Kategorie: Expatehe

Die Fernehe ist die Schlimmste aller Ehetypen

16. Blog am 7.3.2019

In meinem letzten Blogbeitrag mit dem Titel „Mit der Ehe musst du als Expatehepaar vorsichtig umgehen“ habe ich  4 Typen von Ehen vorgestellt. Darin haben ich gesagt, dass eine Fernehe für mich überhaupt nicht in Frage kommt. Und dabei bleibe ich auch. 

In diesem Blogbeitrag will ich davon berichten, dass ich für 7 Monate eine Fernehe mit meinem Mann lebe. Diese Konstellation liegt daran, dass sein neuer Job und damit der Beginn der dritten Auslandsentsendung für ihn schon am 1. Januar begonnen hat und ich mit unseren drei Kindern noch bis Ende des Schuljahres hier in Deutschland bleiben wollte. 

Wir haben beide entschieden, dass ein Wechsel zum Schuljahresende für die Kinder besser ist, da es hier in Deutschland dann ein sauberer Schnitt ist und für unsere Zwillinge in Shanghai ein geordneter Schulstart in ein neues Schuljahr mit neuen Mitschülern an der British International School of Shanghai ist. Für unsere Tochter wäre es auch blöd geworden zum Januar in das Internat in Schottland zu gehen und in ein laufendes Schuljahr einzusteigen. So haben alle drei einen richtigen Start nach langen Sommerferien und kommen hoffentlich ausgeruht und mit viel Mut und Energie in ihre neue Umgebung. Zum Glück wird mein ältester Sohn seine Schwester in Schottland in Empfang nehmen. Er ist schon seit ein eineinhalb Jahren dort. 

Wie ist das Leben ohne Mann im Alltag? 

Das Neue Jahr beginnt ja immer mit vielen guten Vorsätzen, so auch bei mir. Ich habe mir einen Plan gemacht, was ich alles machen werde und vor allem wie ich es mache ohne zwei helfende Hände meines Mannes. Die ersten 3 Wochen waren fast herrlich. Ich habe weiterhin mein Sportprogramm mit unserem Fitnesstrainer fortgeführt und ich war richtig gut. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag eine Ecke im Haus zu bearbeiten, also Ausmisten, Wegschmeißen, Verschenken, Umsortieren. Erst waren es meine Schubladen, dann mein Büro, dann der Kleiderschrank meines Mannes, die Regale im Keller und natürlich vieles mehr. Das hat auch prima funktioniert. Meine Vormittage waren länger, da ich schon mit Verabschiedung der Kinder zur Schule um 7:30 Uhr direkt “meine Zeit“ begann und auch abends wenn die Kinder im Bett waren auch wieder “ meine Zeit“ begann, wo ich nicht Rücksicht auf meinen Mann nehmen musste. Natürlich ist es schön, wenn wir abends zusammensitzen und bei einem Glas Wein so dit und dat besprechen. Aber ich habe es erstmal nicht vermisst, sondern die Zeit genossen und auch mal ausgiebig 2 Stunden mit einer Freundin telefoniert. Es war herrlich. 

Jedoch waren die anderen vielen Dinge der alltäglichen Organisation in meinen Händen und auch und im Besonderen die Umzugsorganisation und Planung. Das beginnt beim Fahrservice für die Kinder zu ihren Aktivitäten unter der Woche und besonders am Wochenende und auch der Kühlschrank, die Getränkevorräte und die Mülltonnen, die Rechnungen und der Hund, die Hausaufgaben und das Lernen heftete und heftet an mir. 

Mit der Zeit merke ich, dass es doch wirklich sehr viel ist und ich bei einigen Dingen zu einem Umdenken kommen musste. Banale Dinge wie Lebensmittel online zu bestellen oder auch die Hausaufgabenbetreuung an zwei Tagen in der Woche an einen lieben Studenten zu übergeben. 

Zu allem Organisatorischen haben wir uns noch für eine große Abschiedsparty entschieden, die ja auch irgendwie organisiert werden muss. Aber wir feiern beide gerne und haben auf so manchen Festen oder Hochzeiten das Licht hinter uns ausgemacht. Muss also sein. 

Im Kleinen wie im Großen finde ich einfach eine Fernehe doof, das habe ich nun gemerkt und ich bewundere Freunde, die dieses Modell leben. 

Wie empfinden die Kinder diese Fernehe?

