Kategorie: Umdenken

Der Countdown läuft – Die Abreise nach China kommt immer näher

19. Blog am 3.Mai 2019

Der Flug nach Shanghai und damit der Umzug nach China ist gebucht. Ende Juli startet unser Abenteuer China. Viele könnten jetzt meinen, das es noch lange hin ist, aber time flies und das Expatleben 3.0 rückt immer näher und das Leben hier ändert sich stetig Richtung Abreise. Das Umzugsunternehmen ist ausgesucht und der Termin für die Vorbesprechung steht. Die Auszugswoche ist fix und mein Mann hat dafür seinen Flug von Shanghai zu uns gebucht.

Was kann aus dem Kleiderschrank entsorgt werden?

Leider ertappe ich mich bei jedem Schrank, den ich öffne, dass ich darüber nachdenke, was ich von all den Dingen darin wegschmeissen, verschenken oder umsortieren kann. Nichts mache ich mehr ohne Hintergedanke: „Luise, brauchst Du das noch? Willst du das wirklich behalten? Wann hattest Du diese Schuhe zum letzten man an? Passt die Hose noch? Oder ausser Mode geraten?“ Diese Gedanken können zuweilen sehr anstrengend sein, denn mal eben was aus dem Schrank holen, klappt gerade nicht mehr. So lasse ich den Schrank entweder zu und ziehe die Sachen von Vortag mit kleinen Änderungen einfach nochmal an oder wuseln durch den Schrank mit allen Konsequenzen.

Was kann in meinem Büro entsorgt werden?

In meinem Büro, wo ich jeden Tag am Schreibtisch sitze und arbeite oder Ablage mache oder Papierkram erledige, ist nichts mehr vor meinem kritischen Blick sicher. Auch hier mache ich nichts ohne Hintergedanke: “ Luise, brauchst Du diese vielen Kugelschreiber noch? Was ist mit den vielen alten Fotozeitschriften? Was mache ich mit den unzähligen Bestellkatalogen? Können die süßen, liebevoll gestalteten und geschriebenen Weihnachtskarten von 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018 nicht weg? Was liegt Dir wirklich am Herzen? “ Und dann gibt es unzählige Ordner, die in die Unizeit zurückgehen. Ja, das ist mein Leben und das meines Mannes. Aber schauen wir da nochmal rein? So aus nostalgischen Gründen? Soll ich einiges abfotografieren und auf meinem Mac online speichern? Dann hätte ich es auch in Shanghai, wenn mir plötzlich danach ist, meine Matrikelnummer aus der Humboldtuniversität nachzuschlagen? Es hörst sich trivial an, aber grundsätzlich ist die Frage, was alles durch das Leben geschleppt werden muss und was Ballast ist oder ob ein Ausdünnen nicht auch ein Stück Zufriedenheit und Freiheit mit sich bringt. Ich bin ehrlich gesagt gerade ein Fan von Ausdünnen und Loslassen. Dabei schlage ich in der Aufräumbilbel von Marie Kondo gerne auf und ahme nach.

Was kann in den Kinderzimmern entsorgt werden?

In den Kinderzimmern lüften sich behutsam aber stetig die kruscheligen Ecken der Kinder mit Lego, Playmo, Nerf und Co. und auch vermisste Butterbrotdosen finde ich in der Sockenschublade oder auch unter dem Bett hinter den unzähligen Schatztruhen. Auch hier fragen ich die Jungs: Brauchst Du das wirklich noch alles? Können wir nicht bitte einen Teil wegschmissen oder verschenken? Bist du nicht aus dem Alter raus? Kann Deine Kindergarten-St. Martin-Laterne von 2012 nun mal weg? Welche Kuscheltiere bekommen einen anderen Bestimmungsort? Momentan noch schwierige Entscheidungen. Sie sind zu vergleichen mit dem Uniordner und meinen Fotozeitschriften. Sie waren halt schon immer da und die Laterne ist Teil eines noch jungen Lebens. Also nicht poltern, Luise, sondern gut gelenkt argumentieren und am Ende doch nicht viel wegschmeißen, da die Kulleraugen zu groß werden. Und dann ist das auch ok.

Was kann in der Küche entsorgt werden?

