Siebter Blog am 27. Oktober 2018
Tja, die Wohnungssuche in Shanghai hat nun leider kein erfolgreiches Ende genommen. Von den vielen Wohnungen, die wir beim Look-and-See Trip gesehen haben, kam sowieso nur eine in Frage, denn diese einzige hatte genügend Schlafzimmer. Nun hat ein anderer sie uns weggeschnappt und die schwierige Suche nach ausreichend Schlafzimmern in einer Wohnung in der French Concession geht weiter. Ich bin da entspannt, denn in der Tat komme ich erst mit den Kindern im Äugst 2019 nach Shanghai und mein lieber Mann muss nicht unbedingt ab Januar in einer so großen Wohnung sein, etwas kleines für die ersten 7 Monate, in denen er sicherlich nur arbeitet, ist bestimmt nicht schlimm. Klar ist aber auch, dass ein “das habe ich im Sack und muss mich nicht mehr drum kümmern“ auch ein Punkt weniger auf der To-Do Liste für einen Umzug nach Shanghai ganz gut wäre.
Die To – Do Liste passt auf ein Blatt Papier nicht mehr ganz drauf, so habe ich mir ein Buch zugelegt, um der Zettelwirtschaft ein Ende zu setzen, denn im entscheidenden Moment ist der eine kleine Zettel so oft bei mir nämlich gerade nicht auffindbar. Es gibt in Hamburg einen tollen Verlag, der so wunderbare Notizbücher von A6 bis A4 in den tollsten Farben anbietet, dazu geschickt gestaltete Jahreskalender in vielen Variationen. Zur Zeit arbeite ich mit der Farbe schwarz – mein jetziger Kalender -, mit der Farbe mittelblau – Kalender 2019, der sich zunehmend füllt -, mit der Farbe gelb – alles Wissenswertes über Shanghai und China -, mit der Farbe hellblau – mein Foto Fotolia/Adobe Stock Schlagwort Register (jede Fotografie, die in in dieser Fotoagentur zum Verkauf anbiete muss ordentlich verschlagwortet werden ), mit der Farbe knallgrün – mein Blogbuch, wo ich Ideen und Gedanken über meine Schreibaktivitäten notiere und sammle – mit der Farbe rot, meine To – Do Bibel für den Umzug in ein neues, anderes Leben: das Abenteuer Shanghai!
Ich war lange Jahre eine Verfechterin von Digitaler Dokumentation, digitalem Kalender und digitaler To-Do Liste. Ich bin zunehmend nicht mehr damit zurecht gekommen und liebe meine bunten Bücher über alles. Back To the roots der analogen Welt, die in viele Bereichen ein Revival feiert. Es kann leider dann doch mal vorkommen, dass wir in unsere Wochenendidylle im Hunsrück fahren und ich mit 6 bunten Büchern meine Handtasche überfordere – dann muss eben der Rucksack her.
Meinen Mann habe ich damit auch schon angesteckt, er hat erstmal 3 schlichte blaue Notizbücher gekauft, will er ein Tagebuch beginnen? Ich bin mir nicht sicher. Viel zum Scheiben von seinem und unserem intensiven Leben hätte er mit Sicherheit.
Er hat eine Abschrift von den Tagebüchern seines Großvaters aus Kriegsjahren. Das zu lesen ist keine leichte Lektüre, es öffnet mir jedoch die Augen und meine momentanen Sorgen und Bedenken kannst ich im Vergleich zu diesen Jahren immer wieder ins rechte Licht stellen und mir wird klar, dass Dein Ross, auf dem Du möglicherweise jammerst so unendlich groß ist, dass keiner einen Fuß auf den Boden setzen kann.
Bevor das alles mit Handy und PC begann habe ich von im den Filofax-Kalender meine Aktivitäten analog notiert, ich habe sie in einer meiner unzähligen Holzkistchen und blättere auch da manchmal drin, wenn ich zum Beispiel mich frage, wo ich 1992 meinen Geburtstag gefeiert habe. Dann krame ich in meinen unzähligen Fotokistchen und schaue Fotos an und denke: Huch, welch Modesünde und dann: welch schöne Erinnerung.
Wie bewahrst Du Deine Erinnerungen auf? An einer imaginären Kette und immer, wenn ein schöner Moment dazukomme, ziehst du eine neue Perle auf oder machst Du es wie ich? Ich habe einen Schrank voller kleiner und großer Schubladen. Die Schubladen sind ganz unterschiedlich. Leichte und schwere, große und kleine, lustige und traurige. Irgendwie sind sie bunt gemischt, damit sie an der ein oder andere Stelle nicht zu lastig werden. Einige Schubladen habe auch ein Schloss, dass nur zu besonderen Momenten geöffnet wird, weil sie nicht gut tun, wenn sie so einfach von mir geöffnet werden. Das ist dann reiner Selbstschutz, legitim, verständlich und praktikabel.
Ich habe zwei große Schränke mit unzähligen Schubladen, auf dem einen Schrank steht Bella Italia und auf dem anderen Viva Mexico. Meine Jahre im Ausland als Expatehefrau, Expatmutti, Expatlady, Expatnerd, Expatüberlebende, Expatspezialistin befinden sich darin auf bunten durchsichtigen Zetteln. Nun muss ein neuer Schrank her. Was soll darauf stehen? Ich finde China – Reich der Mitte ganz gut.
Bis nächste Woche!