Kategorie: China – Kultur, Geschichte und Menschen

Chinesen feiern ihr Neujahrsfest

26. Blog am 23. Januar 2019

Letzte Woche hatte ich wieder Mandarin Unterricht bei Nadia. Wahrscheinlich hätte ich mit einer anderen, weniger lustigen und fröhlichen Lehrerin schon aufgegeben, Chinesisch zu lernen. Ich müsste fleissig sein und wie in alten Zeiten mit Vokabelkarten da sitzen und ein Wort nach dem anderen in mein Hirn bekommen. Dazu fehlt leider ein bisschen die Motivation und die Lust. Aber dank Nadia mache ich es ein bisschen, doch meine Lernerfolge bleiben vorerst klein. Jedoch ist es keine verschwendete Zeit und auch kein verpulvertes Geld, denn Nadia erzählt mir viel über ihr Land, die Kultur und Bräuche und über das tägliche Leben. Sie hilft mir bei Onlinebestellungen und zeigt mir immer wieder neue APPs, die zum Überleben hier wichtig sind. Bei den APPs komme ich dann sehr schnell an meine Grenzen, denn die wichtigen Shopping APPs sind natürlich mit chinesischen Schriftzeichen. Also merke ich, dass ich das Lernen nicht komplett aufgeben sollte. Nach Chinese New Year beginne ich, die chinesische Schrift zu lernen. Bisher lerne ich Chinesisch mit dem PinYin Schriftbild, die offizielle Romanisierung des Hochchinesisch. Ich bekomme dann ein Malbuch und kann stundenlang die Schriftzeichen nachmalen und lernen. Ein bisschen wie in der ersten Klasse, wo ich die ersten Buchstaben in Schreibschrift Zeile um Zeile nachmalen sollte und das alles ganz schön anstrengend war.

Shanghai ist in diesen Tagen schon leergefegt, die meisten Märkte haben schon geschlossen und auch die Onlineportale können nichts mehr ausliefern, denn alle Boten sind schon in Ferienstimmung und arbeiten nicht mehr. Die heiligste Woche in China beginnt. 1,4 Milliarden Chinesen werden am Freitag das chinesische Neujahrsfest starten lassen. Das ist ähnlich wie bei uns der heiligen Abend. Die Familien treffen sich und alle feiern zusammen. Am 25. Januar beginnt dann für die Chinesen das Neujahr. Dieser Tag des Neujahrsfestes ändert sich immer wieder, da er nach dem Mondkalender berechnet wird und nicht wie bei uns der Neujahr immer am 1.1. eines Jahres ist. In 2021 ist das Neujahrsfest beispielsweise am 12. Februar.

Der chinesische Zodiac

Der chinesischen Mondkalender bewegt sich in einem zwölf Jahres Rythmus, Mittelpunkt ist ein Zodiac, ein Tierkreiszeichen, das 12 unterschiedliche Tier beinhaltet. Es sind: Ratte, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Jedem Jahr ist einen Tier aus dem Tierkreiszeichen zugeordnet, alle 12 Jahre beginnt der Zyklus von neuem. In diesem Jahr endet der Zyklus mit dem Schwein und ein neuer Zyklus mit dem Jahr der Ratte beginnt. Die Ratte wird in China auch gerne als Maus dargestellt, so dass es immer wieder zu Konfusionen kommt. Ich spreche hier mal weiter über die Maus, denn auf den Plakaten,Grußkarten und auf den unzähligen Dekorationen ähnelt das Tier mehr einer Maus als einer Ratte.

Was beginnt im Jahr 2020?

Das neue Jahr wird für die Chinesen das Jahr der Maus. Überliefert ist, dass die Maus viel Weisheit besitzt, geistetesgegenwärtig, einfallsreich und vielseitig ist. Überliefert ist auch, dass die weibliche Maus hübsch, klug, liebenswürdig ist und einen schnellen Verstand gepaart mit begabten Händen hat.

Ich rechne nun einmal …. wenn 2020 das Jahr der Maus ist, so waren es auch die Jahre 2008, 1996, 1984 und natürlich auch das Jahr 1972. Ich bin ein 72er Kind und einige der oben aufgeführten Attribute stimmen durchaus mit meinem Charakter überein, andere weniger. Wer mich persönlich kennt, der darf sich jetzt einmal Gedanken über mich machen, die anderen glauben einfach alles was da steht! Danke schon einmal!

2020 ist mein Jahr!

Meine Lehrerin Nadia hat nun voller Begeisterung mit mir herausgefunden, dass das kommenden Jahr „mein“ Jahr ist. Dazu gibt es nun Einiges für mich zu beachten. Die Tradition sagt, dass ich mich am Neujahrstag komplett in Rot kleiden sollte, von der Unterwäsche bis zur Mütze. Dies soll den Mitmenschen zeigen, dass das Jahr der Maus mein Jahr ist. Besonders die rote Unterwäsche sollte vom Ehepartner oder zumindest von jemandem aus der Familie gekauft werden. Der gute Wille war da, die Realisierung gescheitert, obwohl wir uns viel Mühe gegeben haben. Da wir auf Reisen sind, werde ich im Geiste mich rot kleiden und mir bewusst machen, dass nun mein Jahr beginnt.