In der Küche bemerke ich, dass ich mit immer den selben Küchenhelfern koche und viele Töpfe einstauben oder ich nur den schwarzen Pfannenwender in der Hand habe und nicht den grünen oder den hölzernen. Warum eigentlich drei haben? Und beim genauen Hinsehen sind die Hälfte der Gewürze schon längst abgelaufen, weil sie zu exotischen Gerichten gekauft wurden und danach ein trauriges Dasein in der Gewürzschublade geführt haben. Also auch hier: Sei mutig, sei stark und trenne dich von Ballast. Den Pannenwender von meiner Mama, den ich bei der Haushaltsauflösung erbeten habe und der eigentlich schäbig ist, kommt nicht weg, daran hängen so viele Erinnerungen und gemeinsame Tochter-Mutter-Kochstunden. Dieser Wender bleibt und der lächelt mich immer mal an und dann kommt ein netter Gedanke über meine Mutter. Sehr wichtig!

Mein Vorratsregal im Keller lichtet sich und ich bemerke, wieviel es eigentlich ist und wie lange es dauert, 6 kg Zucker zu verbrauchen und der Tiefkühlschrank endlich mal leerer werden muss. Am Ende geht Vorrat doch recht schnell weg, konsequentes, reduziertes Einkaufen führt dazu, dass auch mal der Doseneintopf gegessen wird und ich mich wundere, warum die Dose so lange im Keller stand. Schnell zubereitet, schnell verfeinert und einfach lecker.

Welche Verträge muss ich alles kündigen?

Und dann kommt da die Liste der Kündigungen, die ich Stück für Stück seit ca. 2 Wochen abarbeite. Ich merke, dass ich mich nicht mit Hau-Ruck von Allem direkt lösen kann. Die Musikschule habe ich bereits gekündigt und es tat mir schon leid, denn seit 11 Jahren habe ich dort diverse Musikkurse für mich und meine Kinder belegt und es war eine tolle Zeit. Vom Musikgarten über Gitarre, Flöte, Klavier, Saxophon und Horn haben wir wechselnde Lehrer und Kurse belegt. Dies hat nun im Juni sein Ende. Und dann sind da die Sportvereine, die Zeitschriftenabos, das Telefon, der Kabelanschluss, die Milchlieferung. Nach den Osterferien werde ich auch die Abmeldung von der Schule angehen. Dann sind alle vier vom Städtischen Gymnasium weg und wir finden die Kinder auf internationalen Schulen wieder. Wahrscheinlich wird es für meinen Mann und mich dann auch nie eine feierliche Abiturfeier samt Abiball in Deutschland geben, sondern irgendwo da draussen, mit Sicherheit schon mal in Schottland. Auch an diesen Gedanken gewöhne ich mich langsam.

Pause! Ja, die brauche ich!

Jeder versteht glaube ich, dass ich immer mal wieder Abstand von diesem Organisationswahn brauche und so waren wir in den Osterferien 8 Tage in Shanghai. Aber davon berichte ich in einem nächsten Blog. Ich kann nur jetzt schon einmal sagen, dass es einfach nur schön war und ich mit vielen tollen Fotos zurückgekommen bin und ich eine liebe Freundin wiedergetroffen habe, die ich seit unserer Hochzeit vor 20 Jahren nicht mehr gesehen habe. Es schien wie gestern!

Luise!

Wie Kinder auf eine Auslandsentsendung reagieren

17. Blog am 21.3.2019

Meine Familie und ich leben ein ziemlich schönes Leben in Ingelheim. Die Stadt ist klein, überschaubar und vieles ist mit dem Fahrrad zu erreichen. Zugegeben die Stadt ist in weiten Teilen nicht schön, sie ist verschlafen und die Anzahl an netten Restaurants ist wirklich überschaubar. Jedoch liegt sie im schönen Rheinhessen und der Weg in die Weinberge ist nicht lang. Ingelheim liegt am Rhein zwischen Mainz und Bingen und es ist herrlich, am Rhein mit dem Hund spazieren zu gehen, dabei den großen Frachtern zuzuschauen, die entweder gegen die Stömung ankämpfen oder mit der Welle gen Nordsee flott an mit vorbeiziehen und den Gedanken freien Lauf zu lassen.

