Kategorie: Expatleben

Freiheit ist schon was schönes

The Bund Shanghai

38. Blog am 15. Februar 2022

Ich war noch nie in meinem Leben 3 Wochen eingesperrt. 2 Wochen in einem Hotel und eine Woche zu Haus. Kein Entkommen. Auch nicht mal eben kurz raus. Es ist eine Erfahrung, die man eigentlich nur macht, wenn Du etwas Schlimmes gemacht hast und das Recht spricht. Jedoch, wenn Du zur Zeit nach China möchtest, ist das die Pflicht, die du erfüllen musst, damit du wieder dort ankommst, wo du als Expat nun einmal gerade lebst.

Olympia in Peking

Zur Zeit bekommt die Welt etwas detaillierter die chinesische Gangart mit, denn es sind Olympische Spiele in Peking und der ein oder andere Athlet oder Funktionär muss sich unverzüglich in ein Quarantäne Hotel bewegen, wenn ein positiver Covid Befund vorliegt. Das ist kein Spaß, denn es ist kein Hotel mit gefüllter Minibar, täglich frischen Handtüchern oder gutem Essen und vor allem für die Sportler ausreichend Möglichkeiten, sich fit zu halten und das Hoffen, bald ins Olympische Geschehen doch noch eintreffen zu können.

Unsere Quarantäne im Hotel

Mein Mann und ich hatten das Glück, dass wir zusammen in ein Quarantäne-hotelzimmer für die 14 Tage gehen konnten. Eine kleine Suite. Alles schon ziemlich abgewohnt. Ein Sofa, zwei Sessel, eine Chaiselongue. Alle haben deutlich bessere Tage gehabt. Der Couchtisch klebt. Überall weiße Ränder vom Desinfektionsspray. Das Zimmer ist eher oberflächlich für den ersten guten Eindruck gesäubert worden. Die Schiebetür zwischen Wohnraum und Schlafzimmer klemmt. Ein Schreibtisch plus Stuhl. Ein Wasserkocher. 3 Dosen Chlortabletten für die Toilettenspülung, zu benutzen bei jedem Besuch des stillen Örtchens. 4 Rollen Klopapier. Ein Stück Seife. Je zwei große und kleine Handtücher. Mülltüten. 3 Pack Papiertaschentücher. Ein Kühlschrank – leer. Fenster können ein bisschen geöffnet werden – Frischluft ahoi. Ein Segen. Der Blick aus den Fenstern im 11. Stock ist trüb, eine große Straßenkreuzung, eine Hochstraße dazu und graue Hochhäuser auf der anderen Straße. Das Bett groß, weisse gebügelte Bettwäsche, die Matratzen laden nicht zum gemütliche Liegen ein, bretthart.

Realer Kontakte nach draussen

Für 2 Wochen waren wir dort eingesperrt, ein Entkommen nicht möglich, auch nicht mal eben über den langen Korridor sprinten, um mal die Beine aus einem Dauerschlafmodus zu bekommen. Jeden Tag für 14 Tage klopft es morgens und abends an der Tür. Ein weisser Marsmensch (genau so wie wir sie gerade bei den Olympiaübertragungen sehen) steht vor uns mit dem elektronischen Temperaturmesser. Volle Montur. Wir hechten schnell hin und strecken die Hand vor. Kommunikation eher wenig. Es ist vielleicht ein nîhâo – Hallo – und ein xièxie – Danke – . Wenn es ein netter Marsmensch ist, dann kommt ein bùkèqì hinterher – da nicht für. So schnell sie kommen sind sie auch wieder weg und klopfen an der nächsten Tür. Zusätzlich haben wir an Tag 4, Tag 7, Tag 11 und Tag 13 beim Marsmännchen an der Tür einen Coronatest gemacht. Nase und Rachen. Dabei haben wir genau aufgepasst, dass auf dem kleinen Röhrchen, wo die Teststäbchen reingesteckt wurden, auch tatsächlich unser Name drauf steht mit unserer Reisepassnummer. Morgens, mittags und abends gab es Essen, ein kleines Klopfen an der Tür signalisierte, auf dem kleinen Tischchen vor der Tür ist eine Plastiktüte mit zwei mal Essen. Zu geniessen war das Essen allerdings bis auf die Spaghetti nicht wirklich.

Virtueller Kontakt nach draussen

Eine liebe Person vor Ort hat uns zum Glück fast täglich mit tollen Carepaketen versorgt. Brot, Butter, Aufschnitt, Früchte, Müsli, Milch, Kekse. Sehr geschickt hat sie die Dinge verpackt, so ein bisschen Schmuggeln war von Nöten. Die Kaffeemaschine hat intensive Diskussionen beim Personal ausgelöst, aber die Verhandlungen liefen gut für uns und der Kaffee hat uns jeden morgen wach werden lassen.
Natürlich haben Freunde in Shanghai sich um uns gekümmert, immer wieder nette Nachrichten oder Anrufe und das Countdown zählen haben wir gemeinsam gefeiert.

Unsere Kinder haben uns sicherlich 50 mal angerufen, das war schön! Manche Gespräche mit Freunden waren für beide Seiten ein Augenöffner: „Ach so, ihr habt gar keine Minibar?“ … “ Nein“ … „Ihr bekommt wirklich keine neuen Handtücher in 14 Tagen und keine neue Bettwäsche? Da würde ich mich mal beschweren!“ … „Nein, das lassen wir lieber!“ … „Ach, ihr könnt nicht vor die Tür, hier in Deutschland machen das viele, zumindest nachts mal die beide vertreten!“ … “ Nein, hier sind überall Kameras und wir sind ja nicht zu hause!“ … „Könnt ihr nicht Zimmerservice ordern?“ … “ Nein, dies ist ein Quaranränehotel, es hat mit einem Hotel nichts zu tun!“

Germans stranded outside of SH

Das Pendant zu WhatsApp ist in China WeChat. Dies ist das zentrale Kommunikationsmedium, privat wie beruflich. Eine für deutschsprachige Expats lebensnotwendige Gruppe heisst: Germans stranded outside of SH. Hier sind während meiner 2 Wochen die Nachrichten im Sekundentakt gekommen. Die sowieso schon sehr wenigen Flüge aus Deutschland von Lufthansa und China Eastern drohten einer ums andere gestrichen zu werden. Die chinesische Flugaufsicht zählt die Menge an positiven Fällen, die eine Flugverbindung ins Land bringt, bei 5 akkumulierten Fälle wird diese Verbindung für 2 oder 4 Wochen gestrichen. Die Buchungen werden storniert, der Fluggast muss sich einen neuen Flug suchen. Da alle Flüge bis August sowieso schon hoffnungslos ausgebucht sind, stranden eben viele in Deutschland. Daher der Name dieser Gruppe. Schicksale und Verzweiflung gepaart mit Wut, Resignation und Hilflosigkeit lassen alle Gruppenmitglieder zusammenrücken. Alle versuchen zu helfen, zu trösten. Manch einer hat schon Flustornierungen zwei mal erlebt, das 3 Monatsvisum ist abgelaufen. Hier heisst es dann ein neues Visum zu beantragen und auf einen positiven Bescheid zu hoffen. Und ein Start in China verzögert sich auf unbestimmte Zeit.
Die Deutsche Außenhandelskammer organisiert seit Ausbruch der Pandemie immer wieder Charterflüge nach Qingdao für Mitarbeiter von den Firmen, die Mitglieder der AHK sind. Die Quarantänehotels dort sind sehr ordentlich und direkt am Meer. Wer Glück hat bekommt ein Zimmer mit Blick aufs Meer und mit kleiner Terrasse. Dort müssen dann alle zur Zeit 3 Wochen ausharren. Aber viel glücklicher sind diejenigen, die einen Platz in den Fliegern bekommen. Es scheinen ausserplanmässig weitere Flüge angeboten zu werden. Die Verzweiflung ist groß bei denen, die gestrandet sind, verständlicherweise.

In der WeChat Gruppe kursierten auch Informationen zu den einzelnen Quarantänehotels und so haben ich auch meinen Input gegeben zu Quarantänehotel 45 im Stadtteil Pudong.

Die 3. Quarantänewoche zu Hause

Der Abtransport vom Quarantänehotel in unser Apartment lief aus chinesischer Sicht total schief. Der Bus war nicht da. Für uns herrlich, denn wir konnten uns draussen auf dem hermetisch abgesperrten Vorplatz des Hotels bewegen. Für eine Stunde sind wir in großen Schleifen hin und her gelaufen, ich kam auf 8000 Schritte. Luxus. Klar, die hätte ich im Hotelzimmer auch laufen können, aber wenn nach 7 Schritten das Zimmer endet ist es eher ein mühsames Unterfangen.

Ein großer Reisebus, zwei Marsmännchen, mein Mann und ich samt Kameraüberwachung. Der Concierge in unserem Compound wusste, dass wir kommen, unsere Koffer wurden desinfiziert, der Aufzug vor uns sicher auch nach unserer Benutzung auch. Und wieder Marsmännchen. Unsere Apartmenttür hatte schon einen kleinen Bewegungssensor. Die gefühlten 2 Stunden draussen waren vorbei. Die Tür schnappte ins Schloss. Wir waren zu Hause, raus durften wir nicht, unser Müll wurde von Spezialkräften jeden Morgen abgeholt und in gelbe Sondermüllsäcke für die Verbrennungsanlage gestopft. Das war das einzige, was aus der Wohnung gelagen durfte. Ein unterzeichnetes Dokument meines Mannes für seine Firma durfte unsere vier Wände nicht verlassen. Ein Virus kann überall hocken.

Frische Handtücher, duftende Bettwäsche, weiche Matratze, voller Kühlschrank, eigenes Sofa, Terrasse, Willkommensgeschenke von Kollegen und jede Menge Blumen. In China kursiert der Glaube, dass Deutsche nur Bier trinken … ein Korb mit 40 unterschiedlichen Flaschen lächelte uns auch an. Nach 2 Wochen leberfreundliches Leben ein herrlicher Geschmack. Kühles Bier – ja, einfach lecker.

