freundschaft entstanden, auch ein Philipp und auch Fussballfreak. Sicher von der Schule im Vorfeld gut gewählt! Johanns bester Freund ist halb Portugiese, halb Brasilianer, hat schon in 5 Ländern gelebt und ist Diplomatenkind. Eine intensive Freundschaft, wie ich sie nach 3 Monaten nicht erwartet habe und die sicher ein Leben lang halten wird. Welch Glück!

Die Kinder gehen gerne in die Schule — ja, gerne! Beide haben nach 6 Wochen ein Zwischenzeugnis erhalten, wo eines nur aus As bestand und das andere aus meist As und ein paar Bs. Wahnsinn! Johann hat sogar eine „Prinzipal´s Commendation for outstanding academic effort in August and September“ – vieles habe ich mir vorgestellt, das nun wirklich nicht! Was macht die Schule anders? Es ist mit Sicherheit eine Kombination aus Internationalität der Kinder, besondere Fürsorge und die totale Begeisterung der Kinder für die Fächer gepaart mit einem einfachen Belohnungssystem. Ich will nicht verschweigen, dass es eine Privatschule ist, aber auch diese müssen es erstmal schaffen, Kinder richtig zu unterrichten und für das Lernen zu begeistern.

Mamas Fürsorge

Meine Fürsorge besteht darin, für die beiden nach einem langen Schultag da zu sein, zuzuhören und bei den Hausaufgaben zu helfen. Oftmals warten die beiden auf Papi, der auch gerne hilft und ihnen ein sicherer Hafen ist.
Es musst duften, wenn sie durch die Haustür im 36.Stock platzen. Kuchen, Quiche, Pizza, Pfannkuchen, Würstchen, Dumplings, Sandwich — irgendwas muss zum sofortigen Verzehr da stehen, sonst habe ich schlechte Karten! Das mache ich natürlich gerne, ein gemeinsames Mittagessen wie in Deutschland fällt ja weg, so gibt es ein frühes Abendbrot, das dann um 20 Uhr nochmal wiederholt wird.

Freunde in Deutschland

Die Freundschaften in Deutschland bestehen natürlich weiterhin, wie ich vermutete sind es bei jedem 2 Freunde, die den Kontakt halten, denn oftmals ist das „aus dem Auge aus dem Sinn“ bei Kindern schnell gelebt. Der nächste Deutschland Besuch der beiden wird erst im Dezember sein, dann werde sie sicher ihre Freunde treffen und von China berichten.

Dankbarkeit

Ich kann gar nicht so richtig in Worte fassen, wie dankbar ich bin, dass unsere beiden kleinen Expatkids so gut in China angekommen sind und sie keinen Tag bisher geweint haben und dass sie auch nicht jammern, sie wollten zurück. Es ist für beide ein neuer Lebensabschnitt, den sie als Zwillingsbrüder gemeinsam gehen und der sie gemeinsam stark macht.

Heut morgen sind ihre beiden großen Geschwister nach 2 Wochen Ferien wieder zurück nach Schottland geflogen. Die vier Geschwister sind ein gute Team, jeder hat seine Stellung, der große aus Vorreiter, die Schwester als mutige neue Internatlerin und die Zwillinge als Team und manchmal als duo infernale, das auf die beiden großen heraufblickt und sie vermisst haben.

Es klingt so leicht und dennoch ist es eine Herausforderung vier glückliche, zufriedene, gesunde und offene Kinder zu haben.

Liebe Grüße – ich habe erstaunlicherweise beim Abschied der Schotten nicht geweint. Auch ich werde groß!

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Hier meine letzten fünf Blogbeiträge:

China Buch Blog – Gebrauchsanweisung für China

1.Buch Blog am 19.Oktober 2019

China bietet eine große Fülle an Literatur. In meiner Lieblingsbuchhandlung Wagner in Ingelheim habe ich seit dem Startschuss für eine weitere spannende Zeit im Ausland Literatur über China und über Shanghai gesucht. Es gibt die klassische Reiselektüre, die ich natürlich sofort gekauft habe aber auch Bücher über Land und Leute, Bücher über die 5000 Jahr alte Geschichte, Romane und Bildbände sowie Zeitschriften und Literatur für Kinder. Dazu werden wir täglich in der Presse mit ganz unterschiedlichen Themen, sei es politisch, wirtschaftlich und sozial über das Land informiert. Mein Bewusstsein für Land und Leute hat sich geschärft und so suche ich förmlich immer wieder nach tagesaktuellen Nachrichten. So entsteht ein immer intensiveres Bild über das Land und die Menschen.

Mit meinem China Buch Blog werde ich nun meine Sammlung an Chinabüchern vorstellen und euch teilhaben an der Literaturwelt über China. Vielleicht regt es auch zum Kauf an oder auch Ideen, anderen eine Freude zu machen. Ich zumindest verschenke sehr gerne Bücher.

Welche Kategorien werde ich beleuchten?

++ Reiseführer ++ Abenteuer & Reiseberichte ++ Romane ++ historische Romane ++ Fotobände ++ klassische Geschichte ++ Literatur für Kinder ++ Zeitschriften ++ Chinesische Kochbücher ++

Beginnen möchte mich mit dem ersten Buch, das ich gekauft habe:

Gebrauchsanweisung für China

von Kai Strittmatter

Über den Autor

Der Sinologe Kai Strittmatter ist mit Unterbrechungen von 1997 bis 2018 Korrespondenz für die Süddeutsche Zeitung in Peking gewesen. Er gilt als einer der besten China-Kenner in Deutschland. Mit seiner Auslandsreportage „Wolfskind“, das die Kulturrevolution ich China beleuchtet, wurde er mit dem Theodor -Wolff-Preis geehrt. Sein jüngste China Buch hat den Titel Die Neuerfindung der Diktatur – Wie China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und uns damit herausfordert. Zur Zeit ist er als Auslandskorrespondent der Süddeutschen Zeitung in Finnland.