Für unsere 4 Kinder ist die Stadt prima, zur Grundschule sind alle mit dem Fahrrad gefahren und zum Gymnasium lohnt es sich nicht, die Fahrräder aus der Garage zu holen, denn es ist ein Katzensprung und per Pedes ist es einfach viel schneller. Zur Musikschule lohnt nur der Roller. Nur der Weg zu unserem idyllischen Golfplatz mitten in Rheinhessen ist eigentlich nur mit dem Auto flott erreichbar. Hier sind wir alle viel und gerne und meine Kinder, besonders die älteren beiden, haben den Weg in die Spitzenförderung des Landes eingeschlagen wie ich einst als ich ein Teenie war.

11 Jahre Schulmutter – du erlebst viel

Die Schule gefällt Kindern mal mehr mal weniger, mal sind die Lehrer doof, ungerecht oder haben langweilige Themen auf dem Programm. Auch können die Mitschüler und Freunde mal doof, gemein oder unzuverlässig, nervig neugierig oder pubertär sein. Alle Facetten habe ich als Mutter in meinen bisher 11 Jahren als Schulmutter erlebt. Die Kinder haben ihre Stärken und Schwächen und unsere Kinder sind schulisch alle unterschiedlich. Ich merke klar, dass Du mit schulisch guten und sehr guten Kinder so durch die Schule schwimmst und alles ist gut. Ich merke aber auch, was es heisst, Kinder unterstützen zu müssen, die um gutes Mitkommen in der Schule jeden Tag kämpfen müssen und von Selbstzweifeln geplagt sind. Da sind Lehrer, die darauf sehr dosiert und gut eingehen und da bin ich dankbar. Aber es gibt auch die sogenannten Stinkstiefel, die das Leben der Kinder schwer machen, weil sie nicht auf die Kinder eingehen wollen oder ein extra ausgearbeiteter Test nur Arbeit verursacht. Schade, dies zu beobachten am größten Gymnasium in Rheinland-Pfalz. Als Eltern sind dir die Hände gebunden, denn bis zum Schultor kannst du sie behüten, dann müssen sie allein kämpfen. Aber wir haben gelernt zu kämpfen und das macht die Kinder nur stark fürs Leben, das immer wieder von spitzen Ellbogen geprägt ist.

Wenn ich das so alles schreibe, dann bemerke ich, dass vieles schön ist für unsere Kinder aber auch nicht immer rund läuft. Da sind wir allerdings kein Einzelfall, das ist in jeder Familie in irgendeiner Form der Fall.

Alles ändert sich mit meinem ja zum Ausland 3.0

Nun steht eine erneute Auslandsentsendung meines Mannes an und dieses mal müssen wir eine Teenie Tochter und und zwei zwölfjährige umtopfen. Der älteste ist seit mehr als einem Jahr umgetopft und glücklich in Schottland in einer tollen Schule.

Das behutsame Vorbereiten, dass es sein könnte, dass Papi einen Job im Ausland bekommt , haben wir längst hinter uns, jedoch war es gut, dies so behutsam zu machen, denn uns war nicht klar, wie die Kinder auf einen Schulwechel, Ortswechsel, Landwechsel und Kontinentwechel reagieren. Rückblickend hat das gut funktioniert und nun sind wir mitten drin. Mein Mann schon seit Januar im Job und ich ziehe mit den Kindern bald hinterher. Die Fragen waren vielschichtig, was das alles zu bedeuten hat und wie das alles geht und welche Schule es sein soll und was die Freunde sagen. Ich bin bisher nur mit Kleinkindern ins Ausland gezogen und das war ein Leichtes.

In keinem Buch steht, wie Kinder auf eine Auslandsentsendung reagieren

Es ist schwierig für Kinder, denn es ist eine Achterbahnfahrt, die von Himmel hoch jauchzend bis zu Tode betrübt geht. Dies aufzufangen, bedarf viel Kraft und viel Zeit und bedarf besonderer Maßnahmen. Damit meine ich eine Wohlfühlathmosphäre zu schaffen, die geprägt ist von immer leckerem Kinderessen, abends auch gerne vor der Glotze und immer, wirklich immer Zeit haben für die vielen Fragen. Ich bemühe mich, jede noch so für mich kleine Frage so zu beantworten, dass die Jungs damit etwas anfangen können. Für unsere Tochter ist das alles weniger problematisch, da sie sowieso nach der 9. Klasse ins Ausland gehen wollte wie ihr Bruder. Sie wird nicht mit uns nach Shanghai ziehen, sondern ihren Weg in Schottland machen. Der Halt durch ihren Bruder ist da, jedoch sind mein Mann und ich 9000 km entfernt, das kann schon mal eine Gefühl von Unwohlsein verursachen. Ob ich mit 14 Jaren, dies gemacht hätte? Ich bin mir nicht sicher. Meine Eltern haben ihre 4 Töchter immer zur Selbständigkeit erzogen, aber als Nesthäkchen war ich schon ein wenig verhätschelt. Wir haben unseren Kindern die Selbständikgkeit als hohes Gut immer wieder in unsere Erziehung einfliessen lassen. Hoffentlich macht es sich jetzt in dieser Extremsituation bezahlt.