Für meine Kinder ist eine Fernehe nicht einfach, denn ich kann meinen Mann nicht ersetzen. Wir haben so ein Ritual am Morgen. Mein Mann und ich stehen auf, einer von uns weckt unsere Tochter, das geht recht flott und dann gehen wir beiden zu den Zwillingen, abwechselnd zum einen und zum anderen. Wir legen uns nochmal kurz zu den Jungs ins Bett und kuscheln und stimmen uns auf den Tag ein. Das ist wichtig, vor allem einer von den Zwillingen braucht eine Portion Stärke für den Schultag. Hmm, leider kann ich mich nicht teilen und dieses Ritual fällt entweder kleiner aus oder findet gar nicht statt. Ja, ich könnte früher aufstehen und mich um beide ausreichend kümmern. Nein, es ist nicht das gleiche. So ist nun seit geraumer Zeit das Bett meines Mannes belegt, abhängig davon wer am lautesten quengelt oder wer es am nötigsten braucht. So liegt nicht nur ein Kind neben mir im Bett, sondern auch eine ganze Armada von Kuscheltieren. Auch schön. 

Im Alltag macht sich die Abwesenheit meines Mannes auch bemerkbar. Papi ist in der Ferne. Er erledigt schon mal alles dort. Er lebt die Wohnung ein und bestellt beim Schweden die ausgesuchten Möbel und lässt sie aufbauen. Die Zimmer füllen sich und die Kinder freuen sich darauf. Mein Mann schickt Fotos und versucht, uns daran Teil zu haben. Aber so ganz rund ist es dennoch nicht. Es gibt soo viele Fragen: Mami, wie genau ist die Wohnung nun denn jetzt. Wo genau stelle ich meinen Koffer hin, wir haben ja jetzt keinen Keller mehr. Gibt es in Shanghai genau die gleichen Bleistifte für die Schule zu kaufen? Das sind Fragen, um die ich mir nun wirklich keine Gedanken mache. Jedoch sind diese Fragen Sinnbild für das Ungewisse und Papi kann das zwar aus der Ferne alles erklären und beschreiben. Es reicht nicht. Fragen über Fragen. 

Die Zwillinge wurden krank – Bauchweh. Fieber. Weinen. Zweifel. Existenzsorgen. Mami zieht alle Register – Verwöhnprogramm: Druck rausnehmen, vom verpflichtenden Sportprogramm abmelden, Abendessen vor der Glotze, Extrashopping, mehr faulenzen und mal nix machen bis zu Blaumachen in der Schule, weil die Kraft fehlt und weil der Vormittag nicht mit Vertretungsstunden verplempert wird, sondern gefüllt wird mit Quality Time with Mom! Funktioniert. 

Dennoch habe ich alles mit meinem Mann besprochen, der auf mein Bauchgefühl zum Glück hört und wir gemeinsam entschieden haben, 10 Tage Expatehe in Shanghai in den Osterferien zu zelebrieren. Die Kinder können dann mit Papi im neuen Bett morgens kuscheln, für den Koffer schon mal die richtige Stelle in der Wohnung suchen und auch sich versichern, dass auch in China die Kinder Bleistifte in der Schule benutzen und sie in Geschäften zu finden sind. 

Die Zeit werden wir nutzen und noch einmal mit den Zwillingen in die neue Schule gehen und dank der fb Weltfrauen Gruppe habe ich eine Familie gefunden, dessen Kind auf die gleiche Schule geht und wir ihn dann treffen werden. Also, schon mal die Lage von Schüler zu Schüler abchecken. Und all das mit Papi und Mami zusammen machen. 

Wie ist die Fernehe für ein 14-jährige? 

Für unsere Tochter ist die Fernehe meiner Einschätzung nach nicht so schwierig. Sie ist eh sehr selbständig und macht so ihr Ding. Manchmal verkriecht sie sich in ihrer Höhle zu viel, jedoch ist sie happy dort und ich locke sie heraus, weil ich sie mehr sehen möchte und nicht, weil ich dass Gefühl habe, sie verkriecht sich. Gesichtert ist diese Annahme nicht. Aber wer kann schon gut in die Gefühlswelt von Teens schauen. Ich bin mir aber sicher, dass es ihr gut geht und sie findet das Mami-Verwöhn-Programm sicherlich auch klasse. Besonders das vermehrte Shopping findet sie sicherlich gut. Das klingt jetzt so, als wenn ich durch Materielles die bessere Stimmung der Kinder mir erkaufe, aber es ist Teil meines Programms. So bin ich und dazu stehe ich! 