Freiheit ist ein großes Gut

Ja, ich kann sagen, dass die Freiheit und das unbeobachtete Bewegen doch ein sehr hohes Gut ist. Natürlich haben wir die 3 Wochen überstanden. Natürlich war es nicht immer schrecklich. Natürlich haben wir nach 4 Wochen intensiven Weihnachtsferien die Ruhe auch genossen. Natürlich ist es nicht schlimm, für einige Zeit eher von Müsli und Brot sich zu ernähren. Natürlich sind 10 Stunden Netflix am Stück möglich und anstrengend. Natürlich sterbe ich nicht, wenn das Handtuch nach 10 Tagen stinkt. Aber es ist dennoch eine mentale Belastung und eine emotionale Herausforderung. Ich ziehe meinen Hut vor meinem Mann, der nun schon die 5. Quarantäne überstanden hat. Und es wird für uns nicht die letzte gewesen sein. Immerhin leben unsere Kinder und Eltern und Geschwister und Freunde alle in Europa. Und dort müssen wir hin und wieder hin und wir vergessen auch immer wieder schnell, was unsere Flugtickets so kosten. Wir können froh sein, dass wir welche bekommen und dank nicht nur der Germans stranded in SH sind wir immer auf dem Laufenden, wie sich die Flugsituation nach China gestaltet. Die Hoffnung auf bessere Zeiten besteht, wann das allerdings sein wird, mag keiner wirklich prognostizieren.

Wie immer freue ich mich über Kommentare und wer einen Einblick in meinen Alltag in Shanghai haben möchte, der kann gerne SHANGHAI.CALLING auf Instagram folgen!

Luise

Dieses Jahr wird besser

Terrakottasoldaten-xi’an-china

33. Blog am 17. Januar 2021

“Dieses Jahr wird alles besser“ – das ist der Titel vom ersten Frankfurter Allgemeine Zeitung Magazin im neuen Jahr. Eine lächelnde junge Frau ist fotografiert. Im Hintergrund ein Wandfoto, das mich an ein spektakuläres Feuerwerk erinnert und das junge Model hat Turnschuhe an. Ich denke, sie wird sicher gleich lossprinten und allen erzählen, dass dieses Jahr besser wird. Das wollen ja auch alle.

Mit dem Satz “nächstes Jahr wird alles besser“ habe ich mich durch die letzten Monate von zwanzig zwanzig geschleppt mit dem Denken: Luise, nur durchhalten, es ist bald vorbei. Naivität gemixt mit der rosaroten Brille habe ich mich – und auch andere plötzlich sehr liebgewonnene Menschen – hochgehalten. Sylvester habe ich dann auf der Terrasse mit meinem Mann und meinen vier Kindern gestanden, Champagnerglas und eine Lucky Strike in der Hand und meine Tränen liefen mir nur so über die Wangen. Jaaa, es ist vorbei. Es hat lange gedauert, bis ich mich beruhigt und einen kleinen Böller in die Hand genommen habe, den mein Sohn aus seinen Vorräten herausgezaubert hat. Er sollte in der Luft knallen, damit es so richtig schön laut ist. Hat nicht geklappt, bin dann doch ein Pyroschisser! Die Zündschnur war noch zu lang und der Böller landete im tiefen Schneetreiben. War das schon ein Omen? Der Gedanke kam und ich habe schnell einen herrlichen weiteren Schluck vom guten Tropfen genommen. Und auch eine weitere Lucky Strike war angezündet – langwährende ab und zu Laster sind im richtigen Moment doch eine Bereicherung fürs Leben.

Ich hatte Recht

Das Omen hat sich bewahrheitet. Der Lockdown ist nun verlängert und die erdachten Lockerungen des Lockdowns und der Alles ist Gut Gedanke natürlich erstmal begraben. Die Rückkehr in mein Expatleben ist um ein weiteres Mal verschoben. Mein Mann bucht zur Zeit nichts, sondern bucht nur um. Ich sollte mit ihm im Oktober schon einmal nach Shanghai zurück fliegen und er hatte mir sehr lieb ein Businessticket gebucht. Dieses ist nun herrlich dauernd umbuchbar und nix verfällt. Auch mal ganz gut!

Homeschooling

Auch der Flug der Kinder zurück in ihre Schule nach Schottland ist nun umgebucht. Die Hoffnung, dass die Internate in UK in ihrem Bubble normalen Schulalltag leben können, hat sich durch die Ankündigungen der Schottischen Regierung zerschlagen. So sind in unserer Bleibe im Hunsrück die Gartentische wieder im Haus verteilt, der Kampf mit dem WLAN wieder aufgenommen. Ich merke, dass es den Kindern leichter fällt als im Sommer, sich auf die Schule und das Homeschooling einzulassen. Die Schule gibt sich größte Mühe, ein gutes Homeschooling auf die Beine zu stellen. Sie hat einige Änderungen vorgenommen und versucht redlich, dass die Kinder dran bleiben. Auch ich bin besser geworden in der Organisation und so haben wir als Familie vom Montag bis Samstag nun einen Plan:

8:00 Uhr gemeinsames Frühstück
8:30 Uhr duschen, anziehen – keinen Pyjama!
9:00 Uhr schulfremdes Buch oder Zeitschrift oder Zeitung lesen
9:40 Uhr Unterrichtsbeginn
12:00 Uhr Mittagessen fertig. Jeder nimmt, wann er Pause hat.
16:30 Uhr wer fertig ist braucht Bewegung. Meist machen wir einen großen Spaziergang. Luft schnappen, Kopf frei bekommen.
19:00 Uhr Wir kochen zusammen, Essen mal vor der Glotze oder am Tisch. Gerade spielen wir gerne Klugscheisser oder Tabu!

Morgen geht es so gleich weiter.

Das Leben als Expatfrau

So richtig fühle ich mich zur Zeit nicht als Expatfrau, eher als eine Gestrandete in ihrem Wochenendhaus in Deutschland, die mal in die eine Richtung schwimmt und mal eine flotte Wende macht, denn in die andere Richtung schwimmt es sich leichter. Das Wenden im Wasser kann ich gut, das ist antrainiert. Jedoch ist die andere Richtung auch nicht immer angenehm, zu kaltes oder auch zu heisses Wasser, Strömungen von links und rechts. In einer ruhigen Bucht ist ein Ausruhen mal ganz gut, aber die Bewegung muss sein, damit ich nicht unterkühle. Ich treffe auf Untiefen mit spitzen Steinen. Da ratsche ich mir die Beine auf und es blutet und ich weine vor Schmerzen. Pflaster drauf und weiter.
So ähnlich kann es auch anderen Expatfrauen gehen, die in der Pandemie vor vollkommen neuen Herausforderungen stehen. Ich möchte zurück in das Land, in dem ich mit meinem Mann und meinen beiden jüngsten Kindern mein drittes Expatleben begonnen habe, auch wenn es dort dann vollkommen anders ist, denn die beiden Jüngsten kommen nicht mehr mit und der Alltag dort würde ganz anders aussehen. Corona hat unser Leben nun wirklich komplett auf den Kopf gestellt, da hilft nix Beschönigendes!

Es gibt da draussen so viele Expatfrauen, die endlich mal wieder in die Heimat wollen, die Eltern, die Geschwister, die Freunde wiedersehen wollen. Sie können nicht zurück vor Sorge vor einer Infektion oder der Quarantäneverpflichtungen bei Einreise nach Deutschland oder der Quarantäne bei Rückreise ins Expatland. Besonders China hat sehr strenge Auflagen und eine Lockerung scheint nicht in Sicht zu sein.

Vielen Expatmüttern folge ich auf Instagram, die von ihrem Leben berichten und einen kleinen Einblick in ihren Alltag gestatten. Bei allem Kopf hoch und wir schaffen das höre ich doch auch immer wieder Verzweiflung und Kaftlosigkeit durch. Belastbarkeit hat eben auch eine Grenze. Bei der einen Mutter mehr bei der anderen weniger.

Hilfe annehmen erlaubt

Auch wenn Du als Leser glaubst, es ist alles einfach und Luise wird schon im Wasser nicht untergehen, sie ist doch sportlich, groß (ja ich bin 1,82cm) und hat vier Kinder groß gezogen, so muss ich sagen, dass ich Grenzen überschritten habe. Ich habe über Instagram einen tollen Coach in Frankfurt gefunden. Darüber hinaus bin in einer 14 tägigen Zoom Meeting Gruppe von Frauen, alle unterschiedlich, alle andere Berufe. Alle hören zu und wir lassen uns vom Coach leiten, ermutigen, antreiben und korrigieren. Das tut in einer solchen Pandemie mit Mann in China und Kindern in Schottland und fast kontaktlosem Leben ziemlich gut.

Shanghai-calling.de

Mein Blog war lange ruhig. Im Wasser lässt es sich eben nicht so einfach schreiben, MacBook und Wasser ist eine schlechte Kombination, was ich bitterlich im Dezember erfahren musste. Totalschaden. Das Weinglas war noch voll, denn der Wein schmeckte mir nicht. Er landete in der Tastatur. Meine Lehre daraus: Trinke keine schlechten Weine mehr, das kann teuer, sehr teuer werden!
Und Blätter und Stifte sind im Wasser auch nicht so ideal. Ich habe aber nach langem Überlegen entschieden, den Blog nicht vollkommen einzustellen, sondern immer mal wieder zu schreiben bis ich tatsächlich über Shanghai und das Expatleben wieder berichten kann.

luisegutsche.de

Im Frühjahr habe ich mit meinem Word Press, Woo Commerce und Internetshop Trainer Andreas aus Wiesbaden einen Shop eingerichtet und auch meine Internetseite komplett überarbeitet. Der Weg dorthin war steinig und es rauchte der Kopf. Die Fotografieseite ist erneuert und seitdem schlummert sie leider im World Wide Web. Mein Shop ist nicht total schlecht, Verbesserungspotential ist dennoch gegeben. Optimierung habe ich vor und denke über neue Möglichkeiten nach. Einen Fotokurs für Mamis stricken? Einen Fotoblog scheiben? Oder doch endlich meine Rubrik Postkarten mit Produkten füllen? Möglichkeiten über Möglichkeiten!