Mit 11, fast 12 Jahren, ist die Selbständigkeit noch nicht so ausgeprägt, so dass mein Fokus sehr auf dem Zwillingen liegt. Ja, sie haben mit Bauchschmerzen reagiert, immer wieder sind sie vorzeitig aus der Schule nach Hause gekommen. Mir war nach einer Weile klar, dass es keine Magenverstimmung und auch kein Magen-Darm Virus war. Der Umzug, der Wandel ist ihnen einfach auf dem Magen geschlagen. Die Kinder waren träge, haben nachmittags viel geschlafen und die üblichen Aktivitäten waren alle lästig. Musikunterricht, Sport, Landesvater. So habe ich konsequent den Rotstift angesetzt und Druck rausgenommen. Vor allem den schulischen Druck habe ich gelöscht. Dieser sollte eigentlich nicht mehr von so großer Bedeutung sein, da wir die Schule verlassen und kein Kämpfen um Verbleib in der Schule oder nicht auf dem Programm stand. Aber wer kann schon in Kinder schauen. Die Schwierigkeiten lagen mit Sicherheit auch daran, daß mein Mann schon in Shanghai arbeitet und wir eine Fernehe führen und der geplante Abflug nach Shanghai erst 7 Monate später für mich und die Kinder sein sollte. Diese Zeitspanne ist zu lang. Das kann ich jetzt klar feststellen. Das nochmalige vor Ort sein ist elementar, also die neue Wohnung wirklich schon mal sehen und den Kühlschrank anfassen und auf das neue Bett springen, die Kuscheltiere persönlich hinbringen und den Aufzug in den 36. Stock testen, den Pförtner kennenlernen und mit Neo, dem Familienchauffeur, quatschen, den Weg in die Schule mal abfahren und am besten die Schuluniform zeitig kaufen, abklären, ob es auch HB Bleistifte in China gibt und einen Ort finden, wo der Koffer abgestellt werden kann, da wir nun keinen Keller mehr haben. Uff, aber alles sehr wichtig in den Augen von Kindern.

Über die meisten Dinge mache ich mir keine Gedanken. Ich habe da gar keine Zeit für und finde es auch nicht wichtig. Aber den Kindern ist es wichtig! Aus diesem Grund fliegen wir Ostern mit den Kindern nach Shanghai, dann wir alles haptisch, visuell und Papi muss nicht mehr so viele Fotos schicken.

Ich habe über diverse Fb Gruppen Kontakt zu Shanghai Expatmüttern gefunden. Das ist so wichtig und ich bin richtig happy. Annett hat ihren Sohn auch an der BISS – British International School of Shanghai – und wir treffen uns an Ostern. Sie hat mich bereits in eine Eltern WeChat Gruppe aufgenommen und mir einiges über die schule aus Elternsicht erzählt. Das habe ich gleich an die Jungs weitergegeben. Auf dem Flug nach Shanghai treffe ich eine andere Mutter, die viele Jahre an der Deutschen Schule in Shanghai Lehrerin war und die liebend gerne sofort zurück nach Shanghai gehen würde und von der ich bereits jetzt viel Tips bekommen habe und auf dem Flug sicher noch mehr Tips bekommen werde. Danke im Voraus!

Hilfe gibt es auch von der Schule – unglaublich!