Traditionen

Es gibt viel Traditionen die um den Neujahrstag gelten. Nach altem Brauch, soll man Türen und Fenster öffen, damit das Glück ins Haus kommt kann. Währenddessen sollte ein Licht brennen, damit das Glück auch den Weg zu Dir finden und damit die bösen Geister vom hellen Licht abgeschreckt werden und sich Dir nicht nähern. Außerdem sollte die gute Hausfrau den Boden am Neujahrstag nicht kehren, damit sie das Glück nicht wieder aus dem Haus pfegt. Und es soll süsses Essen geben, um das neue Jahr zu süßen. Auch sollen neue Hausschuhe im alten Jahr gekauft werden, um diese dann am Neujahrstag zu tragen, damit altes Gerede und Gerüchte unter den alten Schuhen kleben bleiben und du unbeschwert ins neue Jahr laufen kannst.
Wie auch in Deutschland wird zum Neujahrsfest die Wohnung geschmückt. Da sind rote Lampions, wie wir sie aus den Chinarestaurants in Deutschland kennen. Es werden rote Papierbänder aufgehängt, auf denen mit schwarzer Schrift allerlei gute Wünsche draufgemalt werden. Diese werden dann um einen Türrahmen gehangen. Dabei ist die Farbe Rot das Wichtigste. Rot steht für Glück, Freude und Wohlstand.
Jede Region und jede Familie hat so ihre Traditionen, jedoch ist das Zusammensein in der Familie am Abend vor dem Neujahr sehr wichtig. Geschenke werden wenig überreicht, dafür rote Umschläge mit goldenen Schriftzeichen, sogenannte hóngbāo, die auch wieder gute Wünsche beinhalten wie Glück, Freude und Wohlstand. Im Umschlag ist Geld. Die Beträge sind meist beträchtlich.
Auch der Neujahrstag ist heilig und so werden die Verwandten und engen Freunde besucht und weitere rote Umschläge verteilt.

Grußformeln

Viele Chinesen hier in Shanghai wünschen uns mit „Happy Chinese New Year“ alles Gute. Die eigentliche Grußformel lautet allerdings auf Mandarin: xīn nián kuàilè. Das ist übersetzt „Frohes und glückliches neues Jahr“. Aber auch gōnghè xīnxi, übersetzt „Glückwunsch für neues Glück und Segen im neuen Jahr“ hören wir viel. Im Büro hört mein Mann auch gōngxi fācái, das mit „Glückwunsch für Erfolg und Wohlstand“ übersetzt wird. All dies sagen sie aus tiefster Seele und Überzeugung.

Feuerwerk

Leider ist das Zünden von Feuerwerk von höchster Stelle in den meisten Städten untersagt. Das ist für die Chinesen, die das Feuerwerkeln erfunden haben, ein herber Schlag. Aber jeder wird sich daran halten, denn ein Verstoß könnte wahrscheinlich eine ordentliche Strafe nach sich ziehen.

xīn nián kuàilè

Versucht es einmal auszusprechen und euch zu merken und auch morgen noch zu wissen. Dann seid ihr gut! Ich verlasse nun erstmal für eine Woche mit der Familie das Land des Smogs und des Coronaviruses, entdecke eine neue Großstadt in Asien und teste ein wunderschönes Hotel am Meer.

Luise

Das Expatleben ruft – zum dritten mal!

Mein erster Blog am 12. September 2018

Seit gestern ist es nun offiziell. Ich werde mich mit meiner Familie in 2019 noch einmal auf ein großes Abenteuer stürzen. Nach 5 Jahren in Italien und 3 Jahren in Mexiko werde ich mich mit meinem Mann und mindestens 2 meiner vier Kinder gen Osten aufmachen und China für die nächsten 3-4 Jahre unser Zuhause nennen. Ich ziehe in die Weltmetropole Schanghai und finde es wahnsinnig spannend. Es ist ein Land voller Gegensätze und ein Land voller spannender Orte, die es zu entdecken und zu bereisen gilt. Es wird definitiv anders sein als das 26.000 Einwohner zählende Ingelheim am Rhein, das im wunderschönen Rheinhessen liegt mit Weinbergen, Winzern und altem Fachwerkhaus, mit kleinen Weinschänken, schönen Fahrradwegen und Kerbfesten in jedem Dorf. Dies habe ich die letzen 10 Jahre erlebt und genossen, habe unsere Kinder groß gezogen und habe sie zur Selbständigkeit ermutigt, habe ihnen die Welt gezeigt und ihnen immer empfohlen, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Der Tellerrand ist nun erstmal weit weg, der Weg aus der Comfortzone muss gewagt werden, aber ich bin mir sicher, es ist ein toller Weg und es ist eine Bereicherung fürs Leben.

Wahrscheinlich werde ich dann meiner Leidenschaft – der Golffotografie – erstmal nicht so wirklich nachgehen können, aber ich werde sicher andere neue Möglichkeiten für mich entdecken. Ein eigener Bildband über das Leben in Schanghai? Einen eigenen Blog? Ein Erfahrungsbericht schreiben und dabei das Leben der 1,4 Milliarden Chinesen mit meiner Kamera einfangen? Oder nochmal an eine Universität gehen? Nochmal etwas neues lernen? Mit 46 ist das nicht zu spät, um seinen Wissenhorizont zu erweitern  und die Neugierde für anderes zu stillen? Ja, so kann es sein!

Ich habe in den Jahren eine recht ordentliche Fotoausrüstung mir angeschafft, ich werde alles mitnehmen und sehe mich schon mit Fototasche durch das pulsierende Schanghai schlendern und den Finger nicht vom Auslöser nehmen.

Ich entdecke täglich neues – Fotoausstellungen, Fotomuseen, Fotokünstler – alles werde ich entdecken. Und das schöne dabei ist, dass Schanghai eine sichere Stadt ist und ich keine Angst um mich haben muss, wenn ich eben auch mal allein auf Entdeckungsreise in der Stadt gehe. Das wäre in Mexiko-City nun wirklich nicht möglich gewesen.

Annehmlichkeiten musst Du auch einfach nutzen und so wird mein Mann einen Chauffeur bekommen, der natürlich auch für mich und die Kinder da sein wird. Sofern ich mich mit ihm verständigen kann, werde ich ihn zu Touren mitnehmen.