Einfach dran bleiben

Als wenn es immer so einfach wäre, einfach dran zu bleiben. Aber ein Versuch ist es wert und ein Ideenbuch liegt schon bereit. Und so versuche ich an die Titelzeile aus dem FAZ Magazin zu denken: Dies Jahr wird besser!

Alles ist anders

sehenswürdigkeiten_weltweit

32. Blog am 9. November 2020

10 Monate bin ich nun nicht mehr in Shanghai. Ich habe das Leben dort plötzlich verlassen mit dem Gedanken bald wieder dort zu sein. Wir hatten uns das Jahr anders vorgestellt. Ich wollte nur kurz vor Corona in China fliehen und wenn sich alles beruhigt wieder zurück in unser Expatleben in China. Zurück in unsere Expatstadt – Shanghai. Zurück mit den Kindern in die britische Schule. Zurück zu meiner Chinesischlehrerin. Zurück in eine pulsierende Stadt. Zurück in ein Land, dass ich mit meinem Mann entdecken wollte. Zurück nach Asien, das ich nur wenig kenne. Die Reiselust war da und viele Pläne waren bereits geschmiedet.

Alles ist anders

Ich bin nun immer noch in Deutschland, mein Mann im fernen Shanghai und meine beiden jüngeren Kinder auf einer anderen Schule in Europa bei ihren Geschwistern. 18 Jahre war ich nun Schulmutter und mitreisende Expatehefrau. Zur Zeit bin ich keine mitreisende Expatehefrau und werde wohl keine Schulmutter mehr werden. Keine Schulbrote mehr machen und keine Vokabeln mehr abfragen und keine Schulbücher im Buchladen mehr bestellen. Diese Zeit ist rum. Das ist nicht so leicht zu akzeptieren. Aber Corona hat das Leben auf den Kopf gestellt. Alle müssen sich an die neue Situation gewöhnen und das Beste draus machen. Unsere Kinder profitieren von unserer Erziehung – Selbständigkeit muss erlernt werden.

Mein Mann wuppt das Arbeitsleben in China allein ohne Familie. Mal geht er seinem Arbeitsleben ohne Murren und mit viel Elan und Erfolg nach. Mal vermisst er die Familie und das schöne Beisammensein und das gemeinsame Leben im Ausland. Mal muss er mich unterstützen, mal muss ich ihm gut zureden. Es ist ein Nehmen und Geben. Das Miteinander, auch wenn 9000 km dazwischen sind, bekommt eine ganz neue Bedeutung. Höhen und Tiefen aus der Ferne erkennen und darauf reagieren. Eine Gratwanderung.

Einige Expatfamilien betreue ich. Mütter haben mich kontaktiert, da sie meinen Blog entdeckt haben. Sie haben Frage. Grundsätzliche Fragen ob eine Entsendung jetzt nach Shanghai Sinn macht. Sie haben praktische Fragen. Sie haben Bedürfnis einfach mal mit jemandem zu telefonieren, der schon in Shanghai lebt oder der schon Auslandserfahrung hatt Ich teile gerne mein Wissen und meine Gedanken und hoffe, immer ein bisschen geholfen zu haben. Ich stelle Verbindungen her zu anderen Schulmüttern, eben solche Verbindungen, die eine Relocation Agentur nicht so unbedingt hat und die eine deutsche Personalbateilung nicht aufgebaut hat. Es tut gut, wenn ich helfen kann.

Fernweh

Das Fernweh packt mich hier im Hunsrück. Ich habe entschieden, die Stellung hier in Deutschland bis zum Ende des Jahres zu halten, denn wir wissen alle nicht so genau, was uns die Pandemie plötzlich noch so alles beschert. Nah bei den Kinder zu sein steht deutlich vor einer Rückkehr nach Shanghai. So tickt das Mutterherz und die Sorge, dass es ihnen gut geht ist von hier aus gefühlt weniger intensiv als aus einer Entfernung von 9000 Kilometern. Rational nicht klar. Aber was ist schon rational in dieser Zeit.

Um der Lage mal zu entfliehen und den Gedanken Ruhe zu geben, habe ich mir ein 1000 Teile Puzzle gekauft. Eine herrliche Entspannung und ein herrliches Eintauchen in das Suchen nach dem einen kleinen Puzzlestück. Ich hätte auch die Asterix und Obelix Puzzle der Kinder nehmen können, aber dieses hat mich begeistert. Ich bin mit dem Puzzle nämlich auf Reise gegangen. Es sind 48 unterschiedliche Sehenswürdigkeiten in der Welt verstreut. Einige sind Weltkulturerbe, einige von Stararchitekten gebaut, einige verfallen. Viele von ihnen habe ich bereist. Viele habe ich schändlicherweise noch nie life gesehen. Viele werde ich sicherlich nie bereisen, weil es schlicht weg zu gefährlich ist, dorthin zu fahren. Einige kannte ich nicht und ich habe recherchiert. Es ist doch erstaunlich, was die Suchmaschinen mit 3 Stichwörtern so alles ausspucken. Und zum Glück habe ich einen schlauen Mann, der plötzlich Gefallen daran findet, mal über anderes als Job und Corona nachzudenken in seiner Quarantäne in Shanghai.

Ich grübel schon darüber, was ich von den vielen Sehenswürdigkeiten so schnell wie möglich bereisen möchte, wenn der ganze Coronaspuk endlich vorbei ist. Ist es die Oper von Sydney? Ist es der Merlion in Singapur? Ist es der Mount Rushmore in den USA? Ist es die Hagia Sofia in Istanbul? Sind es die Pyramiden von Gizeh? Oder will ich mit meiner Familie einfach nach New York und die Freihheitsstatue von der Staten Island Ferry aus bestaunen? JA, nach Freiheit ist es mir und nach einer großen Reise mit meiner Familie. Eine Reise mit meinen vier tollen Kindern, die durch Corona ein noch engeres und verlässlicheres Team geworden sind als sie vorher eh schon waren. Eine Reise mit meinem Mann, der die Familie mit aller Kraft unterstützt wo es notwendig ist – aus der Ferne, aus unserer eigentlichen Heimat, aus Shanghai.

Ich wünsche Dir als Leser, Dir als Leserin, dass Du auch auf Reise gehst mit einem kleinen Koffer in der Hand und der Lust, Neues zu entdecken. Mach einfach mal die Tür zu und lass das Jetzt zu Hause!

Tut gut!

Mein erstes Interview über das Expatleben

Interview

31. Blog am 16. Juli 2020

Zwei Monate ist nun mein letzter Blogbeitrag her. Time flies. Zu schreiben hätte ich viel, aber die Muße und die Kraft fehlt, einen schönen Beitrag zu schreiben. Vielleicht habe ich mir auch in den letzten Wochen die Zeit nicht nehmen wollen, um über meine Situation zu berichten. Es ist und bleibt eine wirklich schwierige Zeit für mich und für meine Familie.

Ein paar Fakten

Ein paar Fakten gebe ich Euch dennoch bevor ich über etwas Schönes berichte.

  • wir sind alle gesund !
  • ich bin immer noch in Deutschland
  • China hat die Grenzen immer noch geschlossen
  • mein Visum ist ungültig
  • ein Zurück ist in weite Ferne gerückt
  • mein Mann ist 9000 km von mir weg – ein Wiedersehen ungewiss
  • für unsere Söhne ist das Abenteuer Shanghai beendet – sie bleiben in Europa.
  • China wird zunehmend kompliziert.
  • Ab September bin ich allein.
  • Shanghai is calling … aber ich komme nicht hin.

Aber nun das Schöne:

Vor einigen Wochen habe ich über die WELTFRAUEN Facebook Gruppe Stephanie Cook kennengelernt. Sie ist auch eine Expatfrau und lebt mit ihrem britischen Mann und zwei Töchtern in den USA. Stephanie schreibt nicht nur über das Expatleben, sondern hat vor einiger Zeit eine Podcast Serie begonnen. Sie interviewt Expats über ihr Leben in der Ferne aber auch über das Zurückkommen in die Heimat.

Stephanie hat mich um ein Interview gebeten. Neugierig habe ich zugesagt! Das Interview lief locker flockig über Zoom und wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt.

Stephanie beeindruckt mich. Ich war sehr gerne ihre Interviewpartnerin und wenn die Zeit für ein Podcast nicht begrenzt wäre, würden wir sicherlich immer noch quatschen.

Hier geht es zum Podcast:

Stephanie Cook von Transcontinental Overload

Ja, es ist lang, aber Expatgeschichten sind auch nicht mal eben erzählt.

Auf ihrer Webseite www.transcontinentaloverload.com könnt ihr noch viele weitere Podcasts hören. Seit Kurzem hat sie auch eine Deutsche Ecke.

Für heute soll es das von mir sein.

Manchmal wünsche ich mir einen Reset Knopf und ich würde ihn zurückdatieren auf den 1. Februar 2020 – den Tag, an dem ich aus Thailand nach Deutschland vor dem Coronavirus geflohen bin und ich damals nicht in den kühnsten Träumen damit gerechnet habe, dass ich am 17. Juli 2020 immer noch in Deutschland hänge. Ich wäre viel lieber zurück nach Shanghai geflogen mit Mann und den Söhnen und wir würden das Expatleben in China in vollen Zügen leben und uns über den Besuch der beiden großen Kinder freuen.

Bleibt gesund!

Luise

Falls ihr meinem Blog folgen wollt dann meldet euch gleich an. Ich würde mich freuen.

Immerhin …. eine Zwischenbilanz

30. Blog am 15. Mai 2020

Im Bestseller „6 Uhr 41“ von Jean-Philipp Blondel lese ich auf Seite 94: „Immerhin. Ein Wort, das ich aus ganzem Herzen hasse.“ Danach kommen weitere Sätze, die alle mit immerhin beginnen. Die Abneigung des Protagonisten zu dem Wort und zur Mutter des Protagonisten verfestigen sich. Amüsant geschrieben.