So merke ich immer wieder, dass ein Netzwerk von großer Bedeutung ist und nicht nur mir eine Sicherheit gibt, sondern besonders den Kindern. Der Schule in Shanghai habe ich auch geschrieben, dass meine Jungs sich schwer tun und Gillian hat wunderbar reagiert und Hilfe angeboten. So gibts da schon einen Buddy und wir können noch einmal zur Schule kommen und Lehrer treffen. Es ist eben wichtig zu verbalisieren, dass Hilfe benötigt wird und mir ist es noch nie passiert, dass Du keine Hilfe erfährst. Es liegt nicht in der Natur des Menschen, sich schwach zu geben, Sunshine ist besser. Das Thema ist aktueller denn je. Da schliesse ich mich ein. Jedoch bei einem Komplettwandel des Lebensmittelpunktes bist Du einfach auf Hilfe angewiesen. Das kann ich jedem neuen Expatpaar, jeder neuen Expatfamilie an die Hand geben.

Alle Lachen wieder

Das tiefe Tal ist durchschritten, die Kinder lachen wieder, die Zweifel verflogen, das Setup verändert und dass besondere Situationen besondere Massnahmen erfordern ist klar und da muss man auch mal 2 Tage blau machen und Mamizeit am Vormittag geniessen ohne den Bruder und die Schwester. Mich hat es viele unruhige Nächte bereitet und viel Telefonate mit meinem Mann, immer wieder reflektieren, was muss anders sein, was kann besser sein und wie ist die Fröhlichkeit zurück zu bekommen. Meine grauen Haare sieht keiner – habe eine gute Friseurin, die ich jetzt schon vermissen werde, wenn ich in Shanghai bin, aber das nur am Rande!

Ich freu mich über Kommentare und über Erfahrungsaustausch, ist ja nicht alltäglich, daß du in die Ferne ziehst.

Luise

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 Der Start in unser erstes Expatleben vor 20 Jahren gestaltete sich rückblickend als sehr einfach. Das Angebot kam, mein Mann und ich überlegten als junges Ehepaar ohne Kinder, ob wir das Abenteuer Bella Italia machen wollen. Die Entscheidung war einfach. Mailand, die Stadt der Mode, der tollen Restaurants, dem weltberühmten Teatro della Scala und dem “Bella Vita“ lockten uns sehr und wir sahen die Chance, unser Leben abseits der Eltern und Schwiegereltern selbst zu gestalten. Diese Chance ergriffen wir. Ohne Kinder haben wir unsere Zweisamkeit in vollen Zügen genossen. Am Ende des Monats war kein Geld mehr da, wir nagten immer mal am Ersparten, waren aber mit wenig auch zufrieden und freuten uns umso mehr auf den nächsten Restaurantbesuch in der ersten Woche des neuen Monats. Wir hatten kein umfangreiches Eigentum, keine vielschichtigen Verpflichtungen, sondern genossen das Leben. Wir kauften ein BMW Cabriolet und flitzen wie selbstverständlich an den Wochenenden an die Riviera oder in die Berge. Es war einfach nur schön. Diese Jahre als Expats mit Kontakten zu vielen anderen Expats hat uns geprägt. Ich war in der Professional-Women-Association of Milan und traf viele andere Expatfrauen. Hier traf ich Julie, meine Gynäkologin, die meine Schwangerschaft begleitete, hier traf ich Wendy, die mir Kleider aus toskanischer Wildseide schneiderte und hier traf ich die Texanerin Debbie, die einen Schotten in einer verwunschenen toskanischen Burg heiratete und viele andere interessante Frauen aus allen Herren Länder. Hier bekam ich Kontakte und plötzlich war ich auch in der italienischen Arbeitswelt verankert – als Relocation Agentin. Die Jahre vergingen, wir wurden Eltern und 2003 endete die Expatzeit. 