Haben mein Mann und ich etwas falsch gemacht? 

Diese Frage stelle ich mir seit ein paar Tagen immer wieder, ob wir den Kindern mit der 7 monatigen Trennung einen Fehler gemacht haben und unseren Kinder zu viel zumuten. Ich habe sicherlich das ein oder andere weniger schwierig eingeschätzt, jedoch haben wir reagiert und mit Verwöhnprogramm, easy going und Ostern in Shanghai das Ruder rumgerissen. So denke ich oft an unsere zweite Auslandsentsendung vor 14 Jahren zurück. Da waren die Kinder eben noch  klein und wir mussten uns um ihre Gefühlswelt keine Sorgen machen. Unser Fokus lag auf der Organisation und wir haben uns mehr um unsere Gedankenwelt gekümmert. So kann ich sagen, dass ein Expatleben mit kleinen Kindern sicherlich einfacher ist. Ich bin Mitglied in zwei Expatforen auf fb (Expatmamas und Weltfrauen) und diese Meinung lese ich immer wieder von Müttern, die um Rat fragen, weil ihre Teenager unglücklich sind. Mir ist klar, dass wenn das Leben in Shanghai losgeht und auch das Leben für unsere Tochter in Schottland losgeht, mein Mann und ich die Zwischentöne unserer vier Kinder sehr genau erfassen müssen und sicherlich immer wieder ein Verwöhnprogramm ansteht, sei es Shopping oder eben besondere Quality Time mit der ganzen Familie. Es ist alles kein Hexenwerk, aber das Bewusstsein dafür muss eben auch vorhanden sein. 

Ich freue mich von Dir als Leser über ein Feedback oder auch Erfahrungsberichte. Die beiden fb Gruppen helfen mir sehr und ich teile auch gerne meine eigenen Erfahrungen. 


Mit der Ehe musst Du als Expatehepaar vorsichtig umgehen

Mein 15.Blog am 21.2.2019

Ich bin mit meinem Mann 20 Jahre glücklich verheiratet, von diesen 20 Jahren haben wir 8 Jahre gemeinsam im Ausland gelebt und ich habe drei unserer vier Kinder im Ausland auf die Welt gebracht. Im August stehen unsere nächsten gemeinsamen Jahre im Ausland an, Expatehe 3.0. Eine Herausforderung. Eine Challenge. Ein Verlassen aus der Comfortzone. Ein Neustart. Ein Loslassen. Ein Neuorientieren. Ein Abenteuer. Eine Reise. Ein Lernen. 

Ich möchte von meinen Erfahrungen als Expatehefrau berichten und kann jetzt schon sagen, dass unsere Ehe nicht unter den Jahren im Ausland als Expatehepaar gelitten hat, sondern eher das Gegenteil passierte, wir sind noch enger aneinander gewachsen, wir sind als Paar auf uns gestellt gewesen, wir sind durch Dick und Dünn gegangen. Wir wurden zu einem Team! Zu einem verlässlichen Team! 

Meine Ehetypen aus Sicht der Expatfrau

Welche Formen der Ehe gibt es denn? Ich denke, ich kann vier Formen benennen. Einmal die Fernehe. Die Partner leben dauerhaft an unterschiedlichen Orten und können sich nur unregelmäßig sehen. Bei der Wochenendehe, wie der Name schon sagt, sehen sich die Ehepartner nur am Wochenende, also ein Partner pendelt von irgendwoher und hat dort eine kleine Wohnung oder wohnt im Hotel. Dann sehe ich die Klassische Ehe, beide Partner leben am gleichen Ort, in gewohnter Umgebung, sehen sich so gut wie jeden Tag, es stehen vielleicht hin und wieder Dienstreisen an. Und dann ist da die Expatehe. Beide Partner leben gemeinsam im Ausland, in ungewohnter Umgebung, meist gibt ein Partner seinen Job auf, um mit dem Entsannten mitzuziehen. Ich lebe die Klassische Ehe und die Expatehe. Die anderen Optionen kommen für mich nicht in Frage.

Warum entscheide ich mich nicht einfach für die Fernehe? 

Das ist sicherlich eine berechtigte Frage! Meine Antwort ist einfach: Weil ich das nicht will! Weil wir das nicht wollen!  Weil wir ein tägliches Eheleben führen wollen! Ein Bleiben an Ort und Stelle wäre natürlich nicht so kompliziert für mich, ich könnte meinen Job hier weiter fortführen, die Kinder würden nicht aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen. Jedoch wäre die Abwesenheit des Vaters, des Mannes auch nicht einfach. Also ist es schwierig und für unser Familiengefüge keine Option. Also stürzt du dich in das Modell Expatehe! 