Da kam mir in den Sinn, dass ich auch Sätze mit dem Wort „Immerhin …“ beginnen könnte. Nach einigen Tagen draußen in der Maisonne im tiefen Hunsrück und vielem Nachdenken, wie ich meinen nächsten shanghai-calling Blogbeitrag gestalten soll, war immerhin zu meinem ständigen Begleiter geworden und es ist doch erstaunlich wie viele Sätze ich mit immerhin sinnig füllen kann.

Immerhin …

Immerhin bin ich gesund. Ich stehe jeden Tag auf, trinke nach wie vor meinem Pott Kaffee im Bett, wecke gesunde Kinder und bereite ihnen das Frühstück vor.

Immerhin geht es mir gut. Ich habe keinen Grund zu klagen, auch wenn ich mittlerweile gerne wieder in Shanghai wäre, denn der Alltag ist dort überwiegend zurück.

Immerhin kann ich mich frei bewegen, da wo ich bin. Wir sind im tiefsten Hunsrück, überall Wald um uns herum, Natur pur. Was gibt es Schöneres in dieser verrückten Coronazeit?

Immerhin bin ich nicht allein, mein Mann ist da. Er hat vor Ostern den großen Wunsch geäußert, uns alle zu sehen mit der Konsequenz nach der Rückkehr in eine ungemütliche 2 wöchige, von der Regierung streng kontrollierte, Quarantäne in ein Hotel zu müssen. Eine Rückkehr ist seit Ostern nicht mehr möglich, denn die Chinesische Regierung hat die Grenzen für Ausländer geschlossen. Mittlerweile versucht die Außenhandelskammer in einer groß angelegten Aktion, deutsche Führungskräfte mit einer Lufthansa Charter Maschine zurück nach China zu holen. Ob er das Glück hat, in dem Flieger zu sitzen? Die Maschine scheint zu 300 % gebucht zu sein und das Los soll am Ende entscheiden. Wir bleibe gespannt. Wenn diese Maschine nicht klappt, dann wird wes vielleicht eine weitere geben.

Immerhin haben wir keine Existenzsorgen. Vielen Menschen geht es schlecht und ich versuche, anderen zu helfen, sei es mit einem Anruf, sei es mit einem gekauften Gutschein, sei es mit einem geschenktem Essen, sei es mit einem gefüllten Umschlag.

Immerhin sind meine Kinder bei mir und nicht mehr in Schottland. Das wäre fast schief gegangen und nur mit toller Hilfe habe ich sie in die Arme nehmen können. Sie sind nun homeschooling Schüler, wie so viele auch. Das Internat gibt sich sehr viel Mühe, den Videounterricht so interessant und gut wie möglich zu gestalten und damit auch die Motivation der Kinder, daran aktiv teilzunehmen. Bisher läuft es prima. Mit Challenges sollen die Kinder zum Beispiel Kochen, Videos drehen, Kinoplakate nachstellen und immer gibt es Punkte oder kleine Auszeichnungen. Total gut!

Immerhin komme ich zu Dingen, die ich sonst nicht mache. Ich rufe alte Freunde an, räume meinen Mac auf, habe an einer Schreibchallenge teilgenommen, erweitere mein Wissen in der Bildbearbeitung und habe am Sonntag meine vollkommen überarbeitete Fotografieseite online gestellt, samt Shop. Wer Lust hat zu schauen – hier der LINK. Für mich ein Meilenstein.

Immerhin träume ich nun von guten Geschäften und neuen Kunden. Das fühlt sich gut an.

Immerhin lerne ich, mich besser zu organisieren. Alle zu Hause bedeutet, daß der Kühlschrank gefüllt, das Essen gekocht, der Haushalt gemacht sein muss. Die schulische Unterstützung für die Kinder darf nicht zu kurz kommen, auch wenn die beiden großen dies nicht mehr brauchen. Und dazu kommt noch das Bloggen und Fotografieren. Da hilft nur ein guter Plan. Mal läuft´s, mal läuft´s nicht.

Immerhin habe ich keine email – Leichen im Eingangskörbchen mehr. Ein gutes Gefühl.

Immerhin mache ich viel Sport. Es könnte natürlich mehr sein, aber dienstags und donnerstags haben wir eine feste Verabredung mit Trainer Sven und das sind 2 Stunden Zirkeltraining und Bewegung pur. Danach tut alles weh, aber das Gefühl ist gut!

Immerhin bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Glück auch ohne Materielles funktioniert.

Immerhin kann ich zunehmend über mich lachen, habe mehr Zeit zur Reflexion.

Immerhin mache ich mich nicht mehr verrückt, wann es zurück nach Shanghai geht. Wir haben entschieden, dass die Zwillinge mit uns zurück kommen und nicht schon jetzt in eine Boarding School nach Schottland zu den großen beiden Geschwistern gehen. So bin ich noch mindestens ein Jahr Schulmutti, der Konfirmationsunterricht kann wie Anfang des Jahres geplant im September losgehen.

Immerhin habe ich noch mehr Expatfrauen online kennengelernt, die auch bloggen. Der Austausch gerade jetzt in der für alle schwierigen Zeit empfinde ich als große Bereicherung.

Immerhin hat mein Mann nach 6 Wochen meinen verloren geglaubten Reisepass mit gültigen Visum und permanenter Aufenthaltsgenehmigung in meinem Wintermantel wiedergefunden. Den Pass zu verlieren wäre der GAU überhaupt gewesen. Männer können bei lebenswichtigen Dokumenten doch besser suchen als Frauen. Danke Schatz!

Immerhin glaube ich, daß unsere Gesellschaft durch Corona wieder enger zusammenrückt und jeder, wer kann, solidarischer und hilfsbereiter den Sorgenvollen gegenüber tritt.

Immerhin habe ich lange nicht mehr so intensiv die Natur erwachen sehen wie in den letzten Wochen. Da ich seit Ende Januar bis auf 5 Tage im gleichen Bett schlafe, habe ich den Azaleen und den Rhododendren beim Wachsen zuschauen können.

Immerhin habe ich eine junge Mutter beraten, die bald mit Mann und zwei kleinen Kindern nach Shanghai entsendet wird. Sie hatte so viele Fragen und ich glaube, ich konnte ihr helfen.

Noch viel Paragraphen mehr könnte ich mit Immerhin beginnen, positive wie negative Gedanken spinnen und über die Zukunft schreiben. Diese ist so unsicher, daß ich es sein lasse. Definitiv weiß ich, dass mein kleiner Thailand Urlaubskoffer aus dem Januar Ende August zurück nach Shanghai auf die Reise geht, nicht allein, sondern mit den Zwillingen. Hoffentlich können sie sich dann gut von ihren beiden großen Geschwistern trennen, die sie dann unerwartet so lange gesehen haben und fast 5 Wochen mit ihnen auf eine Schule gegangen sind.

Wie sich die Welt sonst ändert und was auf unsere Gesellschaft zukommt, das können wir jetzt schon erahnen, ich hoffe trotzdem, dass die Prognosen dunkler sind als die Realität.

Welche Sätze könnt ihr mit Immerhin beginnen? Sind sie auch so vielfältig und bunt wie meine? Wenn ihr nicht schreibt, dann könnt ihr trotzdem sage: Immerhin hat Luise mich zum Nachdenken gebracht!

bleibt gesund!

Luise

Wie lange bleibe ich noch in Deutschland?

Alte Mühle im Hunsrück

29. Blog am 16. April 2020

Seit 10 Wochen bin ich nun in Deutschland. Ich bin dem aufkommenden Coronavirus damals mit meinem Mann und unseren Zwillingen aus dem Weg gegangen. Das sollte für 2 – 3 Wochen sein. Nun sind es 10 geworden. Ein Ende scheint nicht so richtig in Sicht zu sein.

Situation in Shanghai

Das Leben in Shanghai kommt seit 2 Wochen stetig zurück, die Geschäften und Märkte öffnen wieder, die Menschen kommen aus ihren Häusern raus. Vorsichtig lockern sich die Einschränkungen, denn es gibt im Land keine Neuinfektionen mehr. Diese kommen alle aus dem Ausland entweder von Chinesen, die endlich zurück in ihr Land wollen oder von Ausländern, die in China leben und arbeiten. Geschäftsreisende gibt es zur Zeit nicht, so dass sich die Gruppe der Einschlepper auf diese zwei Gruppen mehr oder weniger beschränkt. Dies hat zu drastischen Maßnahmen seitens der Regierung in Peking geführt. Die Grenzen wurden geschlossen. Nur noch Chinesen und Diplomaten können ins Land.

Eine Rückkehr der Ausländer an ihren Arbeitsplatz in China ist nun erstmal verhindert. Darunter leidet auch mein Mann gerade, der über Ostern einfach mal aus China raus musste, ein zwei wöchige Quarantäne in Kauf nehmen wollte, um dann wieder an seinem Arbeitsplatz sitzen zu können.

Nun ist sein Arbeitsplatz im Hunsrück im Gästezimmer. Er schaut ins Grüne, er schaut auf einen alten Pferdeschuppen und er wird mit Kaffee und Familie versorgt.

Glück

Ich habe Glück. Wir haben Glück. 2008 sind wir nach 3 Jahren Mexiko nach Deutschland zurückgekommen und mein Mann und ich wollten für uns und unsere damals noch sehr kleinen Kinder einen Ort haben, wo wir am Wochenende mal hin können. Wir fanden im Hunsrück unser Refugium und kauften es. Es sollte auch für den Fall dienen, wenn wir nochmal ins Ausland geschickt werden, dass wir in Deutschland für die Ferien eine Bleibe haben und wir nicht nur bei den Schwiegereltern auf der Bettkante sitzen oder wir uns eine Ferienwohnung mieten müssen. Wir haben gut daran getan, so intensiv zu suchen und haben eine wunderschöne alte Mühle von 1870 gefunden, die komplett abgelegen vom Dorf in einem Tal liegt und von wo aus wir auf ein Hirschgatter schauen. Die Hirsche fürchten uns nicht mehr vor uns. Natur pur.