Die Mexikozeit

Zwei Jahre in der Heimat waren schön. Mein Mann bekam verrückte Angebote für entlegene Länder, unter anderem Argentinien. Das sollte dann nichts werden und plötzlich stand Mexiko City auf dem Plan. Viel wusste ich nicht über das Land, das gebe ich zu. Auch hier kam das Angebot, wir überlegten als Eltern von einem 2 jährigen Autoverrückten Blondschopf und einer 5 Monate alten zuckersüßen Tochter, ob wir dieses Abenteuer auf uns nehmen. Ja! Expatleben 2.0! Ein Abenteuer, eine Herausforderung mit zwei kleinen Kindern. Ein bisschen Erfahrung brachten wir ja mit und eine tolle Relocation Agentur half uns bei allen Unwägbarkeiten. Beim Look and See Trip entdeckten wir diese pulsierende Stadt mit den bunten Märkten, mit dem tollen Essen, mit der Kulturgeschichte und mit Diego Rivera und Frida Kahlo. Die Eingewöhnungszeit gestaltete sich als unkompliziert. Die Kinder waren noch so klein, dass die Kinder glücklich machen zu müssen nicht auf dem Programm stand, sondern eher wie mein Mann und ich das Beste für uns zusammenbauen konnten. Wir tauchten ein in das mexikanische Leben und waren schnell Mitglied im Deutschen Sportclub und die Kinder, dann 3 und 1 Jahr, kamen in eine Krippe und in den Deutschen Kindergarten. In der evangelischen Gemeinde lernten wir flott andere Familien kennen und über die Deutsche Botschaft und das German Center weitere. Wir landeten sanft, denn meine beste Freundin hatte eine Freundin, die dort schon länger lebte und uns so herzlich empfangen hat, dass ich überwältigt und gerührt war. Es entstand eine tolle Freundschaft. 

Auch hier war der ganze Prozess des Umziehens und des Einlebens recht leicht auch wenn ich immer mal wieder meine Zweifel bekam und ich einfach nur nach Hause wollte. Mexiko haben wir in unser Herz geschlossen. Hier sind unsere Zwillinge auf die Welt gekommen. Die Jahre vergingen und plötzlich ging es zurück in die Heimat pünktlich zur Einschulung vom ältesten Sohn. 

Die Chinazeit – sie kommt in großen Schritten auf uns zu

Ich habe immer gesagt, dass 8 Jahre als Familie für eine Firma im Ausland zu leben einfach genug ist und ich in meiner Heimat alt werden möchte und hier ohne weitere Unterbrechungen mein Leben gestalten, formen und geniessen möchte. Diese Rechnung ist nicht ganz aufgegangen, auch wenn ich mich vor ungefähr 2 Jahren einmal erfolgreich gewehrt habe. Im März letzten Jahres kam mein Mann dann wieder mit der Info nach Hause, dass seine Firma ihn für eine Auslandsentsendung in Betracht zieht. Mein Mann dachte, die Antwort von mir zu kennen, wollte trotzdem aber nochmal nachfragen, um ein definitives nein zu hören, um dann seinem Arbeitgeber eine Absage mitzuteilen, denn wir machen alles zusammen und Option Fernehe gibt es bei uns nicht. Jedoch erwischte er mich am rechten Tag zum rechten Zeitpunkt. Ich hatte meine Meinung geändert. Warum? Irgendwie hat sich seit der ersten Absage so viel in der engen und erweiterten Familie verändert, dass ich selber vielleicht nach einer Veränderung im Unterbewusstsein Ausschau gehalten hatte. 

Nun stecken wir mitten in den Vorbereitungen für einen erneuten Umzug, diesmal ins ferne Asien, das gemietete Haus geben wir auf, eine große Wohnung haben wir gekauft, die jedoch erst in der Entstehung ist, unser Wochenendhaus braucht eine Betreuung, unser Hund braucht eine neue Bleibe, denn er ist zu alt. Nach 10 Jahren in Deutschland mit vier Kindern hat sich eine Menge Hab und Gut angesammelt, dies muss dezimiert werden.

Unser ältester Sohn ist bereits im Internat in Schottland und bleibt dort, unsere Tochter zieht es auch dort hin und unsere Zwillinge kommen mit uns nach Shanghai. Das Gefüge bricht irgendwie auseinander. Es ist merklich komplizierter geworden, denn mein Mann und ich klären feinfühlig, was für unsre Kinder das Beste ist. Wir haben gemeinsam entschieden, aber für jedes Kind ist klar, dass immer Änderungen möglich sind, sei es für die Zwillinge eine deutsche Schule oder für unsere Tochter doch Shanghai. 

Die To-Do Listen sind merklich länger geworden im Vergleich zu unserem Start in das erste Expatleben in Italien, vor 20 Jahren hatten wir auch noch keine 4 Kinder und noch kein Haus, noch kein umfangreiches Hab und Gut, keinen Hund und noch nicht einen Berg an Akten, die stetig auf den neuesten Stand gebracht werden müssen. 

Es ist spannend und aufregend zugleich, anstrengend und fordernd und in diesem Gefüge darf natürlich auch die Ehe nicht darunter leiden, dass wir nur noch organisatorische Gespräche führen. 

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