Was ist der Schlüssel einer guten Expatehe? 

Nun, da kann ich aus den bisherigen 8 Ehejahren im Ausland berichten und von der zukünftigen Zeit. Grundvoraussetzung bei uns war immer, dass wir beide eine Entsendung wollten und wir beide gemeinsam entschieden haben, ein Abenteuer auf uns zu nehmen. Jung verheiratet ging es für uns nach Italien, wir haben viel geredet und viel geplant. Der Zeitpunkt war richtig und auch der Ort war toll. Wer möchte nicht als junges Ehepaar nach Mailand ziehen und Bella Vita in Italien erleben? Ohne Zwänge, ohne Kinder, ohne viele Verpflichtungen? Dennoch war es so, dass ich meinen Job in Deutschland aufgegeben habe und den erstmal kleinen Karrieresprung meines Mannes mitgemacht habe. Ich hätte ja auch erstmal in Deutschland bleiben können, wollte ich aber nicht, denn wir waren ein gutes, verliebtes und neugieriges Team. Vor Ort, habe ich mich nach Arbeitsmöglichkeiten umgeschaut und habe recht schnell in einer Relocation Agentur Fuß gefasst. Und dann kamen weitere Jobs dazu. Ich war Freelancer und fand es herrlich! Natürlich war die Gefahr da, dass ich irgendwann unglücklich werde, aber mein Mann hätte ja auch unglücklich mit seinem neuen Job werden können, weil die Umstellung zu groß, die Aufgaben zu schwierig oder auch eine Form von Heimweh hätte einstellen können. Das Wort Heimweh ist bei Männern irgendwie fehl am Platz, gefühlt haben eher Frauen Heimweh. Aber wenn Männer in ihre gewohnte Umgebung zurück möchten, dann ist es eben doch Heimweh und insofern stimmt der Begriff für beide Geschlechter.  

Wir haben schon immer viel geredet und die Dinge von fast allen Seiten beleuchtet. Das habe ich so nicht von meinem Zuhause in unsere Ehe mitgebracht, mein Mann umso mehr. Es tat uns aber gut und die Kommunikation zwischen uns hat geholfen, frühzeitig Unstimmigkeiten zu beheben und auch mal Zwischentöne zu erahnen. Manchmal kam dann in Gesprächen heraus, dass ich mal eine Auszeit von Mailand brauchte und ein langes Wochenende zum Karneval nach Deutschland geflogen bin und meine Batterien aufgeladen habe oder mein Mann mit seinen Schulfreunden nach Dänemark fuhr, auch wenn das Geld knapp wurde. Jeder hatte Freiräume und jeder von uns hat sie immer noch. 

Auch die zweite Auslandsentsendung meines Mannes nach Mexiko, in die Millionenmetropole Mexiko-City ware eine gemeinsame Entscheidung. Als Team! Wir hatten dazwischen zu Entsendungen in exotischere Ländern nein gesagt. Diese Freiheiten hatten wir und der Arbeitgeber meines Mannes spielte da auch mit. 

Mexiko war schon eine viel größere Herausforderung als Italien. Was haben wir da richtig gemacht? Wir haben gut geplant. Wir sind sogar 2 mal im Vorfeld nach Mexiko-City geflogen, weil wir beim ersten mal kein geeignetes Haus gefunden haben. Mein Mann wollte sicher gehen, dass die Bleibe, die wir finden, mir auch gefällt und ich mich mit den mittlerweile zwei kleinen Kindern dort wohl fühlte. Wir nahmen den Aufwand auf uns und flogen nochmal hin. Die Schwiegereltern kamen zum zweiten mal und hüteten die Kinder. Aber es hat sich gelohnt. Wir haben wunderschöne Jahre in einem tollen Haus gelebt, was wir zusammen ausgesucht hatten. Als Team. Rückblickend muss ich auch klar sagen, dass mein Mann alles daran gesetzt hat, dass ich mich wohl fühle. 