In den letzten 10 Jahren haben wir unsere Mühle stetig umgebaut und verschönert und jede Ecke der Mühle so gestaltet, dass wir als Familie es wirklich schön haben und wir aber auch genügend Gästebetten für Family and Friends haben. Der Mühlenbachlauf plätschert. Die Kinder haben sich in den letzten Jahren immer darum gekümmert, dass er schön aussieht und gut fließt oder mal mit Staudämmen zum Halten gebracht wurde. Ein kleines schwedisches Saunahäusschen haben wir mittlerweile auch im Garten.

Mühle als Zufluchtsort

Dass ich hier einmal 10 Wochen am Stück wohnen würde und die Mühle als Zufluchtsort für mich und jetzt für die ganze Familie dient, daran hätte ich nun wirklich nie gedacht. Als ob der liebe Gott eine Eingebung hatte, dass wir tatsächlich irgendwann mal einen Ort brauchen, wo wir in Deutschland unter kommen, wenn wir gerade auf Auslandsentsendung sind und gerade die Welt Kopf steht. Unser Haus in Ingelheim haben wir aufgegeben, da ist gerade nichts zum Wohnen für nun 6 Personen.

Wir führen nun alle ein Expatleben im eigenen Land, das ist so absurd wie es sich anhört. Das alltägliche gewohnte Hab und Gut ist entweder in China oder in einem Containerlager irgendwo zwischen Mainz und Mannheim. Meine Lieblingskleidung ist in China und den kleinen Teil von Materiellem Hab und Gut, das ich zum Leben in der Ferne haben wollte, ist nun auch in China und nicht greifbar.

Was mir wichtig ist

Das Einzige, was mir wichtig war für mein Dasein hier, war mein Mac, den mein Mann mir nun nach 8 Wochen mitgebracht hat. Dazu kam noch meine Lieblingskette – ein Cylonsaphir in Gold eingefasst an einer goldenen Kette. Ich trage sie seit 19 Jahren täglich und habe sie für den Thailandurlaub in China gelassen, weil ich sie nicht verlieren wollte. Da ich von dem Thailandurlaub nicht zurück nach China flog, sondern direkt nach Deutschland, war die Kette in meinem Asienfluchtkoffer nicht dabei.

Ich habe gemerkt, dass das ganze Materielle nicht wirklich für Glück oder Unglück wichtig ist, dass es nicht entscheidet über einen emotional guten oder schlechten Tag, dass es zwar ein schönes Geschmücke ist, aber in der Krise hilft die schwarze, braune, grüne, beige, rote oder blaue Handtasche nicht.

Was hilft in der Ausnahmesituation?

Familie und Freunde – das sind diejenigen, die helfen, denen Du hilfst und mit denen Du dich austauschst. Besonders schön war dabei mein morgendliches Ritual – Kaffeepott im Bett und mit meiner Freundin in Mainz das Leben per WhatsApp ordnen, den Tag planen, mal ausheulen unser Dasein als Vierfachmütter beleuchten und in den Tag mit Projekten oder eben auch mal keinem Projekten starten.
Gerade haben wir das morgendliche Kaffeepott Ritual unterbrochen, das ist mal so, es kommt wieder.

Ich trinke nach wie vor meinen Pott Kaffee, mal mit meinem Mann im Bett, mal ohne. Mehrheitlich ohne, denn er ist gegen 7 Uhr schon häufig in Telefonkonferenzen mit China. Ich lese meine Lieblingszeitschrift, jeden Tag ein Artikel und ich ziehe das Wesentliche daraus. Meditation – ich habe eine tolle App gefunden! Umgang mit Wut – oh ja, ich kann wütend sein. Ungeduld – wie komme ich davon weg? Ich mag gerade solche Themen, Reflektion und Selbsterkenntnis. Ich ziehe aber auch kreative Ideen aus meiner Zeitschrift, das beflügelt meine Fotografie. Vielleicht kennt ja jemand die Zeitschrift FLOW. Ich bin gerade ein Fan.

Tägliche Rituale – Struktur

Es ist also ein tägliches Ritual, was in dieser Zeit der emotionalen Achterbahnfahrt hilft. Ich versuche Struktur in den Tag zubringen, das hilft. Besonders hilft mir mein Schreibkurs, den ich seit 2 Wochen mache. Jeden Tag um 10 Uhr logge ich mich in ein Live ein. Da lernen ich und bekomme Prompts – Schreibaufgaben für den nächsten. Ein Potpourri an Teilnehmerinnen, alle unterschiedlich, alle lustig und schreibbegeistert. Das macht Spaß.
Und jeden Tag um 11 Uhr logge ich mich in ein live Interview von Adobe Deutschland ein und höre erfolgreichen Kreativen zu. Manche Interviews interessieren mich brennend, manche passen nicht zu meinen Interessen. Um 12 Uhr ist dann der Input rum und ich bin erstmal gesättigt.

Die Fotografie hilft mir auch. Zum Glück hatte ich meine Leica von Anfang an bei mir. Jedoch habe ich in den ersten Wochen gar kein Zugang zum Fotografieren bekommen. Was sollte ich auch für Motive im Grau in Grau finden? Erst seit kurzer Zeit merke ich wieder, dass auch hier die Kräfte zurück kommen und ich meine www.luisegutsche.de Seite aufpeppe und mir meinen Wunsch erfülle, endlich einen kleinen Online-Shop zu eröffnen. Bald ist es soweit, ich werde berichten.

Die lieben Kinder

Für meine Zwillingssöhne waren die letzten Wochen auch nicht leicht, von der Britischen Schule und den Freuden in Shanghai getrennt zu sein, plötzlich wieder in Deutschland zu hocken und onlineschooling ohne Material machen zu müssen. Wir haben sie kurzerhand in die gleiche Schule wie die beiden Großen in Schottland schicken können. Sie haben dort einen geregelten Schulalltag mit sozialen Anschluss und viel Sport gehabt. Sie waren mehr als happy.

Mittlerweile sind die Schulen in Großbritannien auch geschlossen und heute sollte eigentlich der Summer Term beginnen. Nun beginnt hier im Hunsrück für alle Kinder der Summer Term mit Onlineschooling. Die Zwillinge werden das Schuljahr mit der Schottischen Schule beenden, anders ist es organisatorisch nicht zu meistern.

In unserer kleine Mühle sind nun Bierbänke und Gartentische verteilt, damit jeder einen eigenen Arbeitsplatz hat. Es wird sicherlich einiges an Disziplin von jedem abverlangt werden, dass in Ruhe gearbeitet werden kann, um nach erledigten Aufgaben raus zu gehen, eine Runde Fussball zu spielen oder doch noch mal Holz zu hacken.

Schulmutter und Schulpapa

Nun bin ich wieder vollkommen Schulmutter, schmeisse sie morgens aus den Federn, bekoche sie und helfe ihnen wenn möglich bei Aufgaben. Das Einzige, was ich nicht mehr vorbereiten muss sind die lästigen Butterbrotboxen für die Schule.
Sicherlich wird mein Mann auch mal Mittagessen kochen, das macht ihm Spaß und geht zwischen den Telefonaten sicherlich immer mal wieder.

Ich freue mich auf die fleissige Home Office und Home Schooling Zeit. Dann sind die Tage wieder mehr strukturiert und wir werden ein richtiges Wochenende haben mit langem Ausschlafen und ausgiebigem Brunch.

China ist fern

China scheint für mich ferner denn je zu sein und Deutschland die erste Wahl in der momentanen Corona Krise. Nicht leicht zu akzeptieren, denn ich vermisse die Möglichkeit, die Kultur und das Land mehr und mehr zu entdecken.

All denen, die in ähnlicher Situation sind mit Home Schooling wünsche ich gute Nerven und liebe Kinder, gutes WLAN und immer den Gedanken, dass es eine vorübergehende Situation ist.

Bleibt gesund! Luise

P.s.: Die alte Frida bewacht Haus und Hof

Die Achterbahnfahrt mit Covid-19

28. Blog am 13. März 2020

Seit dem 1. Februar steht mein Leben auf dem Kopf. Das ist nun 6 Wochen her. Ich bin mit meinem Mann und meinen beiden Zwillingssöhnen aus dem Thailandurlaub mit einem Koffer voller Sommersachen und ohne Haustürschlüssel und ohne Führerschein und ohne Bankkarte nach Deutschland vor dem Coronavirus in China geflüchtet mit der Idee, nach 2 Wochen wieder nach Shanghai zurück zu fliegen. Ich bin immer noch in Deutschland, mein Mann längst wieder in Shanghai im Büro und meine Zwillinge sind in einer Schule in Schottland, damit wenigstens sie einen einigermassen normalen Schulalltag erleben und sie nicht mit Online Schooling und wenig sozialem Austausch die Lust an der Schule wieder verlieren.

Achterbahnfahrt

Meine Achterbahnfahrt seitdem ging langsam los, das beruhigte Gefühl in der Heimat zu sein und sich in Sicherheit zu fühlen, der Anstieg der Schienen gleichbedeutend mit der Suche nach einer geeigneten Lösung für die Zwillinge, die wir in der Schule in Schottland gefunden hatten, die große Lust der Zwillinge zu den Geschwistern in die gleiche Schule zu können. Den höchsten Punkt der Schienen erlebte ich mit der Ankunft in dieser Schule, die eine unglaublich Aura und Glückseeligkeit für die Zwillinge versprühte. Dann kam der Absturz. Der Absturz für mich, mich von meinen Kinder zu verabschieden. Eine schier nicht enden wollende Talfahrt mit einer Geschwindigkeit, die mir den Atmen verschlagen hat. Ich lies all meine Kinder dort, allein im Auto, mein Mann 9000 km entfernt und der Gewissheit, dass ich nun erstmal alleine war. Seit 18 Jahren keine Kinder um mich herum, kein Umsorgen, kein Kochen, kein Frühstück machen, keine Wäsche waschen. Ruhe, gespenstische Ruhe in unserem kleinen Haus im Hunsrück.