Das Buch

Ich habe mich gleich in die Gebrauchsanweisung für China verliebt. Es hat mir abseits von Reiselektüre und Geschichte über das Land einen umfangreichen Überblick über das Leben in China und über das Volk gegeben. In ca. 50 unterschiedlichen langen Kapiteln lerne ich nicht nur bei jeder Überschrift gleich die chinesische Übersetzung sondern staune über die dazugehörigen chinesischen Schriftzeichen.

Durch die vielen Kapitel habe ich immer mal wieder ein Kapitel gelesen, auch mal zwischen Einkauf und Waschmaschine oder zwischen Schreibtisch und tollen Fotoaufträgen. Die Kapitel bauen nicht aufeinander auf, sondern geben ein Potpourri über Fakten, Land & Leute, eigene Erlebnisse, Geschichte, Kultur und Kuriosem wieder. Ich bin also dank des Buches recht gut vorbereitet nach China umgezogen.

So lerne ich:

  • Die überlebenswichtige und identitätsgebende Visitenkarte wird von den Chinesen immer in beiden Händen haltend übergeben. Und ein kleine Verbeugung gehört dazu.
  • von den ca. 1,3 Milliarden Chinesen haben 95 Millionen den Familiennamen Wang und die Nachnamen Zhang und Li tragen weitere 185 Millionen Chinesen. Anmerkung: Li Yànnán heisst meine Chinesisch Lehrerin und sie ist sehr stolz auf ihren Familienname und der Familienname ihres Mann ist auch Li!
  • Die Chinesen haben den Kompass erfunden und Zheng He war ein großer Seefahrer, der sich auf viele Expeditionen begeben hat und war gleichzustellen mit Kolumbus. Anmerkung: Nur habe ich von Zheng He noch nie etwas gehört.
  • Mahjongg ist ein populäres chinesisches Brettspiel.
  • Das Karaokesingen ist sehr verbreitet und es gibt auch einen Karaoke Fernsehsender – KTV.
  • Chinesen leben in einem anderen Zeituniversum als Abendländer.
  • Seit 3000 Jahren wird in China mit Stäbchen gegessen, produziert werden davon jährlich unglaubliche 80 Milliarden.
  • Reis gehört besonders bei Restaurantbesuchen nicht unmittelbar auf den Tisch, er gilt als Sattmacher und wird erst am Ende einer Mahlzeit zu sich genommen.
  • Der meist grüne Tee {Cha} ist nach wie vor das Lebenselixier für die Chinesen und gilt als Treibstoff, um den Tag zu überstehen.
  • Beim Anstossen rufen die Chinesen „gan bei!“aus
  • 1980 hat die chinesische Regierung eine Essenrevolution ausgerufen: „Trinkt mehr Milch! Der Westen tut es auch.“
  • Die Chinesen essen aus gemeinsamen Schüsseln, die in der Mitte des Tisches stehen, daran hat die Seuche SARS vor gut 10 Jahren auch nichts verändert.
  • Der Panda {Xiang Mao} ist Chinas Nationalschatz. In freie Wildbahn leben heute nur noch rund 1600 Pandas.
  • Für Mao Zedong waren 1958 Fliegen, Mücken, Ratten und Spatzen die „Vier Übel der Natur“. Er rief zur Ausmerzung auf. Das Ökoystem kam aus dem Gleichgewicht.
  • Über 20.000 Jahre lebte der weiße Baiji Delfin im weit verzweigten Jangtze Fluss oder auch gelber Fluss genannt. Nun ist er durch den Eingriff Chinas in die Natur ausgestorben.
  • „Berg der roten Pagode“ {Hong ta shan} heisst eine berühmte Zigarettenmarke, bis 2003 der wertvollste Markenname Chinas
  • Mondfest im Herbst und Frühlingsfest im Januar/Februar, abhängig vom Mondkalender, sind die beiden wichtigsten Fest in China. Beim Mondfest werden kleine, gefüllte und grässlich schmeckende Kekse nicht größer als eine Handinnenfläche gegessen und bei Neujahrsfest werden einfache jiao zi hergestellt, ähnlich wie Ravioli.
  • In China gibt es ein Amt für geistige Zivilisation.
  • Illustrer Darwinismus existiert auf Chinas Straßen.
  • uvm.

Die Geheimtipps am Ende des Buches sind dann nochmal ein Orientierungsgeber im Straßenverkehr, Hinweise zum unauffälligen Eintauchen in die Gesellschaft samt Hinweis, die Kamera nicht zu vergessen und Ohrstöpsel.

Dies war ein kleiner Überblick über die verschiedenen Themen, die Kai Strittmacher in einem herzlichen Ton über China geschrieben hat. Mir hat das Lesen wirklich Lust gemacht auf ein Land mit so viel neuer und alter Kultur und mit so viel Gegensätzlichem. Ich kann diese Buch jedem, der eine Reise nach China macht und das Land im Vorfeld abseits von den klassischen Reisbüchern kennenlernen möchte, nur wärmstens empfehlen. Natürlich ist es auch ein wunderbarer Einstieg für alle Expats, sich auf Ihre Zeit im Land der untergehenden Sonne einstimmen möchten.

Übrigens: Der Buchumschlag ist wirklich gelungen, es scheint, dass auf eine Art Stoff gedruckt wurde. Ich habe es gerne in der Hand!

Vorschau

Die nächste Buchvorstellung wird ein Kochbuch sein.

Zum Schluss noch einmal ein paar Fotos aus Shanghai, die ich bei meinem letzten Streifzug durch die French Concession gemacht habe