Einmal heulte ich vor totaler Überforderung mit den Kindern, heulte über meine Unfähigkeit mit Emma, unserer mexikanischen Haushilfe, richtig kommunizieren zu können, da mein Spanisch noch zu schlecht war. Und dann lief die Waschmaschine voller wunderschöner Kleidung meiner Kinder über und überall war Schaum. An sich ja nicht schlimm, jedoch lief mein Fass über und ich rief meinen Mann im Büro an und machte ihm unmissverständlich klar, dass er jetzt und sofort nach Hause zu kommen hatte. Er konnte aber nicht, zu viele wichtige Termine. Ich kochte. Er sagte, er würde mir einen Fahrer schicken. Noch schlimmer – dachte ich. Aber Alfredo war ein Engel, krempelte sich das Hemd hoch, fasste beherzt in die schäumende Waschmaschine und ich starr neben dran. Ich war unfähig für irgendetwas. Alfredo brachte mich zum Lachen und wir hatten seitdem ein besonderes Verhältnis, wahrscheinlich, weil er die Señora vom Finanzvorstand so erlebt hat und ich es zugelassen hatte.
Auch wenn mein Mann mir nicht die Wäsche aus der Trommel gezogen hat, er hat für die blöde Wäsche Hilfe geholt und einen hysterischen Anruf seiner Frau nicht als trivial abgetan. Danach hatte ich die wohl teuerste Miele Waschmaschine in meinem Haus, Import aus Deutschland. Die amerikanische Toplader Waschmaschine hatte das Zeitliche bei mir gesegnet! 

Es ist ja eigentlich eine Geschichte, die anderen Müttern, die nicht in der Ferne leben, passiert. Aber die Ferne macht es Besonders, du kämpfst sowieso mit allem Neuen und dann ist eben doch die Wäsche zentral. Genau in solchen Momenten muss die Expatehe funktionieren und die Hilfe und das Verständnis für den anderen muss vorhanden sein. Dabei ist das Erkennen der Notwendigkeit das Besondere. Und da komme ich wieder auf den Teamgedanken. 

Fahrrad aus Gau-Algesheim und der Lillifee Koffer

Die Notwendigkeit für das Besondere zeigte sich auch, dass ich meinem Mann dazu überreden konnte bei einem Trip nach Deutschland vom Fahrradladen Schön in Gau-Algesheim unserem 5 jährigen Sohn ein Fahrrad nach Mexiko mitzubringen! Also rief ich dort an. Großes Erstaunen am anderen Ende der Leitung. Das Fahrrad wurde liebevoll für den Transkontinentalflug verpackt, beim Check-in wurde geschmunzelt, denn neben dem großen Paket und dem Businesskoffer meines Mannes stand der rosafarbene Lillifee Rollkoffer für unsere 3 jährige Tochter. Peinlich war das meinem Mann keine Spur, denn für ihn stand und steht an oberster Stelle, dass alle glücklich sind. Sohnemann hatte sein erstes Fahrrad mit Rücktritt und unsere Tochter endlich den Rollkoffer, den die Mama so schön fand, ich gebe es zu! 

Das Besondere an der Expatehe

Ich glaube, dass ich in Italien und in Mexiko mehr herumgereist bin und Städtereisen unternommen habe als in meiner Heimat Deutschland. Wir sind beide gerne und viel auf Entdeckung gegangen. Wir haben Land und Leute kennengelernt, wir habe viel Kultur und Geschichte erleben, haben von Bräuchen und Sitten erfahren und sind eingetaucht in die Traditionen und Regionalitäten. Wir haben viel gekocht und Restaurants besucht. In diesen Jahren haben wir viele Erinnerungen geschaffen in der Zweisamkeit und als Expatfamilie. Immer wieder sitzen wir zusammen und erzählen von alldem und dann kommt der bekannte Satz: Weißt du noch ….? Gerade die Kinder sitzen dann mit gespitzten Ohren neben uns und wollen immer mehr erfahren. Dies ist sicherlich nichts Expatehe spezifisches, andere Familien machen das auch, aber vielleicht sind die Geschichten aus dem Leben im Ausland doch etwas anders. Ich bin zumindest nicht in Deutschland von der Damen in der Reinigung mit Señora Gucci angesprochen worden, denn die italienische Damen konnte den Namen Gutsche nun wirklich nicht aussprechen. Ich hörte gerne den Namen Gucci – ich fühlte mich großartig! 