Ich habe mich mit viel Kraft und gutem Zureden an die Situation gewöhnt und immer in dem festen Glauben, dass es besonders für die Zwillinge in der Coronakrise der beste Ort ist, um einen Schulalltag zu erleben. Die neu gewonnene Freiheit ist plötzlich und unvorhergesehen Für mich da. Fokus auf mich, auf Luise und nicht auf Mami und Schulmutter. Ein komisches Gefühl und eine nicht enden wollende Talfahrt der Achterbahn vor Augen. Anstatt Dinge zu machen, die ich schon vor Augen hatte mit dem Tag, wo die Kinder aus dem Haus sind, habe ich eher nichts Produktives gemacht, sondern an willenlosen Tagen 3 Spielfilme hintereinander geschaut. Ohne schlechtes Gewissen. War ja keiner da zum Kümmern und war ja keiner da, der mich regulieren hätte können. Dabei habe ich unwissentlich Energie getankt und die Talfahrt der Achterbahn ging zu Ende und der neuerliche Anstieg mit Kurven und Hochs und Tiefs nahm seinen Lauf. Plötzlich habe ich viele Freundinnen besucht und auch Kontakt zu einer alten Bonner Unifreundin wieder aufgenommen. Ich hatte plötzlich zu so etwas Zeit. Ein Hoch der Gefühle und der Zufriedenheit. Aber die Achterbahn hat irgendwann seinen höchsten Punkt erreicht und nun geht die Talfahrt seit gestern wieder los.

Deutschland ist Risikoland für China

Mein Mann wird zu den Osterferien nicht nach Deutschland kommen, da Deutschland nun für China ein Risikoland ist. Dies bedeutet, dass mein Mann bei seiner Rückkehr nach Shanghai in eine 14 tägige häusliche Quarantäne gehen muss. Das ist mit seinem Job nicht zu vereinbaren. Und auch die Kinder werden nicht wie geplant nach Deutschland in ihren Osterferien nächsten Freitag kommen, denn die Lage spitz sich in Deutschland zu. Wer weiss schon, ob die Grenzen geschlossen werden und wer weiss schon, wie sich die Lage verändert. Schottland ist zur Zeit noch ein recht sicheres Land und die Hoffnung, dass nach den Osterferien ein normaler Schulbetrieb wieder läuft, scheint gegeben zu sein. Welch Achterbahn der Gefühle. Eine massive Talfahrt mit scharfen Kurven und leichten Anstiegen. Ein gerades Fahren, ein seichtes Fahrwasser, eine unaufgeregte Lage kenne ich seit 6 Wochen nicht. Ein Wunder, dass ich nicht krank geworden bin, denn mein Körper und mein Geist leisten Rekorde.

Schottland – Bubble mit geringer Gefahr

Ich bin glücklich und entscheide, dass ich nun nach Schottland fliegen und mein Mann für wenigstens ein paar Tage dazustößt, so Gott will. Ich bin fest entschlossen, ein schönes kleines Cottage zu mieten und mir mit der Familie eine richtig gute Zeit zu gönnen. Ich bin happy. Ich versuche, anderen Eltern zu helfen und werde ihre Kinder in dem Häuschen mit aufnehmen. Dann habe ich einen Hühnerhaufen voll schnatternder Kinder und endlich kann ich wider 20 Brötchen zum Frühstück kaufen!

Der Lauf der Dinge und die Schnelligkeit der neuen Ereignisse trüben mein Vorhaben, denn nun schließen Dänemark und Polen ihre Grenzen. Schliesst nun Großbritannien auch seine Grenzen? Kann es sein, dass ich gar nicht nach Schottland komme? Kann es sein, dass ich dann für längere Zeit meine Kinder nicht sehen kann? Muss ich sie doch nach Deutschland holen? Wenn ja, muss ich hoffe, dass die Flüge nicht storniert werden. Soll ich mich morgen mit dem Auto direkt nach Schottland aufmachen? Ist der Tunnel von Calais nach Dover noch geöffnet?

Diese Gewirr aus Gedanken ist so dermaßen anstrengen, dass ich trotz wenig Sport und ständigem Essen sogar abnehme.

Der Schaffner

Mancher liebt die Achterbahn und den Kick der Geschwindigkeit und dem zwischenzeitlichen Gefühl der Schwerelosigkeit gepaart mit Schwindel und Panik. Ich saß noch nie in einer Achterbahn, denn ich würde 1000 Tode sterben. Nun habe ich meine ganz persönliche Achterbahn und ich würde so gerne auf einen Notknopf drücken, weil mir die Geschwindigkeit zu hoch ist und die Panik und der Schwindel einfach nicht gut tut. Aber ich bin nun Passagier in dieser Achterbahn, das Ticket war kostenlos. Der Lokführer ist nicht ansprechbar. Jedoch gibt es einen Schaffner, dem ich ins Mikrofon brülle und der mich unterstütz indem er sagt, dass die schlimmsten Kurven und Anstiege und besonders die Talfahren vorbei sind. Ich traue ihm nicht, obwohl ich die Stimme kenne und ich ihr traue. Jedoch glaube ich, dass die Fahrt noch lange anhält und ich noch an die Stelle mit den Loopings komme. Ich hoffe, dass ich das durchhalte und alle gesund bleiben.

Deutschland und die Achterbahnfahrt

In Deutschland beginnt nun erst die Achterbahnfahrt. Die Schulen sind für 5 Wochen geschlossen. Alle Familien mit schulpflichtigen Kindern müssen sich auf die neue Situation einstellen. Sicherlich nicht leicht. Es werden Entbehrungen entstehen und schier unüberwindbare Probleme. Aber irgendeine Lösung wird es immer geben. Der Vorteil für die Familien ist, dass sie nicht wie ich auch noch Geflüchtete sind aber sie vielleicht Vorteile nicht geniessen, die ich in den letzten Woche habe greifen können. Aber auch diese fallen nicht einfach so vom Himmel. Und ich denke an die viele Ärzte, die zu Höchstleistungen verpflichtet sind und die sich Corona Verdachtsfällen Immer wieder ausgesetzt sind. Und ich denke an die vielen Großeltern, die helfen wollen aber nicht sollen. Achterbahnfahrten wohin ich nur denke!

Bleibt alle gesund und flogt auch im Chaos meinem Leitspruch für das Jahr: BE ALWAYS HAPPY!

Luise !

Das Umzugsjahr ist rum – BE ALWAYS HAPPY!

25. Blog am 9. Januar 2019

Liebe Shanghai-Calling Blog Fans und alle anderen, die es werden wollen!

Ein wellenreiches Jahr ist hinter mir und ich habe lange nicht mehr so viel über mich und über das Leben und über Freundschaft und über Heimat gelernt.

Ich hoffe sehr, daß ihr alle gut ins neue Jahr gekommen seid und mit Elan an das neue Jahr herangeht – ob mit oder ohne gute Vorsätze, ob mit oder ohne Änderungswünschen, ob mit oder ohne Hüftspeck nach den Feiertagen oder einfach gut erholt und mit vielen guten Gedanken.

Weihnachtspost

Auch aus Shanghai habe ich meine Tradition fortgeführt und für Familie, Freunde und Bekannte eine Weihnachtskarte gestaltet. Ds Titelbild des Blogs zeigt in abgeänderter Form das Weihnachtsfoto. Anders war, dass ich zum ersten mal einen Text gedruckt habe und wir damit vermeidet haben, unzählige Male das gleiche zu schreiben, da ja alle wissen möchten, wie es uns geht.

Der Text war folgender:

Shanghai ist seit 6 Monaten unser zu Hause. Heimat ist Deutschland und wird es immer bleiben. China ist wirklich riesig und Shanghai eine pulsierende, vielfältige Weltstadt. Wir sind eingetaucht in das Shanghaier Leben mit den unzähligen kleinen, lokalen Geschäften und den schillernden Luxusgeschäften, mit emsigen, einfachen Händlern und großen Limousinen, Luxus und spartanischem leben. Wir sind mitten drin und staunen über die Bandbreite der Lebenswege. Wir lernen die Welt neu kennen, erweitern täglich unseren Horizont, lernen eine neue Sprache und versuchen die Kultur zu ergründen. Wir tauchen ein in die Sitten, gebräuche und Gepflogenheiten Whinas. Wir sind im Alltag endlich angekommen und doch ist kein Tag wie der letzte. Die großen und kleinen Geschwister vermissen sich gegenseitig und wir natürlich die Großen, die sehr selbständig ihren weg in Schottland gehen. Große Bewunderung. Den Zwillingen gefällt die Britische Schule und sie sind wieder fröhliche Schüler. Freunde sind gefunden und die Nachmittage mit vielen Aktivitäten gefüllt. Happy kids – happy parents. Wir vermissen die Heimat und doch würden wir den Sprung nach China immer wieder machen. Wir vermissen die Freunde und wissen, dass wir sie alle früher oder später wiedersehen. China feiert kein Weihnachten, der Kommerz drum rum jedoch allgegenwärtig. Weihnachten anders. So feiern wir in Tansania den heiligen Abend, um das turbulente Jahr auch komplett anders zu beenden. 

Auf ganz unterschiedliche Passagen sind die Empfänger eingegangen, das war schön. Alle gemeinsam zeigen sie Bewunderung für das was wir als Familie tun. Dafür bin ich unendlich dankbar und das gibt Kraft. Geäusserte Bewunderung trifft der Mensch ja nicht so häufig an, da die meisten sich doch in ihrem Hamsterrad bewegen und die Zeit für solch vermeintlich Banales oftmals fehlt. Schade, oder nicht?

Ich blicke in ein neues Jahrzehnt. Das letzte war geprägt von 5 Jahren Ausland und vier Geburten unsere Kinder, von Elternglück und Erziehung, von Kindergarten und Schule, von beruflicher Veränderung und Selbständigkeit und von wenig Selbstbestimmung. Letztere habe ich gerne abgegeben habe.
Das Neue Jahrzehnt wird definitiv anders sein und ich freue mich auf mehr Selbstbestimmung, da die intensive Kinderbetreuung ein Ende hat. Meine berufliche Selbständigkeit ruht in Shanghai, jedoch sind die Wege so vielfältig, dass sie nur zu ergründen sind und Neues zu planen oder in anderer Form weiter zu führen. Meine Leidenschaft der Fotografie werde ich wieder einen höheren Stellenwert zuordnen und sicherlich mehr Zeit zum Schreiben finden. Und dies alles im Rahmen vom Expatdasein in einem anderen Land und einer anderen Kultur.

BE ALWAYS HAPPY

Auf unserer Tansania Reise über Weihnachten habe ich eine Hotelmanagerin kennengelernt. Sie hat mich mit ihrer Freundlichkeit und mit ihrer Art beeindruckt. Beim Abschied nach nur einer Nacht in ihrem Paradies gab sie mir mit auf den Weg: „Mrs. Gutsche, don´t forget: Be always happy!“ Dies hat sie aus tiefster Seele mit einer unglaublichen Überzeugung gesagt. Ich werde diesen Moment wohl erstmal nicht vergessen! Dieses Motto nehmen ich nun für das neue Jahrzehnt mit. Habt ihr auch ein Motto? Dann lasst es mich wissen.

Shanghai ruft – China ruft

Shanghai-calling – meine Liste für die ersten kulturellen Walks stehen auf meiner Liste und Shanghai rüstet sich für Chinese New Year, das am 24. Januar gefeiert wird. Das neue Jahr nach dem Mondkalender beginnt für die Chinesen am 25.Januar. Danach wird eine Woche gefeiert und 1,4 Milliarden Chinesen reisen durch ihr Land. Es beginnt das Jahr der Ratte. Mehr dazu in einem nächsten Blog.

Lasst es Euch gut gehen und … Don´t forget: Be always happy!

Luise


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4 Monate als Expat in einem neuen Land – eine Zusammenfassung

24. Blog am 30. November 2019

Seit 30. Juli bin ich nun zum dritten mal Expatfrau und Expatmutter. Das sind schon vier Monate und die Zeit scheint wie im Flug vergangen zu sein. Fragen schwirren durch den Kopf. Das bleibt nicht aus und so versuche ich dies mal aufs Papier zu bringen. Das hilft ungemein, seinen eigenen Status Quo mal zu formulieren.

Shanghai ist eine besondere Stadt und ich habe mich mit der 26 Millionen Megacity angefreundet. Die Stadt ist groß und die Entfernungen riesig. Der Tag muss gut geplant sein, sonst kann es sein, dass ich im Verkehr stecken bleibe und viel Zeit im Auto verplempere. Die Restaurantwelt ist bunt und vielfältig. Durch Kulturwalks lerne ich die besonderen Ecken der Stadt kennen und die Kunst- und Kulturwelt ist unbegrenzt. Gerade habe ich eine tolle Ausstellung im Shanghai Center of Photography vom deutschen Fotografen Martin Schoeller besucht, eine Inspiration.

Hier kann ich meinen Interessen gut nachkommen, meiner eigentlichen Arbeit nicht. Fotografisch bietet die Stadt viel, jedoch mit einem richtig guten Fotoprojekt konnte ich noch nicht starten. Das kommt noch – im neuen Jahr. Ich bin froh, das Schreiben für mich wiederentdeckt zu haben.

Ankommen ist nicht leicht

Nach 4 Monaten kann ich sagen, dass ich noch nicht richtig angekommen bin, ich gebe mir Mühe. Aus Erfahrung weiß ich, das es Zeit braucht, ich gebe mir noch weitere 6 Monate, dann schaue ich mal wieder nach den Status Quo. Der Alltag wird immer leichter, jedoch bin ich immer noch auf der Suche nach guter Milch und leckerer Joghurt. Die Marmelade und Schokolade wird im Koffer importiert. Der Kühlschrank füllt sich dank Epermarket, ein Onlinesupermarkt für Expats, recht schnell. Die Preise sind gepfeffert, ein Liter Milch kann bis zu 5 € kosten!

Der gute Drahtesel …

Ich versuche so viel wie möglich mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Der Weg zum Mandarin Kurs kenne ich mittlerweile auswendig und die kreuzenden Straßen habe ich bald drauf. Die kleinen Wege ‚um und bei‘ sind auch vertraut, jedoch sind neue Adresse manchmal einfach nicht zu finden, da die Straßen mit so vielen Stichstraßen so lang sind und ich das System mit Hausnummern noch nicht ganz verstanden habe! Zum Glück haben wir einen Fahrer, der mich dann zu den Orten bringt. Viele sind auch einfach zu weit weg, um mal eben mit dem Fahrrad dort hin zu fahren.

Der eiskalte Expatpool

Nach 4 Monaten ist mir wieder bewusst, dass ein Herausbrechen aus der schönen Compfortzone Heimat anstrengend ist, wenn Du alles Gewohnte und alles alltägliche hinter dir lässt und in den eiskalten Expatpool geschmissen wirst. Zum Glück haben wir schon zwei mal das Expatleben in Italien und Mexiko gestartet und mir war klar, was auf mich zukommt. Hier ist es auch eine Chance, aus dem Gewohnten und Alltäglich mal herauszubrechen und alles zu hinterfragen. Auch nicht schlecht!

Wohnen im 36. Stock

Unsere Wohnung befindet sich im 36. Stock. Es ist wie Kino, es gibt immer was zu glotzen und die Stadt von oben zu sehen. Wir haben mit dem Schweden die Wohnung ganz schön eingerichtet, erstmal eine guten Grundausstattung. Mit dieser sind wir nach wie vor happy, eine zweite Verschönerungsrunde kommt nach Weihnachten, dann werde ich sicher schöne Teppiche und Chinesische Möbel mit den Schweden mischen. So langsam kenne ich tolle Geschäfte, wo ich dies tun kann dank dem Schwarmwissen so vieler internationaler Chatgruppen, zu denen ich schnell eingeladen wurde. Gemütlich ist sie dennoch, gemütlicher kann sie werden.

Kinder first

Als Mutter habe ich meine Wünsche erstmal hinten angestellt. Wichtiger sind die Kinder, die ja ohne ein Mitspracherecht nach Shanghai mitgegangen sind. Die Wahl der Britischen Schule war für uns die Beste, dennoch bucht man die ‚Katze im Sack‘. Eine Gratwanderung. Nach vier Monaten sind unsere Zwillinge zufriedene Schüler, die gerne in die Schule früh morgens gehen. Sie haben gute Noten und es scheint, dass das Englisch sprechen ihnen keine großen Schwierigkeiten mehr bereitet. Sozialen Anschluss haben beide auch gefunden, ein Segen. Beider Freunde habe ich gern um mich herum und ich versuche, sie so häufig wie möglich zu uns einzuladen und dann gibt es Pfannekuchenschlacht und deutsche Bratwürstchen.

Heimat – Familie – Freunde

Wer seine Heimat liebt, vermisst sie nach einer Zeit. Ja, ich vermisse den Hunsrücker Wald, die Ingelheimer Weinberge, meinen Hund, das Schnitzel, die Fleischwurst, die Haribo Lakritzschnecken und eine richtig gute Apfelsaftschorle.
Und -Ja- ich vermisse die engen Freunde und die Familie, die zwar auch nicht vor Ort in Ingelheim leben, aber ich konnte sie immer anrufen wenn ich das Bedürfnis hatte und ich konnte zu ihnen fahren. Das geht von Shanghai mit einer anderen Zeitzone und 8000 km Entfernung nicht. Im Ausland wird das Bewusstsein dafür sensibilisiert, wie wichtig im Leben die Familie und die Freunde sind.

Mandarin – ein noch gespaltenes Verhältnis

Ich habe durch unsere Auslandsjahre bereits Italienisch und Spanisch gelernt, das hat eigentlich gut geklappt und ich habe mich nach 4 Monaten einigermassen verständigen können. Mit Mandarin verhält es sich anders. Ich habe den Zugang zur Sprache noch nicht gefunden und ich bin weit weg davon, im Café ohne Schwierigkeiten, etwas zu bestellen. Es ist ein großer Zeitaufwand, die Aussprache zu können und die Vokabeln zu bimsen. Dazu bin ich noch nicht bereit und so darf ich mich auch nicht wundern, dass es trotz einfacher Grammatik bisher kümmerlich ist. Kann es auch am fortgeschrittenen Alter liegen?!? Darüber denke ich jetzt mal nicht weiter nach …
Aber, dank meiner Lehrerin Nadia gebe ich nicht auf!

Kulinarik und Gemütlichkeit

Die Restaurantwelt ist in Shanghai riesig groß, ein Eldorado fast. Wir haben zwei wahnsinnig gute Franzosen entdeckt, einen tollen Italiener um die Ecke und den besten Mexikaner ausserhalb Mexikos. Das chinesische Essen ist nicht so unbedingt unser Ding, aber auch hier gibt es viele gute, aber es ist nicht immer unsere erste Wahl beim Ausgehen mit den Kindern. Das Ändert sich vielleicht auch mit der Zeit.
Nach ein paar Wochen habe ich ein Lieblingsplatz ausserhalb der Wohnung gefunden. Bei unserem Bäcker Baker & Spice in der Anfu Lu habe ich einen großen Refektoriumstisch entdeckt. Links und rechts sind lange Sitzbänke. Daran sitzen mehrheitlich Expats und arbeiten, im Hintergrund immer nette Musik und ein emsiges Treiben. Hier kann ich wunderbar für ein paar Stunden sitzen und schreiben, lesen und über ein erstes Fotoprojekt nachdenken. Hier komme ich besser zur Ruhe als im Apartment, wo doch immer Ablenkung droht!