Expatehe und Karriere

Ja, ich bin mit meinem Mann ins Ausland gegangen und habe hier meinen Job aufgegeben, das ist mir nicht besonders schwer gefallen, er war ok, aber mehr auch nicht. Jedoch hätte ich ihn als Sprungbrett für mehr sehen können. Habe ich aber nicht. Ich war neugierig auf anderes und auf der Suche. Ich bereue da nichts. Ein guter Job, der mit viel Anerkennung verbunden ist und auch noch ein gutes Polster bei der Bank schafft, ist sicherlich erstrebenswert und ich kann sagen, dass ich sicherlich etwas anders geworden wäre als Fotografin und Bloggerin und Expatfrau und Expatmutter, aber ob ich damit glücklich geworden wäre? Ja, das steht in den Sternen. Und darüber nachzudenken ist sicher müßig. Wichtig ist, dass Du als Expatfrau mit der Entscheidung, mit Deinem Mann ins Ausland zu gehen voll und ganz einverstanden bist ohne Zweifel und ohne komisches Bauchgefühl. Ich hätte wahrscheinlich nie den Dreh bekommen aus meiner Leidenschaft einen Beruf zu machen und aus meiner Freude am Schreiben einen eigenen Blog zu entwickeln. Fotografin und Bloggerin. Und nicht mehr aktive Diplom Volkswirtin. Ich liebe diese Freiheit, die von meinem Mann getragen wird und er mich zu vielen Projekten ermutigt hat. Ich habe ja auch noch den Beruf als Mutter. Vier Kinder glücklich zu machen ist eine Lebensaufgabe und jedes unserer Kinder hat seine Welt, in der es glücklich werden soll. Dafür bin ich im kleinen Täglichen gerne und immer da und im Großen und Richtungsweisenden sind wir beide als Team da. Und wenn unsere Kinder irgendwann alle aus dem Haus sind und ihren Hafen gefunden haben, dann kann ich sagen: Ich habe meinen Job gut gemacht, wir haben unseren Job gut gemacht. In Rente gehst du wahrscheinlich nie! Und das ist sicherlich auch das Besondere, wenn Du den Vollzeitjob als Mutter, als Eltern annimmst. Zur Ruhe setzen gibt es hier nicht! 

Mit der Ehe musst Du als Expatehepaar vorsichtig umgehen

Ich glaube, dass ich nach 8 Jahren Expatehe viel Erfahrungen gesammelt habe und die Vorraussetzungen, Notwendigkeiten, Gefahren, Konsequenzen und das Besondere kenne. 

Vor 2 1/2 Jahren habe ich zu einer weiteren Entsendung meines Mannes ein klares nein verkündet, es war nicht der richtige Zeitpunkt, ich hatte andere Baustellen. Diese Haltung hat sich vor gut einem Jahr geändert als mein Mann wiederholt gefragt wurde. Das Leben ist ständig in Bewegung, Koordinaten werden neu ausgerichtet und das Familienleben ändert sich.  Einschneidend war sicherlich, dass unser ältesten Sohn in ein Internat nach Schottland ging und er plötzlich aus eigenem Willen von einem Jahr auf vier Jahre dort aufstockte und er somit am Familienalltag nicht mehr teilnehmen konnte. Dieses Internat ist genau sein Ding, das erkannten wir, und er ist – das kann ich nach 18 Monaten dort sagen – ein richtig toller Kerl und Kumpel geworden! Bin sehr stolz!

Bei einer Flasche Wein am Abend entschieden wir uns, ein neues und wahrscheinlich letztes Abenteuer zu wagen und nun steht Expatehe 3.0 auf dem Programm. Wir wissen, dass wir damit vorsichtig umgehen müssen, denn, auch wenn du aus einem fundierten Erfahrungsschatz schöpfst, ist Asien mit Sicherheit nicht immer leicht. Definitiv kann ich jetzt schon in der Vorbereitung auf 3.0 sagen, dass eine Entsendung ins Ausland mit großen Kindern eine weitaus größere Herausforderung als Ehepaar ist, als mit keinen Kindern oder mit Kleinkindern. 

Wir stürzen uns hinein und ich werde stetig weiter berichten von Land und Leuten, Kultur und Geschichte von meinem Dasein als Expatmutter, Fotografin und als Expatehefrau. Da ich einen Plan habe, was ich dort machen möchte, nämlich Fotografieren und Schreiben, ist die Gefahr, einen Expatblues zu bekommen, gering. Wenn es dann doch so ist, muss die Auszeit in Deutschland her und ich werde meine 3 Schwestern oder meine Mädels treffen und die Batterien auftanken. Mein Mann wird das Verstehen, da bin ich mir sicher!