Expat-Loch nach 4 Monaten?

Carolin Billiter von Culture2go.art hat in ihrem letzten Blogbeitrag über das Expatloch geschrieben, das nach 3 Monaten und auch nach 7 Monaten auftreten kann. Bin ich nun in einem Expatloch? Nein, ich bin es nicht. Ich würde es anders beschreiben. Nach 3-4 Monaten stellt sich eine Vertrautheit zu Land und Leuten ein. Die erste Zeit des Erschöpftseins und des intensiven Lernens ist vorüber. Endlich! Jetzt beginnt die Zeit, die Dinge auf ‚Seite zwei‘ anzupacken und noch ein bisschen mehr aus der Compfortzone zu kommen.

Ehe im Ausland

Ich habe in einem meiner ersten Blogbeiträgen über die Ehemodelle geschrieben.
Die Expatehe ist eine besondere Ehe und sie ist ein fragiles Stück. Ehe im Ausland ist ein Hören von Zwischentönen und ein gemeinsamens Ziehen an einem dicken, rutschigen Tau. Beim Abrutschen muss mein Mann mich auffangen. Er hat mehr Kraft, das Tau zu greifen, manchmal kommt er vom Kompass ab, weil er in die falsche Richtig steuert. Da springe ich mit Leidenschaft herbei und entfalte Supermom Kräfte. So sind wir ein Team, wir gleichen uns aus, sorgen uns umeinander. Es klappt gut. Selbstverständlich ist dies alles nicht!

All in all …

Ja, ich würde immer wieder ins Ausland mit meinem Mann gehen gehen, das Leben in der Ferne ist kein Leichtes, ich habe nur zwei von vier Kindern um mich, mein Leben ist anders, ein Golfplatz weit weg, Kunden weit weg, aber ich bin vollkommen davon überzeugt, wenn wir unser eingeschlagenen Weg so bedächtig weitergehen, dann werden wir ein Leben lang von dieser Zeit zehren und unsere Kinder werden zu Weltkindern, die sich mit den Kulturen der Welt anfreunden und dennoch immer wieder gerne nach Ingelheim kommen, wo sie ihre Kindheit verbracht haben.

Einen schönen ersten Advent Euch allen in allen Teilen der Welt und in der Heimat.

Luise

Als Expat sich in SHANGHAI zurecht finden

22. Blog am 8.10.2019

Zum Überleben in China braucht ein Expat ein Mobiltelefon mit einer chinesischen Nummer. Daran kommt man recht schnell und eingerichtet ist es auch in Kürze. Dann werden üblicherweise einige APPs heruntergeladen. Das Zauberwort in China heisst WeChat!

WeChat allgegenwärtig

Das Kommunikationsmittel ist WeChat und es ist ähnlich aufgebaut wie WhatsApp. Du meldest dich an und du hast dann ein Profil, mit dem du viel mehr machen kannst ans mit WhatsApp. Deine Mobilnummer ist notwendig, ist aber für andere nicht sichtbar. Im Vordergrund steht natürlich das Schreiben von Nachrichten wie bei WhatsApp auch. Whatsapp ist in China nicht bekannt und nur die Expats haben es und nutzen es mehrheitlich zur Kommunikation mit zu Hause.

Es gibt unendlich viele Gruppen, in die Du eingeladen werden kannst von demjenigen, der in dieser Gruppe drin ist. So wachsen Gruppen recht schnell, sobald klar ist, dass sie gut sind und du an viele Informationen leicht dran kommst. So war ich schnell in der Gruppe ‚Ratschen – Shanghai auf deutsch‘ und dort gibt es ein Schwarmwissen von 380 Deutschen. Meistens sind es die Frauen, die hier sehr aktiv sind. Ich bin eher stille Leserin, da ich ja noch neu bin und ich bekomme Infos zum tollsten Blumenmarkt oder auch Tips zu guten Deutschen Ärzten oder Hinweise für Veranstaltungen im Deutschen Club. Die Informationsflut ist hier atemberaubend.
Die nächsten Gruppen sind dann Elterngruppen der Britischen Schule, auf die unsere Zwillinge gehen. Das ist dann New Parents Group oder Year 8 Parents Group. Hier gibt es weiteren Informationswahn von Seiten der Schule, da musst du dich damit beschäftigen und das Wichtigste herauspicken. Das Schöne ist, dass Du ganz schnell neue Eltern kennengelernt. Da ich gerne Kontakte knöpfe, habe ich also kein Einsamkeitssyndrom. Wenn Du jedoch nicht aufpasst bist Du schnell in 20 Gruppen und dein Telefon hört gar nicht mehr auf zu brummen. Dann heisst es filtern und heimlich die Gruppe verlassen. Merkt keiner!

WeChat Pay – Zahlen mit Karte oder Bar ist nicht üblich!

We Chat hat auch eine Bezahlfunktion. Mit Wechat Pay kannst du alles kaufen, jeder Shop hat einen Wechat Pay QR Code. Diesen scannst du mit dem Mobiltelefon, klickst zwei mal und schwups ist der Kaffee oder das Abendessen oder der Einkauf bezahlt. Darüber hinaus gibt es auch Alipay als Bezahlfunktion. Das wird noch mehr benutzt und funktioniert auch mit Scannen von QR Codes. Bei beiden Zahlsystemen hinterlegst du eine Bankkarte und von dieser wird das Geld dann abgebucht. Oder du lädst Geld auf dein WeChat Profil oder Alipay Profil und bezahlst so.

Miniprogramme – einfach klasse!

Neben der Kategorie „Chat“ und der Liste Deiner „Kontakte“ findet man in „Entdecken“ bei WeChat noch weitere nützliche Dinge wie Miniprogramme. Das können kleine Lernprogramme für den Chinesisch Unterricht sein oder das Shoppingmodul von Aldi oder thmart, wo Expats shoppen können ohne die Sprachbarriere mit chinesischen Schriftzeichen überwinden zu müssen. Wieder bezahlst du mit WeChat Pay und schwups ist es erledigt.

Momente – Fotos posten

Dann finde ich in der in der Kategorie auch den Button Momente, wo ich Fotos posten kann mit ein paar Worten dazu. Meine Kontakte können ein Herzchen hinterlassen oder es kommentieren. Ich mag die Fotos anderer gerne anschauen, da entdecke ich z.B. von Newbie Nicole aus Frankfurt, dass das Museum of Illusions toll ist. Und schwups bin ich da dann gleich letzten Sonntag mit meinem 3 Männern hin.

Der direkte Austausch tut gut!

All diese wunderbaren Funktionen von WeChat helfen mir und den anderen Expats sich schnell zurecht zu finden. Aber das Mobiltelefon mal zur Seite legen und einen direkten Austausch bei Kaffee und co. zu haben, ist natürlich unersetzbar und auch überaus hilfreich. Die alten Hasen helfen den neuen und so werde ich sicher irgendwann Neuankömmlingen helfen. Die Bereitschaft ist bei den Expats enorm, denn jeder weiß, daß der Anfang in einer neuen Stadt, in einem neuen Land sehr anstrengend ist. Die Begeisterung für die Stadt ist überall spürbar und ich lebe hier ein wirklich anders Leben.

Zeitschriften als Infomedium

Die Restaurantwelt ist beeindruckend, gute internationale Küche spricht sich bei Expats schnell rum und so findest du auch dort Expatzeitschriften wie That´s. Hierin lese ich gerne, trenne auch mal gute Artikel raus und entdecke Infos über eine Ausstellung oder ein Musical. Und auch hier finde ich einen QR-Code auf den Seiten, den ich dann scanne und schwups habe ich noch mehr Infos und schwups ist die Eintrittskarte für eine tolle Fotoausstellung mit WeChat Pay bezahlt. Herrlich unkompliziert.

Drahtesel und 30 Millionenstadt – kein Widerspruch!

Ich wohne mit meiner Familie mitten in Shanghai und das Zurechtfinden in den Straßen dauert natürlich ein bisschen. Da wir kein Auto hier fahren dürfen, sitze ich hinten und lasse mich von Neo hin- und herfahren. Welch Luxus! Das hat zur Folge, dass meine Orientierung nicht besser wird. Schwups – da heisst es Umdenken und ein Fahrrad muss her. Eine kluge Entscheidung, denn in kürzester Zeit habe ich meinen Kietz im Griff und kann mich ohne Handynavigation zurecht finden. Es macht dazu auch noch irre viel Spaß und ich fühle mich gleich viel mehr als Shanghaianerin. Die kleinen Einkäufe legte ich wie alle anderen in das kleine Körbchen vorne am Lenkrad. Und auch meine drei Männer haben sich ein Fahrrad zugelegt und zu viert erkunden wir am Wochenende gemeinsam die Großstadt. Ja, es ist möglich, durch die Straßen mit dem Fahrrad zu fahren, jedoch ist Achtsamkeit geboten, denn Auto fahren können die Chinesen nicht und beim Moped fahren gibt es keine Regeln – alles geht kreuz und quer und für mich als gut erzogene Deutsche bestückt mit Werten wie Rücksichtnahme anderen gegenüber komme ich hier nicht weit.

Das Leben im Ausland ist spannend, nichts für Ungeduldige. Leider gehöre ich zu dieser Spezies, so dass die ersten Wochen nicht gerade unanstrengend waren. Wenn dann WeChat nicht läuft und du nicht weisst, wie Du bezahlen sollst und auch die ganzen chinesischen Schriftzeichen nicht lesen kannst. Puh, da habe ich mich abends auf meinem Mann gefreut, wir haben einen schönen Wein geöffnet, einen Burger online bestellt und ich habe ihm mit erhobener Stimme erklärt, daß ich total obermässig mega genervt bin. Nach dem zweiten Glas Wein relativiert sich der Blick auf den Tag. Schwups – Du freust dich auf den neuen Tag auf Deinem Drahtesel und deiner Kamera und wirst einen neuen Versuch starten, mit WeChat oder Alipay beim Bäcker Brot zu kaufen!

Noch ein paar Eindrücke von der Stadt: